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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Profits offensichtlich die Hauptsache waren. Kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag mußte er dann die Konsequenzen für sein stures Einzelkämpfertum tragen. Er verfügte zwar über hervorragende und allseits anerkannte Talente, hatte einige große Leistungen vollbracht, besaß mehrere akademische Grade, war mit Preisen dekoriert und überhäuft – aber ohne Job.
    Eine Zeitlang bezahlte er seine Miete, indem er Artikel für wissenschaftliche Journale schrieb. Eines Tages dann wandte sich die Metadyne-Geschäftsleitung an ihn und bot ihm einen befristeten Vertrag an. Er sollte an der mathematischen Auswertung ihrer laufenden Experimente mitarbeiten. Eines führte zum anderen, und nicht lange danach entstand eine Dauerverbindung zwischen ihm und der Firma. Schließlich stimmte er einer Festanstellung zu, wenn er als Gegenleistung dafür ihre Anlagen und Gerätschaften für seine eigenen Forschungen benutzen konnte – alleinverantwortlich. So entstand die ›Abteilung‹ Theoretische Studien.
    Und jetzt ... er vermißte irgend etwas. Das, was irgendwann in seiner Kindheit einmal zum Leben erwacht war und sich nach der Entdeckung neuer Welten sehnte. Und als er so auf die Wega-Fähren hinabsah ...
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, als ein Strom elektromagnetischer Impulse vom Leitzentrum unter ihm den Empfänger des Mercury Drei erreichte, dort umgeformt und an den Minicomputer weitergeleitet wurde. Die Tragflächen kippten daraufhin ein wenig zur Seite. Der Aircar änderte den Kurs, begann langsam zu sinken und flog dann in einer Höhe von sechshundert Metern in dem nach Osten führenden Flugkorridor dem Herzen der Stadt entgegen.

5
     
     
    Das Licht der Morgensonne tropfte durch das Fenster und betonte die wie gemeißelt wirkenden Falten im Gesicht des Mannes, der seinen Blick über das tief unter ihm liegende Zentrum von Houston gleiten ließ. Die stämmige, untersetzte Gestalt, die genauso billig wie ein mittelschwerer Panzer wirkte, warf einen quadratischen Schatten auf den dahinterliegenden Teppich. Die kräftigen Finger trommelten einen endlosen Parademarsch auf das Glas. Gregg Caldwell, der Leiter der Abteilung für Navigation und Kommunikation der UNWO, dachte über die bisherige Entwicklung nach.
    Nun, da Verwirrung und Aufregung der ersten Stunde sich gelegt hatten, war das eingetreten, was er erwartet hatte: Jede Abteilung spielte sich in den Vordergrund. Mehr als nur ein paar große Köpfe in einigen Abteilungen – der Biochemie in Chicago oder der Raumfahrtmedizin in Farnborough zum Beispiel – nahmen in ihren Anfragen kein Blatt vor den Mund: Wie hatte es eigentlich dazu kommen können, daß ausgerechnet Navkomm die Verantwortung übertragen worden war, ja, wieso war sie überhaupt darin verwickelt, obwohl die ganze Sache doch ganz offensichtlich nichts mit Navigation oder Kommunikation zu tun hatte? Caldwells herabhängende Mundwinkel schoben sich langsam nach oben, bis sie fast ein grimmiges Lächeln andeuteten. Die Messer wurden also gewetzt, nicht wahr? Ihm machte das nichts aus, er fürchtete die Auseinandersetzung nicht. In mehr als zwanzig Jahren hatte er sich bis zur Spitze einer der größten Abteilungen der UN-Weltraumorganisation durchgeboxt. Jetzt war er ein alter Hase im Nahkampf, und bislang war er dabei nicht sonderlich zu Schaden gekommen. Vielleicht hatte Navkomm keine allzu großen Erfahrungen in dieser Sache. Vielleicht war die ganze Sache zu groß, als daß Navkomm damit fertig werden konnte; vielleicht war sie zu groß, als daß die UNWO damit fertig werden konnte. Aber – so standen die Dinge nun einmal. Die Angelegenheit war Navkomm in den Schoß gefallen, und dabei würde es bleiben. Wenn irgend jemand helfen wollte, dann war das in Ordnung – er mußte nur einsehen, daß das Projekt von Navkomm durchgeführt wurde. Und wem das nicht paßte, der sollte ruhig versuchen, das zu ändern. Sollte er es ruhig versuchen!
    Seine Überlegungen wurden von einem Summen aus der in den Schreibtisch hinter ihm eingebauten Konsole unterbrochen. Er wandte sich um, betätigte eine Taste und meldete sich mit einer granitharten Baritonstimme.
    »Caldwell.«
    Lyn Garland, seine Privatsekretärin, sah ihn von der Schirmfläche an. Sie war achtundzwanzig und hübsch, hatte langes, rotes Haar und braune, intelligente Augen.
    »Eine Nachricht von der Rezeption. Ihre beiden Besucher sind eingetroffen – Dr. Hunt und Mr. Gray.«
    »Lassen Sie sie sofort heraufkommen. Kochen Sie Kaffee und

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