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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sollte.
    Philipp hob beschwichtigend die Hand. »Laßt Euch nur Zeit, Señor«, sage er milde. »Ihr seid begreiflicherweise erregt. Ihr könnt Uns alles anvertrauen.«
    Diese Worte hätten den Botschafter beruhigen sollen. De Lauvinière, der den König seit langer Zeit kannte, neigte den Kopf und setzte ein ganz kleines ironisches Lächeln auf. Der König bemerkte die Ironie nicht. »Sire, der Chevalier hat sich als französischer Untertan unter meinen Schutz gestellt«, sagte er ganz frei heraus. »Ich bin allerdings einigermaßen beunruhigt. Wie man mir berichtet, wurde er unter dem Verdacht verhaftet, niemand Geringerer zu sein als Sir Nicholas Beauvallet, der Seeräuber. Im ersten Augenblick, Sire, war mir bei dieser Meldung zum Lachen zumute, so absurd erschien sie mir.«
    Philipp legte die Fingerspitzen aneinander und beobachtete den Botschafter scharf. »Fahrt fort, Señor!«
    »Der Chevalier, Sire, leugnet dies natürlich. Seine Papiere sind in Ordnung, und mir ist auch kein Beweis zu Ohren gekommen, der die Behauptungen Don Maxias erhärten würde. Ich habe Don Maxia gesprochen, Sire, und muß in aller Bescheidenheit sagen, daß, obwohl er sehr glaubhaft spricht, ich diese Überzeugung nicht als ausreichenden Beweis gegen den Chevalier ansehen kann. Darüber hinaus, Sire, gibt es eine junge Dame, die erst vor wenigen Monaten von jenem Beauvallet gefangengenommen worden war und entschieden abstreitet, daß der Chevalier Beauvallet ist.«
    »Wir haben es nicht für möglich gehalten, daß sich El Beauvallet in Spanien aufhält«, sagte Philipp ruhig. »Ihr kommt, um seine Freilassung zu erwirken.«
    Der Botschafter zögerte. »Sire, es ist seltsam, eine sehr schwierige Angelegenheit«, sagte er. »Ich möchte wirklich nichts übereilen.«
    »Selbstverständlich, Señor. Wir werden mit sorgfältiger Überlegung vorgehen«, meinte Philipp. »Könnt Ihr den Chevalier identifizieren?«
    Der Botschafter zögerte wieder. »Das kann ich nicht, Sire. Ich kenne die Mitglieder des Hauses Guise nicht allzu gut. Diesen Mann habe ich meines Wissens noch nie getroffen. Aber soweit mir die Familie bekannt ist, muß ich zugeben, daß ich mich von dem Augenblick an, als ich ihn zum ersten Mal sah, des Verdachts nicht erwehren konnte, daß er vielleicht nicht der sein könnte, der er zu sein vorgab. Meiner Ansicht nach müßte der Chevalier de Guise jünger sein als dieser Mann, auch ähneln seine Gesichtszüge in keiner Weise jenen der Guise.«
    Philipp dachte nach. »Das kann Zufall sein«, sagte er.
    »Ich kann mich zweifellos irren, Sire. Aber nach meinem ersten Zusammentreffen mit ihm habe ich einen Brief nach Frankreich geschickt, um mehr über ihn zu erfahren. Es gilt, die Antwort auf diesen Brief abzuwarten, bevor ich sagen kann, ob dieser Mann der Chevalier ist oder nicht. Ich bin heute hierhergekommen, Sire, um Euch in aller Ergebenheit zu ersuchen, noch einige Wochen Geduld zu haben und nichts zu unternehmen, bevor mein Schreiben eine Antwort gefunden hat.«
    Philipp nickte langsam. »Wir werden nicht überstürzt handeln. Wir dürfen dies nicht vergessen«, sagte er. »Ihr hört von mir. Unserer Entscheidung, Señor. Seid sicher, daß es Uns nicht gefallen würde, gegen einen Untertanen Unseres Vetters von Frankreich vorzugehen.«
    »Ich muß Eurer Majestät für diese Höflichkeit danken«, sagte de Lauvinière und beugte sich über die kalte Hand des Königs. Er wurde aus dem Kabinett geführt und eilte, ohne sich aufzuhalten, durch den Vorsaal. Perinat bedrängte und verfolgte ihn mit begierigen Fragen, de Lauvinière begnügte sich jedoch mit einer ausweichenden Antwort und ging weiter.
    Der König lehnte es ab, Don Maxia de Perinat zu empfangen. »Es ist nicht nötig, daß wir Uns Don Maxia anhören«, sagte er mit eisiger Stimme. »Er möge seine Aussage zu einem späteren Zeitpunkt beim Alkalden deponieren. Wir gewähren Don Cristobal de Porres Audienz.«
    Don Cristobal, Befehlshaber der kastilischen Garde und Gouverneur der großen Kaserne, in der Beauvallet gefangengehalten wurde, erwartete die Befehle des Königs im Vorsaal. Er war etwa vierzig Jahre alt, groß und dunkelhaarig, mit ernstem Gesicht und dünnen Lippen, die von einem schwarzen Schnurrbart und einem Spitzbart fast verdeckt wurden. Er trat rasch in den Raum, blieb unmittelbar hinter der Tür stehen und verneigte sich tief: »Sire.«
    »Wir haben nach Euch geschickt, Señor, um Euch in der Angelegenheit Eures Gefangenen zu befragen. Wir

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