Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Justizpalastes abtauchte. Als ob eine lenkende Hand im Spiel wäre und zwei Dinge zusammenführte, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hatten … Die Hand Gottes? LaBréa glaubte nicht an Gott, doch auf eigenartige Weise hatte der Mordfall Ribanville weitere Kreise gezogen. Eines folgte aus dem anderen, und der Assistent und Mörder des Quizmasters war die Figur, bei der die Fäden zusammenliefen.
Der Bauer auf dem Schachbrett, der den König mattsetzt.
Hätte Delpierre nicht vor wenigen Tagen ein Telefonat von Ribanville belauscht und gäbe es Delpierres überraschende Verbindung zur Maison de Dieu nicht, wäre die Polizei vermutlich keinen Schritt weitergekommen.
Auf dem Hof des Polizeipräsidiums warteten bereits Franck, Claudine, Schumann und Fracasse. LaBréa wandte sich an Claudine.
»Hat Valdez Ribanvilles Tagebuch bei seiner Witwe abgeholt? Auf dem Flug will ich einen Blick reinwerfen.«
»Er ist sofort hingefahren«, erwiderte Claudine. »Aber da war niemand zu Hause.«
»Wahrscheinlich hat sie es sich anders überlegt«, warf Franck ein.
Enthielt das Tagebuch Informationen, die für die geplante Aktion von entscheidender Bedeutung waren? LaBréa glaubte das nicht.
»Wir kümmern uns morgen darum. Was auch immer in dem Tagebuch stehen mag - wir haben auch so genug Anhaltspunkte für unsere Aktion.«
Die fünf Beamten stiegen in einen Mannschaftswagen. Mit eingeschaltetem Blaulicht fuhren sie zum Hubschrauberlandeplatz im 15. Arrondissement. Dieser Heliport wurde sowohl von Rettungs- und Zivilhubschraubern benutzt als auch von Maschinen der Polizei und der Armee.
Zwei Heilkopter der Polizei standen mit laufenden Rotorblättern neben einem abseits gelegenen Hangar. Ein Sondereinsatzkommando mit zehn schwer bewaffneten Beamten befand sich bereits vor Ort und saß in einem der Hubschrauber. Nach einer kurzen Absprache mit dem Kommandeur des SEK, einem Major namens Tourin, stiegen LaBréa und seine Leute in den zweiten Hubschrauber. Wenig später hoben die Maschinen vom Boden ab, flogen eine scharfe Rechtskurve und verließen Paris in südöstlicher Richtung, um bald darauf nach Norden abzudrehen.
In einer halben Stunde würden sie an ihrem Ziel eintreffen.
Ein Wind kam plötzlich auf und wirbelte einige Blätter der Blutbuche, von der Hitze des Sommers frühzeitig verdorrt, durch den Innenhof von Le Cloître .
Die Tische und Korbstühle im Kreuzgang waren verwaist. Bis vor einer Viertelstunde hatten hier Louis Bouvier und seine Gäste bei einem Glas Rotwein und den Speisen, die die Köchin Lisa Breton am Morgen zubereitet hatte, den Tag ausklingen lassen. Jetzt waren die Männer verschwunden.
Den ganzen Abend über hatte Eric Lecadre versucht, noch einmal die Witwe seines ermordeten Freundes Ribanville in Paris zu erreichen. Nachdem er sie am frühen Abend das erste Mal angerufen und sie aufgefordert hatte, ihm das Tagebuch ihres Mannes auszuhändigen, wollte er weiter Druck auf sie ausüben. Doch sie nahm das Telefon danach nicht mehr ab. Würde sie die Polizei einschalten?
»Nie und nimmer!«, hatte Jean-François Kahn mit Entschiedenheit erklärt. »Ich glaube, da können wir ganz beruhigt sein.«
Und Léon Soulier hatte hinzugefügt: »Sicherheitshalber solltest du morgen früh gleich nach Paris fliegen und bei ihr vorbeischauen, Eric. Ich sage John Bescheid, er bringt dich hin. Wenn die Sache mit Candice in trockenen Tüchern ist, kommt ihr wieder zurück.«
Aus der großen Eingangshalle des alten Klosters drang Lichtschein nach draußen. Zwei Fenster waren geöffnet, die Brokatvorhänge wiegten sich heftig im Wind, der immer stärker wurde. Jetzt ertönte im Kreuzgang ein Klirren. Ein leeres Weinglas war vom Tisch gefegt worden. Bald darauf zerbrachen weitere Gläser und Geschirr, als hätte jemand mit einer einzigen, schnellen Bewegung alles vom Tisch gestoßen.
Kein Mond am Himmel. Von Süden her war erstes Donnergrollen zu vernehmen. Vereinzelt zuckten Blitze in der Ferne und erhellten eine schwarze Wolkenwand, die sich rasch näherte. Der Wind nahm weiter zu. Er verfing sich in der Blutbuche und den Kastanien der Zufahrtsallee, riss Zweige und kleine Äste von den Bäumen.
Kein Mensch war zu sehen. Das Licht in der Halle flackerte einige Male. Durch das nahende Gewitter wurde immer wieder für Sekundenbruchteile die Stromzufuhr unterbrochen. Fenster schlugen zu, eine Scheibe ging zu Bruch.
Vor dem Eingang des Klosters standen ein dunkelblauer BMW und ein roter
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