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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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geringste Ähnlichkeit mit dem gefesselten und
ertrunkenen Jungen. LaBréa setzte seine Ausführungen fort.
    »Beinahe zeitgleich gibt es zwei Fälle, bei denen es jeweils um einen etwa zwölfjährigen Jungen geht. Der eine wurde grausam ermordet, der andere ist spurlos verschwunden.«
    »Vielleicht sollten wir die Maison de Dieu doch etwas genauer unter die Lupe nehmen«, meinte Franck. »Eine katholische Einrichtung mit Geistlichen und minderjährigen Jungen - da weiß man doch, was sich da oft abspielt.«
    Claudine runzelte die Stirn.
    »Okay, es gibt tausend Geschichten von Missbrauch Minderjähriger in der Kirche und in konfessionellen Einrichtungen. Aber Mord? Monsieur Coulon …«
    LaBréa unterbrach sie.
    »Wir brauchen uns gar nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen. Jean-Marc erkundigt sich einfach etwas genauer.«
    »Offiziell oder inoffiziell?«, wollte der Paradiesvogel wissen.
    »Erst mal diskret und mit aller Vorsicht. Bisher haben wir keine Handhabe für irgendeine Art von Verdacht. Ich weiß, dass der Ermittlungsrichter ein sehr aktives Mitglied in der Kirchengemeinde St. Eustache ist. Dort spielt er jeden Sonntag die Orgel. Außerdem hat er mir mal erzählt, dass der Erzbischof von Paris ein guter Freund von ihm sei. Also Vorsicht! Lassen Sie sich was einfallen, Jean-Marc.«
    »Mach ich, Chef.«
    LaBréas Handy klingelte. Es war Brigitte Foucart.
    »Wir haben im Anus und in der Mundhöhle des Jungen Epithelzellen gefunden«, sagte sie. »Und?«, fragte LaBréa
gespannt. »Sind die Proben so gut, dass man die DNA isolieren kann?«
    »Wir sind gerade dabei, Maurice. Die Hautpartikel sind relativ frisch. Eines weiß ich aber jetzt schon: Die Spuren stammen von verschiedenen Menschen. Von Männern, genauer gesagt.«
    »Danke, Brigitte. Schönen Abend wünsche ich dir.«
    Brigitte lachte etwas gequält.
    »Schön wär’s. Ich habe hier mindestens noch bis zehn, elf Uhr zu tun.«
    »Immer noch besser als das, was mich erwartet. Meine Tochter schleppt mich heute Abend zu einem Konzert von Tokio Hotel.«
    »Was ist das denn?«
    »Eine Teenie-Band aus Deutschland. Poppig, laut und inzwischen weltberühmt.«
    »Ach du liebe Güte! Dann viel Spaß, Maurice!«
    »Wiederhören, Brigitte.«
    LaBréa blickte in die Gesichter seiner Mitarbeiter. Franck konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Tokio Hotel … so viel könnte man mir gar nicht bezahlen, dass ich mir das antun würde.«
    LaBréa überhörte Francks Bemerkung.
    »In den Körperöffnungen des Jungen wurden Hautzellen von verschiedenen Menschen sichergestellt. Das lässt darauf schließen, dass das Opfer von mehreren Männern rektal und oral vergewaltigt wurde.«
    LaBréas letzter Satz stand eine Weile im Raum, niemand sagte etwas. Allen war bewusst, in welche Abgründe und Scheußlichkeiten diese Mordermittlung führen würde.

7. KAPITEL
    L aBréa schaffte es vor dem Konzert doch noch nach Hause. Er aß einen Happen, zog sich um und frischte mit einer schnellen Rasur sein Gesicht auf.
    Kurz vor acht erschien Jennys Freundin Alissa, bewaffnet mit einer riesigen Tüte Marshmallows und einem Armeefeldstecher. Den hatte ihr Vater, ein Berufsoffizier, in der Wohnung der Familie zurückgelassen, als er seine Ehefrau und Tochter vor einigen Wochen Hals über Kopf verließ.
    »Damit können wir sie ganz nah ranholen!«, sagte Alissa zu Jenny, die von dieser Idee begeistert war.
    Wenig später verließen Céline, LaBréa und die beiden Mädchen das Haus. LaBréa lenkte den Wagen durch den noch immer dichten Verkehr Richtung Sechzehntes Arrondissement. Die Stadt hatte sich tagsüber immer weiter aufgeheizt, und LaBréa ahnte, dass im Kessel des Fußballstadions eine drückende Schwüle herrschen würde. Die Klimaanlage im Wagen lief auf vollen Touren, so dass man wenigstens hier durchatmen konnte. Jenny blickte ständig auf ihre Uhr und meinte aufgeregt:
    »Schaffen wir es auch rechtzeitig, Papa?«
    »Bestimmt! Das Wichtigste ist der Parkplatz, Chérie.«
    »Ja eben! Wir hätten früher losfahren sollen! Das Stadion wird knallvoll, da finden wir nie einen Parkplatz!«

    Sie fanden ihn dann schneller als gedacht in einer Seitenstraße der Avenue Parc des Princes. Zehn Minuten später drängten sie sich durch die Massen der Besucher und zeigten am Einlass zu Block C ihre Tickets.
    Schon jetzt herrschte eine ausgelassene Stimmung im Stadion. Zehntausende von Jugendlichen - in Gruppen, manche in Begleitung ihrer Eltern - hatten seit Wochen auf dieses

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