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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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Peugeot. Etwas weiter entfernt, auf der Allee zur Klosterkirche, tauchten im Licht der Blitze die beiden Dobermannrüden Ajax und Achill auf. Lautlos streiften sie über das Gelände. Sogleich hatte die Dunkelheit sie wieder verschluckt. Ein erneuter Donnerschlag, heftiger als der vorangegangene, vermischte sich mit dem Heulen des Windes, der immer wieder Staub aufwirbelte und welke Blätter vor sich hertrieb. Ein neues Geräusch war zu hören, noch ganz leise. Das Knattern eines Hubschraubers. Doch es war so schwach, dass die Hunde es im zunehmenden Donnergrollen nicht bemerkten.
     
    Die beiden Polizeihubschrauber flogen eine Schleife und näherten sich von der Seeseite her dem kleinen Ort Blonville-sur-Mer. Der starke Wind machte dem Piloten, einem Leutnant der Luftwaffe, schwer zu schaffen.
    »Wird Zeit, dass wir runtergehen, Commissaire«, sagte er zu LaBréa. »Sehen Sie die Wolkenwand, die von Osten auf uns zurast? Da zieht ein Unwetter auf, und was für eines!«

    LaBréa nickte. Er saß vorn neben dem Piloten und spürte das starke Schaukeln der Maschine. Ein flaues Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Er war froh, wenn sie endlich landen konnten. Er blickte nach unten, aufs Meer. Die See war aufgewühlt. Schaumkronen tanzten im Dunkel der Nacht auf den Wellen. Im Licht der immer dichter aufeinanderfolgenden Blitze sah LaBréa den breiten Sandstreifen an der Küste. Hier würden die Hubschrauber landen. Gleich nach der letzten Talkrunde in LaBréas Büro hatte Franck den Gendarmerieposten Bénerville kontaktiert und zwei Mannschaftswagen zum Strand von Blonville beordert. Durch die Mithilfe der einheimischen Polizei würden LaBréa und seine Leute rasch nach Le Cloître gelangen.
    Das Landemanöver der Hubschrauber war nicht ungefährlich. Beide Maschinen schwankten heftig im Wind und wurden immer wieder abgetrieben. Doch endlich setzten sie auf dem sandigen Untergrund auf. An der Uferpromenade warteten schon die Wagen der Gendarmerie. In geduckter Haltung verließen die Beamten der Brigade Criminelle und die SEK-Leute die Hubschrauber. Der Sturm peitschte in heftigen Böen über sie hinweg. LaBréas Hosenbeine flatterten, als er auf die Wagen zurannte. Als alle vollzählig in den Autos saßen, fuhren sie los. Die beiden Hubschrauber erhoben sich in die Luft. Sie flogen weiter nach Le Havre, bis es neue Anweisungen gab. Sie würden den Landeplatz gerade noch erreichen, bevor das Unwetter losbrach.
    Der Ort Blonville mit seinen schönen Ferienvillen, den kleinen Fischlokalen und der breiten Strandpromenade lag
wie ausgestorben da. Die Menschen hatten sich vor dem heranziehenden Sturm in Sicherheit gebracht. Die Laternen schwankten bedrohlich hin und her. Am Ortsausgang, an der Abbiegung zu einer mit Kastanienbäumen gesäumten Kopfsteinpflasterallee, hörte die Straßenbeleuchtung auf. Während die Wagen durch die Dunkelheit fuhren, die immer wieder von Blitzen erhellt wurde, sprach LaBréa mit dem Hauptmann der Gendarmerie von Bénerville. Jeder in der Gegend kannte das alte Kloster, doch seit Jahren hatte niemand aus den umliegenden Orten das Gelände betreten.
    »Abgesehen von der Köchin, die Monsieur Bouvier dort zeitweilig beschäftigt«, sagte der Hauptmann. Er war ein hochgewachsener Mann mit hellblonden Haaren. »Sie heißt Lisa Breton. Ich war vor einer Stunde bei ihr, sie wohnt im nächsten Ort.«
    »Was hat sie Ihnen gesagt?«, wollte LaBréa wissen.
    Der Hauptmann warf ihm einen kurzen Blick zu.
    »Gesagt hat sie gar nichts. Sie ist nämlich taubstumm. Aber wenn man langsam spricht, kann sie die Worte von den Lippen ablesen. Und ihr Mann beherrscht die Gebärdensprache. Allerdings habe ich sie nicht angetroffen. Es war niemand zu Hause.«
    »Schade. Dann wissen wir nicht, wann diese Frau das letzte Mal im Kloster gearbeitet und möglicherweise irgendetwas beobachtet hat.«
    »Da kann man leider nichts machen, Commissaire.«
    »Sagen Sie, den ehemaligen Staatssekretär Kahn, kennt man den hier in der Gegend?«
    »Ja, natürlich. Aber der Mann lebt sehr zurückgezogen«, erwiderte der Hauptmann. »Seine Frau ist in der Psychiatrie.
Das hat sich damals hier auf dem Land schnell herumgesprochen.«
    Der Hauptmann bremste den Wagen und blickte auf den Tacho im Armaturenbrett.
    »Wir müssten gleich da sein. Zwei Kilometer sind es von der Abzweigung … Die Zufahrt ist vielleicht noch fünfzig Meter entfernt. Am besten steigen wir hier aus. Wer weiß, vielleicht ist das Anwesen
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