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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Gebüsch entdeckten. Was für ein herrliches Tier! Es ist ein Geschenk Stanburys, der es mir am Dreikönigsabend überreichte; ich werde ihn dir dann sofort zeigen. Selby fand eine Wildente und warf seinen Falken aus. Er stieß herunter, hat sie zweimal verfehlt, aber schließlich nach einem langen Flug doch geschlagen …«
    Sie sprachen von der Falknerei, von der Jagd und von der Verwaltung der Güter. Als sie endlich langsam zum Haus zurückschritten, sank die Sonne gerade und überzog alles mit roter Glut. Master Dawson wartete auf sie und kündigte ihnen das Abendbrot an. Sir Nicholas’ Gepäck war schon angekommen und in sein Zimmer gebracht worden. Er lief leichtfüßig die Treppen hoch, wobei er zwei Stufen auf einmal nahm, und fand Joshua in seinem Zimmer vor, der gerade ein Wams und eine Hose aus geschlitztem Ziegenleder, Strümpfe aus rosa Seide und eine frisch gesteifte weiße Halskrause vorbereitete.
    Ein großer Teil des Raumes wurde von einem Himmelbett, dessen Dach aus geschnitztem Maßwerk bestand und von vier Pfosten in Form von Karyatiden hochgehalten wurde, ausgefüllt. Die Vorhänge waren aus gemustertem Damast. Eine Truhe mit geschwungener Vorderfront, aus Nußholz mit Kirschholzintarsien, stand am Fuß des Bettes; in einer Ecke war ein großer Schrank und daneben eine zweite Truhe, auf der ein Becken und ein Krug aus Zinn standen; die Wände waren mit Stoff behängt, und ein Faltstuhl stand am Fenster. Sir Nicholas warf sich hinein und streckte die Beine von sich. »Zieh mir die Stiefel aus, Joshua. Wo ist die Schatulle, auf die du besonders achtgeben solltest?«
    »In sicherer Verwahrung, Herr; ich bringe sie Euch gleich.« Joshua kniete nieder und zog an den schmutzigen Stiefeln. »Zu Hause läuft ja alles gut wie immer, wie wir sehen können. ›Und was nun‹, so hat mich Master Dawson gefragt – habt Ihr übrigens bemerkt, daß ihm das gute Leben hier anschlägt?! –, ›was nun: Seid Ihr gekommen, um in England zu bleiben, Master Dimmock?‹ Er schnüffelt in unseren Geschäften herum, Herr. Aber ich habe ihn gehörig zurechtgewiesen, das dürft Ihr mir glauben. ›Es steht mir nicht zu‹, sage ich ihm, ›Master Nicholas’ Pläne der Welt vorzutragen!‹ Er war sehr beschämt.«
    »Das glaube ich gern«, spöttelte Sir Nicholas. »Was für eine kluge, diplomatische Antwort, mein Joshua. Und was, bitte, sind meine Pläne?«
    Joshua stand mit dem zweiten Stiefel in der Hand auf. »Sir, Ihr habt nicht geruht, sie mir mitzuteilen«, sagte er mit ungetrübter Heiterkeit. »Aber es hätte sich nicht geschickt, das dem feisten Haushofmeister zu sagen. Ein dickbäuchiger, eingebildeter Esel, wenn Ihr mir diese Bemerkung erlaubt. Und doch, Herr, überlegt einmal: Es würde uns recht guttun, bequem zu Hause zu bleiben.«
    Sir Nicholas stand auf und begann, die Schnurbänder der Hose aufzuknüpfen. »Es würde uns aber auch recht guttun, sofort wieder in See zu stechen, wenn die Venture bereit ist.«
    Joshua verzog das Gesicht. »Wirklich, Herr?«
    Die scharfen blauen Augen musterten ihn kurz. »Bleib du nur zu Hause. Zwinge ich dich denn mitzukommen? Dieses Mal lasse ich mich auf ein verrücktes Abenteuer ein.«
    »Um so mehr Grund, mich mitzunehmen«, ermahnte ihn Joshua streng. »Wenn Ihr wieder abreist, komme ich auf jeden Fall mit.« Er hob das Wams auf und runzelte streng die Stirn. »Es war nur ein Scherz, Herr. Ich werde Euch immer zur Seite stehen, um über unsere Interessen zu wachen. Ich will nicht leugnen, daß ich lieber hierbliebe, aber zweifellos muß ich dorthin ziehen, wo Ihr hinzieht – das scheint mein Schicksal zu sein.«
    »Wie Ruth«, bemerkte Sir Nicholas leichtfertig.
    Als er wieder nach unten ging, trug er ein im französischen Stil geschnittenes Wams mit hohen Schultern und bestickten Ärmeln. Seine wohlgeformten Beine wurden durch die Seidenstrümpfe noch betont, welche durch mit Rosetten benähten Kniebändern unter dem Knie festgehalten wurden. Eine elegante schmale Krause umrahmte sein Gesicht; Baron Beauvallet sah in seiner Halskrause à l’Italienne viel ernster und strenger aus.
    Der Lord und die Lady warteten im Wintersalon, wo das Abendessen auf einem ausziehbaren Tisch angerichtet war. Sir Nicholas trat ein und setzte eine kleine Schatulle vor seine Schwägerin auf den Tisch. »Spanien zollt der Schönheit Tribut, Kate«, sagte er und sah unter gesenkten Lidern mit innerer Erheiterung Gerards unwilliges Stirnrunzeln.
    Mylady wußte wohl, was sie in der

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