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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Danchekker.
    »Auch, wenn man es unvoreingenommen betrachtet?«
    gab Hunt zu bedenken.
    »Da ist noch eine andere Sache, die man einmal versuchen könnte«, meldete sich Schorn zu Wort. »Ihr Kalender, wenn es wirklich einer ist, hat bisher nur relative Beziehungen beschrieben – Tage pro Monat, Monate pro Jahr und so weiter. Er gibt uns keine absoluten Werte. Nun
    – und jetzt muß ich etwas weiter ausholen –, wir beschäftigen uns derzeit damit, mittels einer detaillierten chemischen Analyse ein quantitatives Modell von Charlies Zellstoffwechsel und Enzymsteuerung zu entwickeln. Wir müssen das anteilige Verhältnis von Ausscheidungs- und Schlackenstoffen im Blut berechnen, um dann aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse die natürlichen Schlaf- und Wachperioden ermitteln zu können. Wenn wir auf diesem Weg die Länge des Tages bestimmen können, dann könnten wir die anderen fehlenden Daten sofort hochrechnen.«
    »Wenn wir das wüßten, könnten wir die Orbitalperiode, also die Dauer des Jahres, errechnen«, sagte jemand anders.
    »Aber was ist mit der Masse?«
    »Nun, wir könnten eine Strukturanalyse von Charlies Knochen und Muskeln durchführen und dann das Verhältnis zwischen aufgewendeter Kraft und Gewicht ermitteln«, fiel ihm ein anderer ins Wort.
    »Damit hätten wir auch die mittlere Entfernung des Planeten von der Sonne«, meinte ein dritter.
    »Nur wenn sie unserer Sonne ähnelt.«
    »Man könnte die Masse des Planeten auch aus der Beschaffenheit des Glases und der anderen kristallinen Materialien in Charlies Ausrüstung ableiten. Aus der Kristall-struktur sollten wir errechnen können, wie stark das Gravitationsfeld war, das auf sie einwirkte, als sie sich formten.«
    »Und wie bekommen wir einen Anhaltspunkt über die Dichte?«
    »Kein Problem, wenn wir den Radius des Planeten kennen.«
    »Charlie ist wie wir, also wird die Oberflächengravitation ähnlich sein.«
    »Sehr wahrscheinlich, aber lassen Sie's uns überprüfen.«
    »Zuerst muß geprüft werden, ob es ein Kalender ist.«
    Von allen Seiten strömten Kommentare auf ihn ein. Mit einer gewissen Befriedigung stellte Hunt fest, daß er es zumindest fertiggebracht hatte, den Wissenschaftlern ein wenig Begeisterung und Enthusiasmus zu injizieren.
    Danchekker zeigte sich unbeeindruckt. Als das Stimmengewirr nachließ, erhob er sich erneut und deutete mitleidig auf das einzelne Blatt Papier, das noch immer mitten auf dem Tisch lag.
    »Alles Quatsch!« stieß er hervor. »Das dort ist Ihr gesamtes Beweismaterial.« Er schob einen gewaltigen Stapel aus Notizen und Papieren daneben. »Hier ist meins, abgestützt durch Informationen in Bibliotheken, Datenbänken und Archiven in der ganzen Welt. Charlie kommt von der Erde!«
    »Und wo, bitte, ist seine Zivilisation?« verlangte Hunt zu wissen. »Vielleicht von einem gewaltigen Himmels-Müllabfuhrwagen fortgeschafft?«
    Gelächter ertönte am Tisch, als Hunt es Danchekker mit gleicher Münze heimzahlte. Das Gesicht des Professors verfärbte sich, und er setzte zu einer nicht gerade schmei-chelnden Bemerkung an. Caldwell hob mäßigend die Arme, aber es war Schorn, der die Situation rettete, indem er mit seiner ruhigen, unbewegten Stimme sagte: »Es sieht ganz danach aus, meine Damen und Herren, als müßten wir für den Moment zwischen zwei rein spekulativen Hypothesen einen Kompromiß schließen. Um Professor Danchekker zufriedenzustellen, müssen wir akzeptieren, daß die Lunarier dieselben Vorfahren hatten wie wir. Um Dr.
    Hunts Argumentation zu genügen, müssen wir davon ausgehen, daß ihre Art auf einem anderen Planeten entstanden ist. Ich möchte mich aber strikt davor hüten, diese beiden Unvereinbarkeiten jetzt schon unter einen Hut bringen zu wollen.«

    9
    In den Wochen, die der Konferenz folgten, sah Hunt immer weniger vom Trimagniskop. Caldwell schien ihm aus dem Weg zu gehen und sich große Mühe zu geben, den Engländer dazu zu ermutigen, die verschiedenen UNWO-Labora-torien und Einrichtungen in der Nähe zu besuchen, um ›aus erster Hand zu sehen, was vor sich geht‹ oder in den Büros der Navkomm-Zentrale ›interessante Leute‹ kennenzulernen. Hunt war natürlich neugierig über den Fortgang der Lunarier-Forschung, und deshalb kam ihm diese Entwicklung sehr gelegen. Bald stand er mit den Technikern und Wissenschaftlern, die an diesem Projekt mitarbeiteten, auf vertrautem Fuße, zumindest mit denen, die sich in der Nähe von Houston aufhielten. Und er bekam eine ausreichende

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