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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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zu
    sprechen verlangt hatte, war die Gesellschaft
    entsetzt, als sie hörte, wie dieser lächelnd
    sagte, dabei komme er keineswegs auf seine
    Rechnung. Da sei noch das Zusätzliche. Und
    als das Wort »das Zusätzliche« mit wütenden
    Ausrufen aufgenommen wurde, führte er es
    einzeln auf: fünfundzwanzig Liter Wein statt
    zwanzig, welche Zahl vorher vereinbart
    worden sei; den Eierschnee, den er zusätzlich
    gegeben habe, als er gesehen, daß der
    Nachtisch ein wenig dürftig gewesen sei;
    schließlich ein Fläschchen Rum, das mit dem
    Kaffee serviert worden sei, für den Fall, daß
    jemand gern Rum trinke.
    Da entspann sich ein furchtbarer Streit.
    Coupeau, an den man sich hielt, sträubte sich:
    niemals habe er von zwanzig Litern
    gesprochen; was den Eierschnee betreffe, so
    gehöre er zum Nachtisch, da war dem Kneipier
    eben nicht zu helfen, wenn er ihn aus eigenem
    Ermessen zusätzlich gegeben habe; bliebe das
    Fläschchen Rum – ein Vorwand, ein Mittel,
    um die Rechnung zu erhöhen, indem
    Spirituosen auf den Tisch geschoben würden,
    die einem unverdächtig vorkämen.
    »Es stand auf dem Kaffeetablett!« schrie er.
    »Also muß es auch mit zum Kaffee gerechnet
    werden ... Lassen Sie uns in Ruhe! Nehmen
    Sie Ihr Geld weg, und da soll uns der Donner
    rühren, wenn wir jemals wieder den Fuß in
    Ihre Bude setzen!«
    »Es macht sechs Francs mehr«, sagte der
    Weinhändler immer wieder. »Geben Sie mir
    meine sechs Francs ... Die drei Brote des
    Herrn berechne ich noch nicht mal!«
    Die ganze Gesellschaft, die sich um ihn
    gedrängt hatte, umringte ihn mit wütenden
    Gebärden und einem Gekreisch vor Zorn
    erstickender Stimmen. Besonders die Frauen
    gingen aus ihrer Zurückhaltung heraus, lehnten
    es ab, einen Centime zuzuzahlen. Na, danke
    schön, das war ja eine feine Hochzeit! Fräulein
    Remanjou würde sich nie wieder auf so ein
    Essen einlassen! Frau Fauconnier habe sehr
    schlecht gegessen; zu Hause hätte sie für
    vierzig Sous ein Gerichtchen gehabt, nach dem
    man sich die Finger lecken würde. Frau
    Gaudron beklagte sich bitter, daß sie ans
    schlechte Ende des Tisches neben
    MeineBotten abgeschoben worden sei, der
    nicht die geringste Rücksicht gezeigt habe.
    Kurzum, derartige Feiern gingen immer schief.
    Wenn man Gäste auf seiner Hochzeit haben
    wolle, so lade man die Leute ein, weiß Gott!
    Und Gervaise, die zu Mama Coupeau an eines
    der Fenster geflüchtet war, sagte nichts,
    schämte sich, weil sie fühlte, daß alle diese
    Vorwürfe auf sie zurückfielen.
    Schließlich ging Herr Madinier mit dem
    Weinhändler hinunter. Man hörte, wie sie
    unten diskutierten. Nach einer halben Stunde
    kam dann der Kartonmacher wieder herauf; er
    hatte die Sache in Ordnung gebracht, indem er
    drei Francs gegeben hatte. Aber die
    Gesellschaft blieb verärgert, aufgebracht und
    kam unaufhörlich auf die Frage des
    »Zusätzlichen« zurück. Und der Krach
    steigerte sich mit einem Kraftakt von Frau
    Boche. Sie belauerte immer noch ihren Mann,
    sie sah, wie er in einer Ecke Frau Lerat in die
    Taille kniff. Da schleuderte sie mit vollem
    Schwünge eine Karaffe nach ihm, die an der
    Wand zerschellte.
    »Man merkt genau, daß Ihr Mann Schneider
    ist, Madame«, sagte die große Witwe und kniff
    voller Hintergedanken die Lippen zusammen.
    »Er ist ein erstklassiger Röckemesser ... Ich
    habe ihm aber gehörige Fußtritte unter dem
    Tisch versetzt.«
    Der Abend war verdorben. Man wurde immer
    zänkischer. Herr Madinier schlug vor zu
    singen, aber RöstfleischBibi, der eine schöne
    Stimme hatte, war soeben verschwunden; und
    Fräulein Remanjou, die sich mit den Ellbogen
    auf ein Fensterbrett stützte, erblickte ihn unter
    den Akazien, wie er ein dickes Mädchen ohne
    Hut herumschwenkte. Das Piston und die
    beiden Geiger spielten den »Mostrichhändler«,
    eine Quadrille, bei der man zur Pastourelle33
    in die Hände klatschte.
    Dann gab es ein heilloses Auseinanderlaufen.
    MeineBotten und das Ehepaar Gaudron gingen
    hinunter, sogar Boche machte sich aus dem
    Staube. Von den Fenstern aus sah man, wie
    sich die Paare zwischen den Blättern drehten,
    denen die in den Zweigen hängenden Laternen
    ein gemaltes und grelles Dekorationsgrün
    verliehen. Die Nacht schlief ohne einen
    Atemzug, vor Wonne vergangen bei der
    großen Hitze. Im Gastzimmer war ein ernstes
    Gespräch zwischen Lorilleux und Herrn
    Madinier in Gang gekommen, während die
    Damen, die nicht mehr wußten, wie sie ihr
    Zornbedürfnis befriedigen sollten, ihre

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