Der Toeter und andere Erzaehlungen
Schlitz mit dem Taschenmesser, bis er so groß ist, daß man mit der Hand reinlangen kann, oder wenigstens mit Hilfe einer Kinderhand. Der Metallrahmen der Postluke verdeckt die Öffnung, so daß man das Loch nicht sieht, aber das Loch haben mindestens drei von vier Wohnungstüren.
Ich stieg in Haapamäki aus, während er noch weiterfuhr. Wahrscheinlich suchte er den Kamm, denn ich sah ihn nicht am Fenster, als ich auf dem Bahnsteig an seinem Abteil vorbeiging. Er kann sich natürlich auch den Schuh zugebunden haben, denn an einem seiner Schuhe waren die Schnürbänder auf, als er ins Abteil kam. Das sieht man of bei dicken Männern.
Der Stumme
Der Sommer war so gewaltig am Werk, daß die Erlen vor sich hindorrten, man brauchte sie nur noch auszuästen und hatte fertiges Winterfutter für die Schafe. Der Lehm wurde rissig auf den Gewannäckern und in den Gräben. Alles schien stehn zu bleiben, was sich bewegte; die Spatzen flogen von Strauch zu Strauch wie sich langsam drehende Kreisel. Die alte Siltala ging sich zwischendurch in der Kartoffelmiete abkühlen, ihre Kaffeeflasche im Wollstrumpf unter dem Arm. Die Zigeuneralte trieb sich auf den Feldern herum und faßte Höfe ins Auge. Der kleine Siltala irrte auf dem Feld hin und her, als suchte er etwas, woran er sich nicht erinnern konnte. Die anderen Kinder hatten ihn angeführt und waren baden gegangen. Er fand im Großen Graben einen ganzen Striezel, ein Stück Käse und ein Kopfuch mit Erbsen vom letzten Jahr. Er strahlte, als hätte er einen guten Beerenplatz gefunden. Er setzte sich am Graben hin und machte sich über den Striezel und den Käse her, indem er einmal links, einmal rechts abbiß. Die Erbsen ließ er nacheinander in einen der Erdrisse fallen. Dann betrachtete er das Tuch, das er sich zwischen die Zehen geklemmt hatte, die Beine in der Luf. Die Zigeunerin watschelte im Graben auf ihn zu, barfuß. Sie hatte schmutzige Füße. Sie schrie aus vollem Hals: Eieieiei! Dann fing sie an, ihn zu beschimpfen, mit allen erdenklichen landesüblichen Flüchen. Aber sie vergriff sich nicht an ihm. Der Junge gab keinen Mucks von sich; er aß.
– Nuscht wie rin und raus, nuscht wie Rachullrichkeit, aber wart man, wenn das mal zugeht und kein Wortchen mehr kommt!
Die Mutter hatte zugesehn und lief dem Jungen zur Hilfe. Sie warf ihren Rockschoß über ihn, um ihn vor dem bösen Blick der Alten zu schützen. Sie meinte den Fluch mit ebenso schrecklichen Flüchen abwehren zu können. Sie beschimpfe die Alte mit: Hagar, Kains Tochter und Dreckshaxe. Die Dreckshaxe nahm ihr die Alte übel.
– Immer noch saubrer sind die als was deine Seele is, schrie sie und streckte ihr Bein hoch. Der kleine Siltala wurde ein stummer Mann und alle sagten, das käme von der Hexerei der Alten. Ohne jedes Wort bekam er auch eine Frau. Sie war als Viehmagd in die Gegend gekommen. Der Siltala verliebte sich in sie und fing an, zu denselben Vergnügen zu gehn, wo auch das Marjellchen hinging, aber er tanzte nicht und machte auch keine Annäherungsversuche. – Was glupt mich der Siltala bloß so an, fragte sie die anderen Mädchen.
Sie suchte sich Tanzböden, die weiter ablagen, aber der Siltala kam hinterher. Im Winter einmal gab es zehn Kilometer weit weg ein Tanzvergnügen, und das Mädchen ging hin mit dem Gedanken, der Siltala würde jetzt locker lassen. Aber er ließ nicht locker. Es wurde frostiger draußen im Lauf des Abends. Niemand von ihren ständigen Begleitern war dort, und die Burschen aus der Gegend – als das Vergnügen aufs Ende zuging und weil sie gehört hatten, wie weit sie es nach Hause hatte – machten einen Bogen um sie. Es fand sich niemand, der sie begleiten wollte. Sie machte sich auf den Heimweg, ängstlich und verärgert. Sie fürchtete sich vor der Dunkelheit und den langen Strecken durch den Wald. Im Wald begann sie zu laufen. Der Siltala trottete hinter ihr her, die Pappmundstückzigarette zwischen den Zähnen; wie irgendein Glühwurm. Vom Tanzboden bis zu Siltalas Hof waren es 7 km, und bis zum Hof, wo das Mädchen in Stellung war, nochmal 3 km. Sie hatte sich warm gelaufen, aber als der Wald auförte, auf freiem Feld wurde es ihr kalt. Und sie schafe es auch nicht, den ganzen Weg zu laufen; sie bekam Stiche in der Seite und mußte es aufgeben. Der Frost begann in den Fingern zu schneiden, sie klemmte die Daumen ein, aber auch das half nicht. Ihre Füße wurden eisig. Es war schrecklich, das ganze Dasein. Und der Siltala spazierte hinter ihr
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