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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Kleider
    betrachteten und nachsahen, ob sie keine
    Flecke abbekommen hatten.
    Frau Lerats ausgefaserte Fransen mußten in
    den Kaffee getunkt worden sein. Frau
    Fauconniers rohseidenes Kleid war voller
    Soße. Mama Coupeaus grünen Schal, der von
    einem Stuhl gefallen war, hatte man soeben in
    einer Ecke zusammengerollt und zertreten
    wiedergefunden. Aber vor allem Frau
    Lorilleux konnte ihres Zornes nicht Herr
    werden. Sie habe einen Fleck im Rücken, man
    könne ihr noch so sehr schwören, das stimme
    nicht, sie spüre ihn. Und indem sie sich vor
    einem Spiegel verrenkte, sah sie ihn
    schließlich.
    »Was habe ich gesagt?« rief sie. »Es ist
    Hühnerbrühe. Der Kellner wird das Kleid
    bezahlen. Eher strenge ich einen Prozeß gegen
    ihn an ... Oh, an dem Tag ist auch alles dran.
    Ich hätte besser daran getan, wenn ich
    liegengeblieben wäre ... Ich mach zunächst
    mal, daß ich wegkomme. Ich habe genug von
    denen ihrer lumpigen Hochzeit!«
    Wütend ging sie fort und ließ die Treppe unter
    den Hieben ihrer Absätze erzittern. Lorilleux
    lief hinter ihr her. Aber alles, was er erreichen
    konnte, war, daß sie fünf Minuten auf dem
    Bürgersteig warten würde, falls man
    zusammen fortgehen wolle. Sie hätte nach
    dem Gewitter gehen sollen, wie sie so gern
    gewollt hatte. Diesen Tag solle Coupeau ihr
    büßen. Als der erfuhr, daß sie so erbost war,
    schien er bestürzt zu sein; und um ihm Ärger
    zu ersparen, willigte Gervaise ein, sofort
    heimzugehen.
    Darauf umarmte man sich schnell. Herr
    Madinier übernahm es, Mama Coupeau
    heimzubegleiten. Frau Boche sollte Claude
    und Etienne für die erste Nacht zum Schlaf en
    mit zu sich nach Hause nehmen; ihre Mutter
    konnte wirklich unbesorgt sein, Die Kleinen
    schliefen auf Stühlen, weil sie durch den mit
    Eierschnee tüchtig verdorbenen Magen ganz
    träge geworden waren. Schließlich entfloh das
    Brautpaar mit Lorilleux und ließ die übrigen
    Hochzeitsgäste in der Weinschenke zurück, als
    sich unten beim Schwof eine Prügelei
    zwischen ihrer Gesellschaft und einer anderen
    entspann. Boche und MeineBotten, die eine
    Dame geküßt hatten, wollten sie nicht den
    beiden Soldaten zurückgeben, zu denen sie
    gehörte, und drohten in dem tollen Radau des
    Pistons und der zwei Geigen, die die
    Perlenpolka spielten, mit dem ganzen Pack
    aufzuräumen.
    Es war kaum elf Uhr. Auf dem Boulevard de
    la Chapelle und in das ganze Viertel La
    Goutted'Or brachte der halbmonatliche
    Lohntag, der auf diesen Sonnabend fiel, einen
    ungeheuren Saufspektakel. Frau Lorilleux
    stand zwanzig Schritte von der »Moulin
    d'Argent« entfernt unter einer Gaslaterne und
    wartete. Sie nahm den Arm ihres Mannes und
    schritt, ohne sich umzudrehen, so schnell
    voraus, daß Gervaise und Coupeau beim
    Hinterhergehen außer Atem kamen. Zuweilen
    gingen sie vom Bürgersteig herunter, um
    einem Betrunkenen auszuweichen, der dort
    hingefallen war und alle viere von sich
    streckte.
    Lorilleux drehte sich um und Suchte alles
    wieder einzurenken.
    »Wir bringen euch bis zu eurer Tür«, sagte er.
    Frau Lorilleux aber erhob die Stimme und
    fand es komisch, seine Hochzeitsnacht in
    diesem stickigen Loch im Hotel Boncœur zu
    verbringen. Hätten sie die Hochzeit nicht
    lieber aufschieben, ein paar Sous sparen und
    sich Möbel kaufen sollen, damit sie am ersten
    Abend zu sich nach Hause gehen konnten? Na,
    sie würden sich ja wohl fühlen da oben unterm
    Dach, beide in einer Kammer zu zehn Francs
    übereinandergestapelt, in der nicht einmal Luft
    vorhanden sei.
    »Ich habe gekündigt, wir bleiben nicht oben«,
    wandte Coupeau schüchtern ein. »Wir
    behalten Gervaises Zimmer, das größer ist.«
    Frau Lorilleux vergaß sich, drehte sich mit
    einer jähen Bewegung um.
    »Das ist ja noch schöner!« schrie sie. »In
    Hinkebeins Zimmer willst du schlafen?«
    Gervaise wurde ganz blaß. Dieser Spitzname,
    den sie zum erstenmal ins Gesicht geworfen
    bekam, traf sie wie eine Ohrfeige. Außerdem
    hörte sie sehr wohl aus dem Ausruf ihrer
    Schwägerin heraus: Hinkebeins Zimmer, das
    war das Zimmer, in dem sie einen Monat mit
    Lantier gelebt hatte, in dem die Lumpen ihres
    verflossenen Lebens noch herumlagen.
    Coupeau verstand nicht, er war nur über den
    Spitznamen gekränkt.
    »Es ist nicht recht von dir, anderen Beinamen
    zu geben«, antwortete er verstimmt. »Du weißt
    wohl nicht, daß du im Viertel deiner Haare
    wegen Kuhschwanz genannt wirst? So, das ist
    dir nicht angenehm, nicht wahr? – Warum
    sollten wir nicht das

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