Der Tote im Kofferraum
gingen zurück in die Maori-Siedlung. Dann kam Mrs. Warwick-Smith hierher. Eines Tages kam sie zur Siedlung. Sie hatte eine Panne, und Eru reparierte ihr Auto. Sie war sehr müde, deshalb hab’ ich ihr Tee angeboten. Dabei kamen wir ins Gespräch. Ich mochte sie sofort, die Maori-Siedlung gefiel mir überhaupt nicht. Zu viele Kinder, zu viele Hunde, zu viel Schmutz, zu viel fettes Schweinefleisch, das einem den Magen umdreht...« Mit einer plastischen Geste begleitete Huia den letzten Satz, um Jim ihre Abneigung gegen die Maori-Siedlung zu verdeutlichen. »Drei oder vier Tage später kam die Missus wieder und fragte Eru und mich, ob wir uns um ihren Landsitz kümmern wollten. Eru erzählte ihr die Geschichte mit dem Lastwagen, aber sie sagte, das spiele keine Rolle. Also kamen wir nach Sunset Lodge und leben hier schon drei Jahre.«
»Sie haben sie sehr gern, nicht wahr?«
»Ja. Wir kleben hier wie — wie...«
»Wie Tischlerleim? Gut so. Ich bin überzeugt, Sie passen gut auf sie auf.«
Huia schüttelte traurig den Kopf. »Schwer, sehr schwer. Der Boss ließ mich manche Dinge nicht für sie tun. Oft kam er in die Küche und machte selbst für sie Tee oder Kaffee. Sagte, die Maori machen schlechten Tee. Puh.«
Wieder blickte Huia verächtlich zu Boden. Huia haßte Warwick-Smith, erkannte Jim plötzlich und fragte sich, warum.
»Hat er sich zuviel um sie gekümmert, bis es ihr auf die Nerven ging?« fragte er aufs Geratewohl.
»Nicht in der richtigen Weise. Er war oft übelgelaunt und brüllte viel. Den Boss ärgerte es, daß das Geld ihr gehörte. Sein Haus, aber ihr Geld. Das machte ihn wütend.«
Jim freute sich darüber, daß Sunset Lodge nicht Grace gehörte. Er hatte das Gefühl, daß ihm niemand sympathisch sein könnte, der für diesen scheußlichen Prunk verantwortlich war.
»Oft liegt die Missus nächtelang wach, will schlafen, kann aber nicht. Der Boss ließ mich nicht einmal heiße Milch in der Thermosflasche für sie hinstellen. >Das mache ich selbst<, sagte er immer wieder.«
»Nun, das war doch nicht schlimm. Ich finde es sehr selbstlos, daß er in der Nacht aufstehen und seine Frau versorgen wollte. Ich verstehe nicht, warum Sie ihm das vorwerfen, Huia.«
Huia ging darauf nicht ein, sondern sprach weiter. Sie hatte einen Zuhörer für ihren Geschmack gefunden, jemanden, dem sie trauen konnte, und das wollte sie ausnützen. Sie mochte Jim. Wright hatte recht, als er von Jim behauptete, er könne die Leute so schön zum Reden bringen. Huia wurde jetzt ganz ernst.
»Nein, es war nicht gut. Schlecht, sehr schlecht. Er spülte die Tasse immer selbst. Morgens stand keine Tasse im Spülbecken, obwohl die Missus erzählte, daß sie nachts etwas getrunken hatte. Dann ging es ihr schlechter. Sie wurde sehr krank. Die ganze Zeit immer krank. Kann das Essen nicht mehr behalten, das Huia für sie kocht. Sie fragte: >Was ist nur mit mir los, Huia? Du kochst so gut, und ich will kräftig werden, aber irgend etwas macht mich krank. Was kann das nur sein?< Ich — hörte nur zu und sagte ihr nichts von meinen Gedanken. Dann wollte ich mit Dr. Shaw sprechen, aber das geht erst, wenn ich ihn allein sehe. Ich sage also niemandem etwas, aber ich weiß.«
Die kalte Wut, mit der Huia die letzten Sätze vorgebracht hatte, erschreckte Jim. Er fragte: »Sie wissen? Was wissen Sie, Huia?«
»Ich weiß, was der schlechte Mann tun wollte. Ich habe ihn beobachtet, und ich weiß Bescheid.«
»Erzählen Sie es mir. Hatten Sie das Gefühl, daß er seiner Frau etwas antun wollte? Daß er — hm, etwas mit ihr vorhatte?«
Annabel hätte über seine Ausdrucksweise gelächelt. Das war Jim, der nicht lange nach treffenden Ausdrücken suchte, sondern vom Mordversuch als >etwas vorhaben< sprach. Diese Art zu reden gefiel Huia. Mit leiser Stimme fragte sie: »Warum ging es der Missus besser, wenn der Boss verreist war? Wenn er länger wegblieb, ging es ihr bedeutend besser. Kaum kam er zurück, war sie wieder krank. Konnte kein Essen behalten — wie vorher. Er servierte wieder ihre Drinks. Wenn er nur für wenige Tage verreiste, ging es Missus auch besser, wenn auch nicht viel. Mußte nicht jeden Tag auf dem Sofa liegen. Und dann...«
Eine spannungsvolle Pause, eine Geste, die Jim erschreckte. »Weiter, Huia, erzählen Sie mehr.«
»Dann kam Boss wieder, und wieder derselbe Verdruß. Ich komme zeitig in die Küche und finde schmutzige Tasse. Ich wasche sie ab, denn ich mag keine schmutzigen Tassen in meiner Küche. Am
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