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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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auch, Niklas. Das kann sofort losgehen. Wo steht das Motorrad?« Jon hängte eine Feile an ihren Platz und schob den Schleifstaub mit den Händen zusammen, bevor er ihn in einem Blecheimer versenkte.
    »Im Schuppen von Bahnsen.«
    »Es ist hier passiert?«, fragte Jon erstaunt.
    »Ja. Warum? Ist da etwas Merkwürdiges dran?«
    »Das Anstechen geht ja im Nu. Deshalb hätte ich eher vermutet, es wäre passiert, während du durch die Dünen wanderst, zum Beispiel, und dein Motorrad unbeaufsichtigt herumsteht. Das Schieben eines solchen Gerätes von List nach Munkmarsch wäre nicht gerade ein Spaß gewesen.«
    »Und hätte noch für Lacher gesorgt.«
    »Auch das.«
    »Ein Dummejungenstreich«, wiegelte Asmus ab, obwohl man ihn auch als den zweiten Anschlag ansehen konnte, der auf Bahnsens Werft stattgefunden hatte.
    »Meinst das?«
    »Ja«, beteuerte Asmus, nicht ganz aufrichtig.
    »Und was war mit Jochims Unfall? Ich war an Deck des Bootes, Asmus. Metallspäne von der Säge lagen immer noch am Waschbord. Und warum die Banderole?«
    Der Disput mit Jon gefiel Asmus. Beim näheren Hinsehen hatte er übrigens bemerkt, dass Jon so jung auch nicht mehr war, ein paar Jahre jünger als er selber, aber nicht mehr im Lehrlingsalter. »Ja, gut. Der Unfall war ein Anschlag. Das Reifendurchstechen dagegen harmlos. Man könnte trotzdem meinen, dass der Attentäter in beiden Fällen der gleiche ist und in der Nähe wohnt.«
    »Oder auch nicht. Er kann mit der Eisenbahn gekommen sein. Ich habe beisammen, was ich brauche. Wir können los.«
    Asmus hatte nicht darauf geachtet, was Jon zusammengepackt hatte, aber je schneller er an die Arbeit ging, umso besser. Er öffnete die Tür. »Hast du einen Bestimmten im Sinn? Es hörte sich so an.«
    »Am Tag als Jochim verunglückte, sah ich hier herum einen sehr kurz geratenen dürren Fremden. Wegen seines albernen Arbeitsanzuges fiel er mir auf. Der erweckte nämlich nicht den Eindruck, als ob er sich jemals die Hände schmutzig gemacht hatte.«
    »Aber das war nicht das Einzige, das dich wunderte?«
    »Nein, das war die Nebensache. Die Hauptsache war, dass er anscheinend nur nach Munkmarsch kam, um mit Mart zu sprechen. Er stieg zusammen mit den aus Sylt abreisenden Kurgästen aus der Eisenbahn und ging mit ihnenins Fahrkartenbüro. Kurz darauf legte die Fähre vom Festland an, er mischte sich unter die angekommenen Gäste, bestieg mit ihnen zusammen den Zug und fuhr wieder zurück nach Westerland. Er hatte ein kleines Köfferchen wie ein frisch angekommener Gast dabei.«
    »Er hat also irgendwo ein Zimmer gemietet«, meinte Asmus mit abwesendem Blick, während er versuchte, einen Vergleich zwischen diesem verdächtigen Kerl und dem aus Flensburg zu ziehen. Wegen des in beiden Fällen auffallenden Arbeitsanzuges konnte es sich gut um einen und denselben Mann handeln, aber die Möglichkeit brachte Asmus auch nicht weiter. »Danach hast du ihn nicht mehr gesehen, oder?«
    Jon gab ein verlegenes Lachen von sich. »Ja, doch. Gestern.«
    »Wieder dasselbe Spiel?«
    »Nein, ich glaube nicht. Ich dachte, er wäre dieses Mal wirklich mit der Fähre abgereist.«
    »Du dachtest. Jetzt nicht mehr?«
    »Doch, doch.«
    »Verdächtig ist es schon«, nahm Asmus den Gedanken auf. »Zumal ich selbst einen Mann kenne, der deiner Beschreibung entspricht, ein Agitator, zumindest ein Kommunist aus Sinkwitz’ Bekanntenkreis. Der arbeitet in einer Flensburger Werft. Ihm habe ich einen Inselverweis erteilt.«
    »Passt irgendwie.«
    »Ja, es könnte passen. Trotzdem wüsste ich nicht, was die Kommunisten gegen mich haben könnten. Ich komme ihnen doch nicht in die Quere! Ich jage Diebe von Stranddisteln und Dünenrosen.«
    Jon zuckte mit den Schultern, zog das Motorrad aus dem Schuppen und nahm seine Arbeit auf.
    An diesem Tag konnte Asmus das Motorrad nicht mehr benutzen, der Kautschuk auf den Schnittstellen musste trocknen. Und der Zug nach Westerland, der mit der Morgenfähre den Hafen verließ, war weg.
    Asmus entschloss sich deshalb, am Ufer entlang zu Oses Elternhaus zu wandern. Sie hatte wohl inzwischen gemerkt,dass die heutige Verabredung aus irgendeinem Grund ins Wasser gefallen war, aber den Grund wollte er ihr doch mitteilen. Einen Augenblick blieben seine Gedanken bei ihr. Dann merkte er plötzlich selbst, dass er lächelte, worauf er das alberne Grinsen sofort einstellte.
    Er machte einen kurzen Besuch auf seinem Boot, um sich in Zivil umzuziehen. Auf keinen Fall würde er mit dem Tschako am Ufer

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