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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Eingangshalle hinter dem Empfangstisch war angenehm kühl, doch bis auf einen Stuhl und einen einfachen Tisch vollkommen leer. Ein ungemütliches Ambiente, dachte Claudine. Dies ließ darauf schließen, dass Frédéric Dubois seine Besucherin möglichst bald wieder loswerden wollte. Er bot ihr den einzigen Stuhl an.
    »Nehmen Sie doch Platz. Ich stehe lieber. In meinem Job verbringt man Stunden am Computer oder am Mischpult.« Er lehnte sich mit dem Rücken ans Fenster und steckte beide Hände in die tiefen Seitentaschen seiner Hose.
    Claudine nahm den ungastlichen Empfang gelassen. Schließlich war sie nicht hergekommen, um es sich in einem schicken und bequemen Sessel gemütlich zu machen, während sie ihre Fragen stellte. Sie zog Stift und Notizbuch aus ihrer Umhängetasche und legte beides auf den Tisch.
    »Wie lange kannten Sie Monsieur Ribanville?«
    Die Antwort erfolgte so prompt, als wäre Dubois darauf gefasst gewesen.
    »Seit etwa zwei Jahren.«
    »Und woher kannten Sie ihn?«
    »Léon Soulier hat uns einander vorgestellt. Ich bin Teilhaber in seiner Musikproduktion.«
    »Uns wurde gesagt, dass Sie zum engeren Freundeskreis des Moderators gehörten.«
    »Ja, so könnte man es ausdrücken.«
    »Was heißt das genau, engerer Freundeskreis?«
    »Wir spielen alle im selben Tennisclub. Herrendoppel. Letztes Jahr waren wir Clubmeister.«
    »Wer ist ›wir‹?«

    Seine dunkelbraunen Augen blickten sie aufmerksam an. Er überlegte einen Moment.
    »Eric Lecadre, der Schauspieler. Dann, wie gesagt, Léon Soulier.«
    »Ein Freundeskreis zu viert?«
    »Warum nicht?« Er strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Der harte Kern, sozusagen. Aber Yves hatte darüber hinaus sicher einen großen Bekanntenkreis.«
    »Zum Beispiel?«
    Fedéric Dubois zuckte mit den Schultern.
    »Der eine oder der andere Promi. Fragen Sie am besten Ribanvilles Frau, die müsste das wissen.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    Er grinste kurz.
    »Nein, Madame, ich bin noch zu haben.« Er warf ihr einen etwas anzüglichen Blick zu. Claudine zog genervt die Augenbrauen hoch, entschied sich jedoch, die Bemerkung zu ignorieren.
    »Wo waren Sie gestern Abend, Monsieur? Genauer gesagt, zwischen halb elf und halb zwölf?«
    Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
    »Ich war hier. Zusammen mit einem Techniker. Wir haben bis heute früh um drei den Sicherheitsserver für unsere neue Software eingerichtet.«
    »Wie heißt der Mann, und wo kann ich ihn erreichen?«
    »Er heißt Armand Balard und ist vorhin gerade hierher zurückgekommen. Nachdem er zu Hause etwas Schlaf getankt hat. Er wird Ihnen alles bestätigen.«
    »Warum waren Sie letzte Nacht nicht auf der Party von einem Ihrer besten Freunde?«

    »Ich sagte doch schon, ich hab gearbeitet.«
    »Sie hätten sich nicht für eine Stunde loseisen können, um mit ihm ein Glas Champagner auf die hundertste Sendung zu trinken?«
    »Wir hatten ausgemacht, dass wir das nachholen. In dem Fall war meine Arbeit unaufschiebbar.«
    Er gleitet mir aus der Hand, dachte Claudine. Wie ein glitschiger Fisch, den man nirgends zu packen kriegt. Seine Angaben schienen in sich schlüssig, ohne Haken und Widerspruch. Claudine war überzeugt, dass der Techniker sein Alibi bestätigen würde. Aber irgendwo tief im Inneren spürte Claudine ein Kribbeln. Ein Alarmsignal. Sie wusste nur nicht, warum. Sie hatte nichts, aber auch gar nichts an Dubois’ Antworten auszusetzen. Das war es ja gerade. Dass alles so glatt klang. Geglättet wirkte. Wie maßgeschneidert. Sie musterte ihn scharf.
    »Haben Sie eine Idee, wer ihn umgebracht haben könnte?«
    Seine Augen blickten ratlos, doch sie erkannte noch etwas anderes darin. Etwas Zögerliches. Eine Art Vorsicht.
    »Ich habe keine Ahnung, Madame«, sagte er und schüttelte zur Bekräftigung den Kopf.
    »Wann haben Sie Monsieur Ribanville zuletzt gesehen?«
    »Warten Sie mal …« Frédéric Dubois überlegte einen Moment, doch ihr kam es vor, als wollte er nur Zeit gewinnen. »Das ist schon ein paar Wochen her. In irgendeinem Restaurant. Monsieur Soulier war, glaube ich, auch dabei.« Er lächelte kurz und entblößte seine strahlend weißen Zähne. »Wenn Sie Genaueres wissen wollen, müsste ich in meinem Terminkalender nachsehen.«

    »Ich denke, Sie spielten im selben Tennisclub?«, bemerkte Claudine trocken. »Haben Sie so selten zusammen gespielt?«
    »Nein, aber bei den Temperaturen … ich bitte Sie, Madame! Da geht man höchstens schwimmen. Aber auch dazu hat mir in den

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