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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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nieder, und da ihr voluminöser Rock die Bank fast völlig ausfüllte, nahm Sir Nicholas an der anderen Seite des Kamins Platz. »Ja, setzt Euch nur, lieber Nicholas«, lud sie ihn ein. »Dawson und mein Gemahl werden sicher bald kommen.«
    Sir Nicholas nahm den Mantel von seinen Schultern und warf ihn beiseite. Er fiel auf einen der Stühle an der Wand, und Margery, welche hinter einem Paravent vorlugte, runzelte die Stirn, als sie sah, wie achtlos er den teuren Stoff behandelte. Mylady erblickte ihr sorgenvolles Gesicht und lächelte sie gütig an. »Komm näher, Margery. Du gibst mir doch recht, wenn ich sage, daß der Tag, der uns Sir Nicholas nach Hause brachte, ein guter Tag ist.«
    »Ja, da habt Ihr recht, Mylady.« Margery knickste tief. »Aber was für ein wilder, gedankenloser Junge! Wird er denn nie erwachsen werden?« Sie hob den Mantel auf und legte ihn sorgfältig zusammen. »Und der schöne Hut liegt auch auf dem Boden! Zwei Federn hat er sogar darin!« Doch während sie so viel Extravaganz noch tadelte, sah sie ihn anbetend an. »Hör auf deine alte Margery, mein Liebling, und nimm dir endlich eine Frau!«
    »Wozu denn?« fragte Sir Nicholas und legte elegant ein Bein über das andere. »Wozu denn, wenn meine alte Margery noch immer da ist, die mich ausschilt, und wenn meine schöne Schwester ihren Kopf über mich schüttelt?«
    »O pfui, Nicholas!« tadelte ihn seine Schwägerin. »Ich schüttle nicht den Kopf über Euch. Obwohl es Euch oft gebühren würde, daß ich es tue. Ah, hier ist mein Gemahl – gerade zur rechten Zeit. Euer Bruder, Mylord, behauptet, daß Margery und ich ihn tadeln.«
    Der Lord ließ sich neben Nicholas auf der Bank nieder. »Dawson holt das Märzenbier für dich, Nicholas. Er meint, daß es gerade das richtige für dich ist.« Er lächelte. »Eine schöne Sache, wenn das ganze Haus wegen eines elenden Kerls auf den Kopf gestellt wird, der noch dazu überhaupt nichts davon wissen will.« Sir Nicholas warf den Kopf zurück und lachte. »Immer die alte Geschichte, Gerard. Ich weiß, daß ich dich damit sehr ärgere!«
    »Aber nicht doch!« Der Lord sah ihn sanft an. »Jetzt bist du also nach Hause gekommen, um endgültig zu bleiben …«
    »Geduld, Gerard, Geduld!« meinte Nicholas spitzbübisch.
    Dawson kam herein, gefolgt von einem Lakaien, der das vielgerühmte Bier auf einem Tablett trug. »Herr, auf Eure Gesundheit!«
    »Ich danke dir!« Sir Nicholas streckte die Hand nach dem Krug aus. »Du kannst mir glauben, daß ich mich oft danach gesehnt habe. Mylady, ich trinke darauf, daß Eure Gesundheit besser werde!«
    »Ah!« seufzte sie und schüttelte leise den Kopf.
    Der Lord ergriff den zweiten Krug. »Du willst sicher von Lady Stanbury hören«, sagte er. »Freitag vor vierzehn Tagen erhielt ich einen Brief von ihrem Gemahl, in dem er schreibt, daß sie einen gesunden Knaben zur Welt gebracht hat.«
    »Was, endlich ein Sohn?« rief Sir Nicholas und stürzte den Rest seines Biers hinunter. »Ihre Töchter habe ich schon lange zu zählen aufgehört! Dawson, noch einen Krug, damit ich auf meinen Neffen trinken kann.«
    Er blickte Gerard an. »Wie geht es meiner Schwester? Wer wird Taufpate sein?«
    »Es geht ihr gut, sehr gut. Meine Gemahlin und ich werden die Paten sein und noch irgend jemand. Du solltest nach Worcester reiten und sie besuchen; Adela würde sich sehr freuen. Du hast wahrscheinlich auch noch nicht gehört, daß unser Vetter Arnold die jüngere Tochter Groshawks geheiratet hat? Eine gute, eine recht gute Verbindung. Die älteste war ihrer Mutter für Arnolds Geschmack zu ähnlich, wie ich gehört habe.«
    Eine Zeitlang besprach man noch Familienangelegenheiten; dann ging Mylady, um nach den für den Erben des Hauses bestimmten Zimmern zu sehen, und Nicholas wollte in die Stallungen, um die alten Diener und die neuen Pferde zu sehen. Der Lord ging nur allzugern mit ihm mit.
    »Ich habe da einen Araber, der dir gefallen wird«, sagte er. »Du mußt ihn ausprobieren. Ich habe ihn zu Michaelis gekauft, aber ich fürchte, daß ich zu schwer für ihn bin. Dir wird er gefallen: ein feuriges, ungestümes Tier.« Er nahm den Arm seines Bruders und hielt Nicholas, der hastig voraneilte, etwas zurück. »Langsam, mein Junge! Warum denn so eilig?«
    »Ich habe es ja gar nicht eilig. Was für Falken hast du jetzt? Und wie ist die Jagd?«
    »Gut, gut. Ich habe letzten Donnerstag mit meinem Nachbarn Selby gejagt. Ich habe meinen Falken auf einen Fasan angesetzt, den wir im

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