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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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gründlich«, ergänzte LaBréa. »Ich weiß.«
    »Na ja, es bestand doch die Möglichkeit, dass sich unser toter Junge als Joseph Croix entpuppt. Und wir gleich mit den Befragungen in der Maison de Dieu hätten beginnen müssen.«
    »Tja, Claudine. Das war wohl ein frommer Wunsch. Apropos fromm: Glauben Sie eigentlich an Gott?«
    »Ich bin zwar immer noch Mitglied in der katholischen Kirche. Aber mehr auf dem Papier.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage.«
    LaBréa bemerkte, dass Claudine verlegen wurde und leicht errötete.
    »Nehmen Sie es mir nicht übel, Chef, aber diese Frage finde ich zu persönlich. Deswegen beantworte ich sie auch nicht.«
    LaBréa lachte.
    »Gut gekontert, Claudine!« Er holte sein Handy aus der Tasche. »Mal sehen, ob Franck irgendwas Neues für uns hat. Und Jean-Marc - wieso hat der sich nicht schon längst gemeldet?«
     
    Eine halbe Stunde später begann die Talkrunde. Franck berichtete von ersten Resultaten der Spurensicherung.
    »Gilles hat mich vor zehn Minuten angerufen. Das Seil, mit dem der Junge gefesselt war, ist gängige Ware, die in jedem Seglerladen oder im Onlineversand für Schiffszubehör gekauft werden kann. Es hat einen Durchmesser von
sechs Millimetern und ist aus dreifach geschlagenem Polypropylen hergestellt. Eine Kunstfaser. Seile dieser Art dienen zum Festmachen von Booten, zum Verzurren, als Wurfleine und so weiter. Übrigens nicht nur auf Segelbooten. Auch Motorboote benötigen solches Zubehör.«
    »Können Gilles und seine Leute das genaue Fabrikat herausfinden?«, fragte LaBréa.
    »Das versuchen sie. Dauert aber ein paar Tage. Gilles meinte, es wird allein in Frankreich Hunderte von Händlern geben, die dieses Zeug verkaufen. Diese Leute alle zu befragen - das ist beinahe unmöglich, Chef.«
    »Nichts ist unmöglich angesichts eines solchen Mordfalls, Franck.« LaBréas Stimme klang ungewohnt scharf.
    Franck grinste verlegen und tauschte einen schnellen Blick mit Claudine. Sollte er LaBréas Bemerkung als Kritik auffassen?
    Jean-Marc hatte tatsächlich die Zeit gefunden, sich vor dem Termin beim Schifffahrtsamt umzuziehen. Sein Strandoutfit hatte er gegen ein Paar giftgrüne Leinenhosen und ein Hawaiihemd in grellen Farben vertauscht. Er wusste interessante Dinge zu berichten.
    »Die Strömungsverhältnisse im Fluss können wir vergessen. Sie spielen eigentlich keine Rolle«, begann er seinen Bericht. »Wir haben alle irgendwie auf der Leitung gestanden, Chef. Niemand von uns hat daran gedacht, dass die Seine auf ihrem Weg von der Quelle bis zur Mündung im Ärmelkanal sehr unterschiedliche Wasserniveaus aufweist.« Bedeutungsvoll blickte er in die Runde. »Und um die auszugleichen, gibt es Schleusen. Mittels Schleusen werden die Höhenunterschiede auf Schifffahrtswegen überwunden.«

    LaBréa blickte ihn verblüfft an.
    »Richtig, Jean-Marc! Wie konnten wir das übersehen?«
    »Zu den meisten Schleusen gehört ein sogenanntes Wehr, das das Wasser anstaut und wieder abfließen lässt«, fuhr Jean-Marc fort. »Populär ausgedrückt. Die technischen Zusammenhänge erspare ich euch, sie sind weitaus komplizierter. Alles in allem sind Schleusen auf Binnengewässern Hindernisse für den Weg des fließenden Wassers. Und sie halten größeres Treibgut im Wasser auf.«
    »Du meinst, ein menschlicher Körper könnte eine Schleuse gar nicht passieren?«, fragte Claudine.
    »Genau das ist der Punkt. Zumindest hätte ein menschlicher Körper andere Verletzungen davongetragen, wäre er durch eine Schleuse gedriftet. Und wenn er über das Wehr wieder in den Fluss getrieben worden wäre, hätte das auffallen müssen.«
    »Es sei denn, es wäre nachts geschehen«, warf Franck ein.
    Jean-Marc blätterte in seinen Notizen.
    »Im Schifffahrtsamt haben sie gesagt, es wäre eher unwahrscheinlich, dass eine im Wasser treibende Leiche die Schleusen vor Paris unbemerkt passieren kann.«
    »Welche Schleusen kommen denn in Betracht?«, wollte LaBréa wissen.
    »Zählt man den Zufluss der Marne hier bei Paris hinzu, sind es fünf. Die Schleuse, die der Stadt in östlicher Richtung am nächsten liegt und den Weg flussabwärts durch Paris ebnet, ist die Ecluse de Port-à-l’Anglais. Das ist eine Doppelschleuse; das Wehr befindet sich in der Mitte zwischen zwei Schleusenkammern. Ich habe vorhin mit dem
Schleusenwärter telefoniert. Er sagte, größere Hindernisse würden durch die Schleuse aufgehalten, und das Wehr wird rund um die Uhr videoüberwacht. Eine im Wasser schwimmende Leiche

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