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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Konzert hingefiebert. Céline hatte gute Plätze besorgt, mit Blick auf die Bühne. Sie verschwand noch einmal kurz und kaufte im Stadiongang für sich und LaBréa ein Bier, für die Mädchen zwei Flaschen Cola.
    Dann endlich ging es los. Eine Gruppe junger Leute betrat die Bühne. Beifall brandete auf, allerdings noch verhalten. Jenny beugte sich zu ihrem Vater.
    »Keine Angst, Papa. Das sind sie noch nicht. Das ist erst die Vorgruppe.«
    LaBréa nickte und gab sich interessiert. Sechs junge Musiker beiderlei Geschlechts griffen nach ihren Instrumenten, und im nächsten Moment ergoss sich eine bunte, grell zuckende Lichtershow über die Bühne. Nebel waberte heran. Die Band tauchte darin ein wie in einen farbigen Wattebausch. Die Musik, die aus zahllosen riesigen Lautsprechern durchs Stadion dröhnte, war ohrenbetäubend. Eine junge Frau in schwarzem Lackoverall und mit blonder Mähne klebte mit ihrem Mund an einem schnurlosen Mikrofon und hüpfte mit wilden Verrenkungen durch die künstlichen Nebelschwaden. LaBréa konnte nicht verstehen, in welcher Sprache sie ihren Song ins Mikro schrie, so sehr dominierten Schlagzeug und Bässe ihren Gesang. Er blickte zu Céline, die neben Alissa saß, und lächelte etwas gequält.
Jenny und Alissa gingen total mit und bewegten ihre Köpfe im Rhythmus der dröhnenden Musik.
    Hoffentlich überlebe ich diesen Abend ohne größeren Gehörschaden, dachte LaBréa, trank einen Schluck Bier und griff hinter dem Rücken der Mädchen nach Célines Hand.
    Nach einer halben Stunde war dieser Teil des Programms vorüber, und die Band verabschiedete sich ohne Zugabe. Nach einer kurzen Pause und unter beinahe hysterischem Gekreische der Zuschauer erschienen dann die Stars des Abends. Alissa hob den Feldstecher und richtete ihn auf die Bühne.
    »Oh Mann«, rief sie Jenny zu. »Bill ist ja noch süßer als auf den Fotos!«
    Jenny riss ihrer Freundin den Feldstecher aus der Hand und überzeugte sich selbst. LaBréa sah, dass seine Tochter vor Aufregung ganz rot im Gesicht geworden war.
    »Willst du auch mal, Papa?«
    Sie reichte LaBréa das Glas. Er betrachtete die vier jungen Musiker auf der Bühne, die in ihren fantasievollen Outfits allesamt an eine jüngere Ausgabe des Paradiesvogels erinnerten.
    »Bill ist der, der jetzt ans Mikro geht!«, brüllte Jenny ihrem Vater ins Ohr. »Ist er nicht total süß? - Alissa, ich flipp gleich aus! - Céline, guck du auch mal!«
    LaBréa warf einen letzten Blick auf Bill. Trotz dessen artifizieller Frisur und der Tatsache, dass er älter war, fühlte sich LaBréa plötzlich wieder an den toten Jungen aus der Seine erinnert. Nicht nur durch die geschminkten Augen und den sensiblen Mund des jungen Mannes auf der Bühne, auch durch die Feingliedrigkeit seines Körpers. Ein eigenartiger
Vergleich, dachte LaBréa im selben Augenblick und gab Céline das Fernglas.
    Das Konzert von Tokio Hotel begann, und als Jenny und Alissa wie wild zu kreischen anfingen, fügte LaBréa sich ergeben in sein Schicksal.
     
    Eric Lecadre hatte es sich mit einem Glas Highland Park auf dem Sofa gemütlich gemacht. Er trank ihn, wie ein Kenner ihn trinken sollte: pur, ohne Eis und Wasser. So knickrig sich der Schauspieler normalerweise zeigte, für einen guten alten Whisky gab er gern einige Hundert Euro pro Flasche aus. Hin und wieder hatte er auch Glück und musste gar nicht selbst ins Portemonnaie greifen. In seinem Freundeskreis kannte man seine Leidenschaft für teuren Whisky und trug ihr anlässlich seines Geburtstages und bei Premierenfeiern Rechnung.
    Genüsslich nahm er einen Schluck und ließ ihn einen Moment im Mund kreisen, bevor er ihn durch die Kehle rinnen ließ. Seine Augen waren auf den riesigen Flachbildschirm gerichtet, der in die Wand eingelassen war. Ribanvilles Sendung hatte soeben begonnen, der Showmaster stellte gerade seine Gäste vor.
    »Das musst du dir ansehen, Chantal«, rief Eric und drehte sich kurz um. Die Tür zum Salon stand offen, dahinter führte ein langer Flur in die anderen Räume der Wohnung. »Du glaubst es nicht! Verfilzte Rastalocken und langer Bart. Bei diesem Clochard haben sie kein Stück Seife verschwendet! Von der Straße weg ins Studio gecastet. Der wirkt so echt, als hätten sie ihn mit Klamotten aus dem Kostümfundus ausstaffiert.«

    Chantal, die einige Räume weiter in ihren geöffneten Schlafzimmerschrank starrte, sagte nichts. Ihre Sorge galt dem Kleid, das sie nachher zu Ribanvilles Jubiläumsparty anziehen wollte. Nicht,

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