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Der Tote im Eiskeller

Der Tote im Eiskeller

Titel: Der Tote im Eiskeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Mann von so tadellosem wie liebenswürdigem Charakter mit den allerbesten, über jeden Zweifel erhabenen Aussichten   … Den Brief, der dann an Baptist Lehnert fällig würde, schriebe er mit größter Leichtigkeit.
    Auch Mamsell Thea, nun verzog sich sein Mund zu einem wahrlich breiten Lächeln, würde im Wissen um diese neue, diese beste aller möglichen Verbindungen nicht sauertöpfisch herumlaufen. Der Gedanke, ausgerechnet in der schroffen Mamsell eine Verbündete zu haben, amüsierte ihn. Christians Bild hatte ihr so sehr gefallen, dass sie gleich nach ihm fragte, als sie es an der Wand im großen Salon als Letztes in der Reihe der Porträts der Herrmanns’ entdeckte. Obwohl das einer Zofe keinesfalls zustand. Hätte Sophie eine solche Wächterin gehabt   …
    Der so überflüssige wie falsche Gedanke, wer oder was seine Tochter vor ihrer skandalösen Eigenwilligkeit bewahrt hätte, blieb ihm erspart. Der alte Blohm stand in derTür, hielt mit seiner gichtigen Hand energisch den jüngsten Schreiber zurück, zu dessen Aufgaben im Kontor das Melden von Besuchern gehörte.
    «Geh weg, Junge», knurrte der alte Diener, «das ist Familiensache, die geht dich nichts an. Monsieur Malthus», meldete er würdig, «wünscht den Hausherrn zu sprechen.»
    Elias Malthus war nicht nur tadellos rasiert und mit einer spitzengesäumten Halsbinde und gepuderter Perücke für offizielle und festliche Anlässe geschmückt, er hatte sich auch mit Rosenwasser bestäubt, wobei er sich aus Mangel an Übung in der Menge vertan hatte. Vielleicht verströmte auch nur der Strauß von violetten und weißen Blüten, den er ungeschickt unter den Arm geklemmt hielt, diesen Duft. Claes war zwar nie aufgefallen, dass Astern süß dufteten, aber in botanischen Angelegenheiten kannte er sich nicht aus.
    Elias Malthus nahm Claes’ Beileidsbekundungen mit ernster Miene entgegen. Ja, Madame Malthus wisse die Rücksicht zu schätzen, versicherte er, sie erwarte den Beileidsbesuch der Familie Herrmanns nicht vor dem Tag der Beerdigung. Übermorgen, erklärte er, am fünften Tag nach dem Dahinscheiden. Er hoffe, Monsieur Bach habe bis dahin die Trauermusik geschrieben und eingeübt. Der Kantor sei in diesen Dingen äußerst gewissenhaft, so habe er gehört, allerdings könne man bei Künstlern nie wissen. Wegen der Eile, die bei Trauermusiken nur natürlich sei, habe er ihm gestattet, das neue Werk aus Teilen von schon vorhandenen zusammenzusetzen. Monsieur Telemann habe sich darauf bestens verstanden, ohne dass man glaubte, etwas Altes zu hören. Sein Nachfolger stehe ihm darin gewiss nicht nach.
    Er saß Claes mit geradem Rücken gegenüber, seine Händelagen fest und flach auf dem großen Tisch, als bemühe er sich, gegen einen Schwindel anzukämpfen. Claes sah die vom Scheuersand geröteten rauen Hände mit den nicht ganz reinlichen Nägeln, selbst ein so bedeutender Handelsgärtner wie Elias Malthus konnte seine Profession nicht verleugnen. Claes fand, es spreche für Malthus, für die Liebe zu seinem Beruf, ohne die es keinen Erfolg geben kann, wenn er seine Arbeit nicht einzig auf das Kontor beschränkte.
    Claes begann sich unbehaglich zu fühlen. Der Tod gehörte zum Leben, er saß nicht zum ersten Mal einem Mann gegenüber, der den Tod eines nahen Verwandten zu beklagen hatte. Aber Malthus wirkte seltsam unschlüssig. «Nicht nur Mademoiselle Fenna, wir alle bedauern den Tod Eures Bruders ungemein», versicherte Claes und beschloss ein bisschen zu lügen, wie es bei diesem Anlass üblich war: «Viktor ist uns in der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft lieb und wert geworden, Fenna hätte keinen besseren Ehemann finden können. Sie wird lange brauchen, diesen Verlust zu verkraften. Wir tun natürlich alles, ihr zu helfen. Wenn ich Euch und Madame Malthus über mein Beileid hinaus unterstützen kann, lasst es mich wissen, und es ist schon geschehen.»
    «Ja, der Verlust.» Elias sah nicht aus, als habe er genau zugehört. «Der Verlust ist groß. Meine Mutter, nun, Madame Malthus ist – wie soll ich es sagen   …»
    Claes nickte und beide Männer schwiegen wieder, wie man eben schweigt, wenn selbst passende Floskeln nur hohl erscheinen.
    «Ich nehme an», sagte Claes endlich, «das Gebinde ist nicht für mich. Mademoiselle Lehnert ist zu Hause, wenn ich Euch hinaufbegleiten darf – es wird ihr ein Trost sein, Viktors Bruder zu sprechen und ihre Trauer teilen zu können.»
    «Glaubt Ihr?» Elias’ Finger spreizten sich, seine hellen Augen

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