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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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letzten Wochen die Zeit gefehlt.«
    »Wie ist denn die Kombination in Ihrem Herrendoppel? Wer spielt mit wem?«
    »Yves und ich spielten zusammen.«
    »Gegen Leon Soulier und Eric Lecadre.«
    »Genau. Yves und ich haben uns super ergänzt.«
    Sein Handy klingelte, und er fingerte es aus der Oberschenkeltasche seiner Cargohosen.
    »Ja? - Nein. Warte lieber damit. Ach übrigens - könntest du in fünf Minuten mal runterkommen? Die Polizei hat ein paar Fragen an dich.« Er steckte das Handy wieder ein und sagte zu Claudine: »Sind wir bald fertig, Madame? Mein Techniker braucht mich nämlich. Aber vorher kommt er noch kurz runter, da können Sie ihn wegen letzter Nacht fragen.«
    Claudine ließ sich die Handynummer des Musikproduzenten geben und notierte sie. Sie zog die Liste mit den Telefonnummern heraus, die in Yves Ribanville Handyprotokoll gespeichert waren, und verglich Dubois’ Nummer damit. Sie war nicht auf der Liste.
    Der Tennisclub, in dem das Freundesquartett spielte, war der Paris Golf & Country Club. Claudine wusste, dass Direktor Thibon eine Zeit lang dort Mitglied gewesen war. Eine noble und exklusive Sportanlage in einem Vorort von Paris. Das letzte Match der Freunde von Yves Ribanville schien schon Wochen zurückzuliegen.

    Der Techniker Armand Balart entpuppte sich als schmieriger Typ mit langen, gegelten Haaren, der alle Aussagen von Dubois mit einem ironischen Lächeln um die Mundwinkel bestätigte. Seine Fingernägel waren schmutzig, und sein Atem roch nach Alkohol. Ein größeres Gegenstück zu dem gepflegten, gut aussehenden Frédéric Dubois konnte man sich kaum vorstellen. Computerspezialisten, noch dazu solche, die spezielle Programme erarbeiteten und Sicherheitsserver installierten, mussten sehr gut verdienen. Warum kam dieser Mann so ungepflegt und abgerissen daher, als hätte der Musikproduzent von MediaFrance ihn irgendwo auf dem Sperrmüll aufgelesen?
    Leicht frustriert und mit einem Null-Ergebnis an neuen Erkenntnissen verließ Claudine das Gebäude und fuhr zum Quai des Orfèvres. Sie konnte das Gefühl nicht loswerden, dass dieser Frédéric Dubois ihr eine ganze Menge verschwiegen hatte.
     
    Nick Sabatier spürte schmerzhaft die Blasen und wund gescheuerten Stellen an seinen Füßen. Der lange Marsch letzte Nacht und am heutigen Vormittag hatte Spuren hinterlassen. Ohne Strümpfe in derben Arbeitsschuhen - das musste ja schiefgehen. Nachdem er in den Park zurückgekehrt war und in aller Eile seine Sachen zusammengerafft hatte (die Pappkartons ließ er zurück), irrte er ziellos Richtung Norden. Irgendwann erreichte er den Canal de l’Ourcq im Neunzehnten Arrondissement, von da aus lenkte er seine Schritte Richtung Parc de la Villette. In dieser Gegend hielt er sich zum ersten Mal auf. Als Obdachloser
liebte man normalerweise sein angestammtes Viertel und bewegte sich nie weit von dort fort.
    Am Quai de la Gironde entdeckte er zufällig ein altes Lagerhaus. Der Backsteinbau wirkte verlassen. Im Eingangstor mit dem verwitterten, grünen Farbanstrich war eine Tür eingelassen. Sie stand einen Spalt offen. Als Nick sie aufstieß, brach gerade die Morgendämmerung an. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite führte ein junges Paar ihren Hund Gassi. Rasch betrat Nick das Gebäude, damit sie ihn nicht entdeckten.
    In der Tordurchfahrt stapelten sich alte Kisten neben einem Fahrrad mit verbeultem Vorderrad, ohne Sattel und Pedale. Zwischen den Steinen des Katzenkopfpflasters wuchs Gras, das gelb und verdorrt aussah. Rechts und links der Toreinfahrt führten Aufgänge ins Gebäude. Sie waren mit über Kreuz genagelten Brettern verbarrikadiert. Ein halbverwittertes Schild baumelte am linken Aufgang: Vorsicht, Einsturzgefahr.
    Genau das Richtige für mich, dachte Nick und zwängte sich durch die Lücke in den Brettern. Im Treppenhaus türmte sich Abfall. Plastiktüten, leere Bierflaschen, ein Haufen Zeitungen. Es roch nach Verwesung. Eine tote Ratte? Eine Katze, die hier verendet war? Nick wusste es nicht. Es störte ihn auch nicht weiter, hatte er sich doch im Lauf der Jahre seines Daseins auf der Straße an strenge und üble Gerüche gewöhnt.
    Vorsichtig tapste er die Treppe hoch in den ersten Stock. Von einem langen Flur, dessen Decke zum Teil eingebrochen war, zweigten Türen ab. Einige standen offen, andere waren geschlossen, zwei fehlten gänzlich. Die dahinterliegenden
Räume waren leer. Abgefallener Verputz lag auf den staubigen Linoleumböden.
    Ein kleiner Raum am Ende des Flurs

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