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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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seine Mutter auf. Zutiefst verärgert kaute er an seinen Fingernägeln. Dominicas abweisende Haltung war ihm unerträglich, und er bedrängte die Mutter, mit dem Mädchen so rasch wie möglich abzureisen. Doña Beatrice blickte ihn forschend an. Seine Erregung schien sie zu erheitern. Sie traf ihn an seinem wundesten Punkt: »Mein lieber Diego, du hast aber ziemlich Angst vor diesem Engländer!«
    »Ich fürchte keinen Mann, Señora, aber dieser Teufel …!« Er bekreuzigte sich. »Hier ist Zauberei im Spiel. Ihr habt nicht mit Perinat gesprochen. Er hat mir gesagt, daß Beauvallet mit dem Teufel im Bunde steht, Señora! Wie wäre er sonst nach Spanien gekommen oder hätte so viele Schiffe versenken können! Es ist bekannt, daß sich El Draque dunkler Künste bedient, und dieser Mann hat bei ihm gelernt!«
    »Zauberei?« fragte Doña Beatrice. Sie zuckte die Schulter. »Dann bin ich gespannt, ob ihn seine Künste auch aus dem Gefängnis befreien werden!«
    »Ihr seid sehr leichtfertig, Señora! Ihr seht nicht, wie gefährlich unsere Lage ist. Solange dieser Mann lebt und meine Kusine unverheiratet ist, werden wir keine ruhige Minute haben. Und außerdem könnten sie ihn ja freilassen! Habt Ihr das schon bedacht? Perinat gilt nicht viel. Seine Worte könnten durch die Papiere dieses Mannes widerlegt werden. Wollt Ihr wirklich, daß er frei herumläuft? Werdet Ihr auch dann nichts anderes tun, als hier zu sitzen und zu lächeln?«
    »Es war mir noch nie so sehr zum Lächeln zumute wie jetzt! Dich derartig erregt zu sehen, mein Sohn! Ich bin dem Piraten direkt zu Dank verpflichtet! Und du warst nahe daran, ihm den Fehdehandschuh ins Gesicht zu schleudern!«
    »Ich bin auch jetzt noch dazu entschlossen«, sagte er scharf. »Glaubt mir, Señora, wenn ich ihm gegenüberstehe, werde ich sehr wohl wissen, was ich mit meinem Degen tun werde! Was ich fürchte, ist seine Tücke, seine teuflische Schläue! Gegen Zauberei kann man nicht kämpfen! Das ist eine schreckliche Sünde! Eine fürchterliche Gefahr!« Er bekreuzigte sich erneut.
    »Glaubst du, daß er Dominica in einer Rauchwolke entschweben läßt!« fragte sie ihn. »Du bist lächerlich, Diego!«
    »Vielleicht, vielleicht. Es ist sehr einfach, nur Verachtung zu zeigen, Señora. Ihr habt mit diesem Mann ja nichts zu tun!«
    »Ich habe mich sehr gut mit ihm unterhalten! Er ist ein unerschrockener Mann, und ich schätze solche Menschen über alle Maßen. Außerdem«, ihr Fächer bewegte sich gleichmäßig, »gefallen mir seine fröhlichen Augen. Kurz gesagt, er ist ein richtiger Mann. Es täte mir außerordentlich leid, wenn er nicht freikäme.«
    »Es wird Euch auch noch leid tun! O Señora, wollt Ihr wirklich meine Kusine zu ihm führen und sagen ›Gott beschütze Euch, mein Pirat, nehmt meine Nichte‹!«
    »Du stellst manchmal wirklich sehr dumme Fragen!« sagte seine Mutter ungerührt. »Ich glaube, er ist genauso mein Feind, wie er der deine ist. Aber ich habe die Gabe, meine Feinde achten zu können. Glaub du nur an Zauberei und Hexenkünste, wenn du willst. Ich bin sicher, der Mann würde dich auslachen, wenn er dich so reden hörte.«
    Dies versetzte Don Diego in höchste Erregung. »Und Ihr wollt mir sagen, daß es nicht der Satan ist, der ihn so lachen läßt!? Ihr wollt mir sagen, daß ein Mann so wie dieser Zauberer lacht, wenn er dem Tod ins Auge blickt und überall nichts als den Tod sieht! Perinat könnte Euch da Geschichten erzählen!«
    »Das könnte er sicherlich. Ich möchte ihm dabei nur nicht unbedingt zuhören. Aber ich wette mein Leben, daß all die Zauberei, die dieser Mann anwendet, die Zauberei des Mutes ist und nicht dunkle Künste, wie du und andere sie ihm andichten wollen. Er kapert ein Schiff. Zauberei! schreit ihr! Er zerstört eine Stadt: Hexenkünste! Er kommt in Liebessachen nach Spanien: Übelste Zauberei! schwört ihr. Gut, ich werde dir sagen, was ich glaube, denn ich bin keine Närrin. Er ist Engländer, daher ist er etwas verrückt, er liebt, das macht ihn unerschrocken. Und wenn er lacht, dann nur, weil er eben ein Mann ist, der auch lacht, auch wenn er vor Lachen stirbt. Das ist seine ganze Hexenkunst!« Sie gähnte. »Ich fürchte, er wird auch lachen, wenn sie ihn zum Scheiterhaufen führen. Und dorthin werden sie ihn bedauerlicherweise führen. Ihr ermüdet mich, Don Diego. Der Gedanke, einem derartigen Narren das Leben geschenkt zu haben, läßt mich all meine Geduld mit mir selbst verlieren!«
    »Gut, gut, Señora«, sagte

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