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Der Tote am Lido

Der Tote am Lido

Titel: Der Tote am Lido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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Balbonis Anordnung. Aber als er in dieser Falle fast selbst umgekommen wäre, war auf Balboni doch Verlass gewesen. Der Kommissar entstammte der besseren Ferrareser Gesellschaft, aber er teilte deren Dünkel nicht. Auch nicht bei seiner Ermittlungsarbeit, das hatte er im Mai bewiesen. Aber jetzt stand er abrupt auf und streckte Lunau zum Abschied die Hand hin. »Auf Wiedersehen.«
    »Und der Obduktionsbericht?«
    »Raus.«
9
    »Wo, bitte, kommst du jetzt her?«, fragte Silvia. Sie saß in der Loggia vor dem Ferienapartment und hatte Lunau beim Einparken beobachtet.
    »Aus Ferrara.«
    »Was hast du da getan?«
    »Ich war bei der Polizei und habe meine Aussage gemacht.«
    »Die hattest du schon gestern gemacht.«
    »Ich habe ein paar Neuigkeiten erfahren.«
    »Woher?«
    Er überlegte, ob er ihr den Besuch bei Amanda verschweigen sollte. Es wäre die bequemste Lösung gewesen. Aber bequeme Lösungen gab es nicht.
    »Von Amanda. Ich wollte wissen, warum sie diese Joy zu mir geschickt hat.«
    Silvia biss sich auf die Lippen und griff nach dem Weinglas, ließ die Hand vom Kelch gleiten und drehte dann nur den Stil zwischen den Fingern. Lunau streichelte über ihren Handrücken, um ihre Eifersucht zu besänftigen, doch sie sprang plötzlich auf und sagte: »Komm mal mit.«
    Sie ging zur Haustür und zeigte auf das Schloss. Es war aufgestemmt, der Türstock gesplittert.
    »Wer war das?«, fragte Lunau.
    »Das möchte ich von dir wissen.«
    Lunau schüttelte den Kopf und sah sich in der Wohnung um. Am Wandtresor waren Kratzspuren, ansonsten war nichts Ungewöhnliches zu entdecken.
    »Die haben alles auf den Kopf gestellt. Aber ich habe schon wieder aufgeräumt.«
    »Die Kinder?«
    »Ihnen ist nichts passiert. Sie schlafen.«
    »Fehlt irgendetwas?«
    »Nein.«
    »Bist du zur Polizei gegangen?«
    »Nein.«
    Lunau setzte sich aufs Sofa, das den Raum in einen Wohn- und einen Essbereich teilte. Silvia schüttelte den Kopf und weinte. »Die Kinder haben nach dir gefragt.«
    Er nickte.
    »Mirko hat wieder kaum einen Bissen gegessen. Er wiegt jetzt nur noch 34,5 Kilogramm.«
    Man hörte die Grillen, die aus den Ästen der Pinien zirpten, der Wind trug das Geräusch der Brandung heran.
    »Was wollten diese Einbrecher bei uns?«
    »Woher soll ich das wissen? Einbrüche in Ferienwohnungen sind hier an der Tagesordnung. Das haben sie uns auch im Maklerbüro gesagt.«
    »Warum bist du hinter diesem Mädchen her gerannt? Dieser Schwarzen? Und was hat sie dir erzählt?«
    »Das habe ich dir gesagt. Sie hatte mich um Hilfe gebeten und hatte plötzlich Angst vor deinem Kollegen mit der Aktentasche. Sie dachte, er wäre ein Zivilbulle oder jemand von der Ausländerbehörde. Ich wollte sie beruhigen und hören, was sie zu erzählen hat.«
    Silvia schwieg und starrte auf ihr leeres Glas.
    Die Kluft, die sich unvermittelt zwischen ihnen aufgetan hatte, lähmte Lunaus Zunge und seine Gedanken. Silvia war überempfindlich. Seit dem Tod ihres Mannes brauchte sie Zuspruch und ein Gefühl von Sicherheit, über das Lunau selbst nicht verfügte. »Warum hast du keine Anzeige erstattet?«
    »Ich wollte zuerst mit dir reden. Ich glaube nicht, dass es ein normaler Einbruch war.«
    »Sondern?«
    »Es hat mit dieser Geschichte zu tun.«
    Lunau dachte nach. »Wie kommst du darauf?«
    »Das waren keine Einbrecher. Sie haben nichts mitgenommen.«
    »Wirklich gar nichts?«
    »Es fehlen nur die paar Euro-Scheine, die wir in die Müsli-Dose gesteckt hatten.«
    »Dein Schmuck?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht wollten sie nur schnell ein bisschen Bargeld.«
    Sie erhob die Stimme: »Schnell ein bisschen Bargeld? Sie haben alles durchwühlt, sie waren hier mindestens eine Stunde drin, ihre Dreckfinger waren in unserer Wäsche, in unserem Kühlschrank, sogar im Spülkasten. Sie haben irgendetwas gesucht und nicht gefunden. Was war das?«
    »Wie gesagt: Geld.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ich gehe mich noch mal umsehen.« Er kontrollierte Wohn- und Schlafzimmer. Seine Ledertasche war ausgeleert worden, alte Sendemanuskripte und Notizen lagen auf dem Boden. Aber auch hier schien nichts zu fehlen. Als er zurück auf die Loggia kam, saß Silvia da und hob den Blick: »Ich will nicht, dass du in solchen Geschichten herumrührst.«
    »Das ist mein Beruf.«
    »Nicht hier. Nicht mit uns. Wir sind hier im Urlaub. Prostitution mit illegalen Einwanderern, weißt du, was das heißt? Das sind Leute, die …«
    »Ich weiß.«
    »Und warum machst du es dann? Das ist Sache

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