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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Kneipenbesitzer hob erstaunt die Augenbrauen. »Gerade eben eingelaufen?«
    Asmus bestätigte. »Ich bin Wachtmeister Asmus von Westerland. Ich suche Boy Böhrnsen.«
    Der Wirt stutzte, schien völlig verwirrt und antwortete nicht, aber er konnte nicht verhindern, dass sein Blick in eine Ecke wanderte, in der an einem runden Tisch fünf Männer Karten spielten.
    Einer von ihnen war Böhrnsen. Asmus zog behutsam die Handschellen aus seinem unverfänglichen Einkaufsbeutel und schlängelte sich zum Ecktisch durch. Ein Seitenblickbelehrte ihn, dass Bahnsen sich inzwischen Hilfe geholt hatte, vermutlich von dem Vetter, von dem er unterwegs erzählt hatte. Jedenfalls verstellte neben ihm ein weiterer Mann den Ausgang.
    Böhrnsen sah auf und erkannte Asmus, genau wie die Blockade der Außentür. »Meinen Gewinn zahlst du trotzdem«, blaffte er einem der Spieler zu. Er erhob sich in aller Ruhe und streckte Asmus die Hände entgegen.
    »Sie sind im Namen des preußischen Staates verhaftet«, verkündete Asmus und schloss die Handschellen um Böhrnsens Handgelenke.
    Der Fuhrunternehmer nahm seine Verhaftung mit Ruhe auf. Er vermittelte Asmus dreist den Eindruck, dass er glaubte, bald wieder frei zu sein.
    Für die Nacht wurde Böhrnsen in einem Schuppen des Kneipenwirts eingeschlossen, vor dem Asmus Wache schob. Bahnsen hingegen kehrte auf die Franziska zurück.
    Am frühen Morgen erschien Asmus mit dem vor Schlafmangel taumelnden Böhrnsen am Ilef. Der Frühstückstisch im Cockpit war bereits für drei gedeckt. Nachdem der Fuhrunternehmer mit einer Fußfessel an der achterlichen Ankerkette angeschlossen worden war, durfte auch er an der Back Platz nehmen und beim Essen mithalten.
    Böhrnsen war mürrisch und blieb es auch unterwegs. Erbost war er offensichtlich vor allem, weil Bahnsen der Polizei geholfen hatte.
    Der Werftbesitzer ließ sich dadurch nicht stören. Aber er war unruhig, was auch Asmus merkte. Er witterte immer wieder in die Luft.
    »Der Wind hat auf Südwest gedreht. Für unseren Kurs ist das ja in Ordnung. Siehst du darin mehr?«, fragte Asmus.
    Bahnsen blähte wieder die Nasenflügel und nickte. »Ich glaube, es kommt schlechtes Wetter auf. Sturm. Der erste Herbststurm vielleicht.«
    »Aber wir werden Munkmarsch vorher erreichen«, meinte Asmus beschwichtigend, mit einem Blick auf Böhrnsen, der blass geworden war und kein Wort sprach. Die Wellen trugen bereits Schaumkronen, aber sie schoben die Franziska vor sich her. Das Kosterboot konnte fünf Beaufort wie jetzt sehr gut ab, aber auch sieben und acht Windstärken würde es abreiten können. Stören würden dabei vor allem Passagiere, denen schlecht wurde, die man an Deck mit Leinen sichern und denen man Trost zusprechen musste.
    Aber Böhrnsen hielt sich einigermaßen, obwohl der Wind weiter auffrischte. Mit gerefftem Großsegel liefen sie abends bei Starkwind in Munkmarsch ein. Den vom Spucken geschwächten Fuhrunternehmer mussten sie an Land hieven. Asmus war dankbar, als der Delinquent endlich hinter Schloss und Riegel saß, versehen mit ausreichend Wasser für die Nacht und einem Eimer für seine Bedürfnisse. Essen lehnte er ab.
    Der Schuppen, in dem Böhrnsen einsaß, war stabil gebaut und besonders gesichert, weil teures Frachtgut und Postsäcke, die nicht sofort befördert werden konnten, hier gelagert wurden. Asmus versiegelte die Tür obendrein mit einer Polizeibanderole, dann informierte er mit Bahnsen als Zeugen Mart und Jon über den Gefangenen. Gustav, den Postmeister, gab es in dieser Außenstelle nicht mehr, er war schon vor einiger Zeit nach Westerland zurückbeordert worden.
    »Das sollte reichen«, erklärte Bahnsen und erhielt dafür Asmus’ uneingeschränkte Zustimmung. »Jetzt gehen wir essen. Engeline hat sicher schon aufgetischt.«
    Der Werftbesitzer kannte seine Frau. In der Tür schlug ihnen der Duft von Bratkartoffeln mit Scholle und Speck entgegen. Ungeheuer zufrieden mit sich sprachen sie dem Essen und dem zur Belohnung gewährten Bier zu.
    Am nächsten Morgen wiederholte sich Asmus’ Albtraum: Der Gefangene war fort.
    Dieses Mal ohne Gewalt. Das Schloss war mit einem Schüssel auf- und wieder zugeschlossen worden, und die Polizeibanderole hing sauber aufgerollt an einem Nagel hinter der Tür.
    Asmus ließ sich am Telefon mit seiner Dienststelle verbinden, in der zum Glück Matthiesen Dienst hatte, dem er ungeschminkt erklären konnte, was passiert war. Leiderwar Matthiesen allein in der Wache und außerstande, nach

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