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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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widersprach sie und vergegenwärtigte sich wie aus Trotz Salvatore und seinen Körper, den sie berührt hatte, und ihre Lust, endlich einmal wieder Lust. Sie dachte an den Toten auf dem Diwan und das Gespräch mit Livia und an den Anruf von Luzie am frühen Morgen. Luzie war bester Dinge gewesen, sie war mit einer Schülergruppe in London und hatte eine defekte Telefonzelle entdeckt, von der aus die ganze Horde umsonst und ausführlich telefonierte.
    »Und wie läuft’s bei dir?«
    »Geht so…«
    »Na komm, raff dich auf, hol das beste raus, so jung bist du nie mehr…«
    So weit war es schon, daß die eigene Tochter einem Mut machte und mit Sprüchen auf Trab brachte! dachte sie grimmig. Die Zeiten wandeln sich, Marlen. Luzie ist achtzehn und voll drin im Leben. Und du? Ich-auch, dachte Marlen trotzig, wie-man-sieht: es-läuft. Zumindest beinahe. Beinahe wäre es gelaufen. Und dann diese beschissene Höhle, Salvatore wie erstarrt, der Mann auf dem Diwan tot, alle Lust dahin. Marlen, mach dich nicht zur Närrin, laß dich nicht beirren! Wie hatte Luzie gesagt? Hol-das-be-ste-raus … i-ca-zzi-miei, vernahm sie wie ein leises Echo.
    Vielleicht würde er sich bei ihr melden, wenn er die Sache erst einmal verdaut hatte, was bei Männern jedoch lange dauern konnte, wie Marlen aus Erfahrung wußte. Nein, die Zeiten, wo sie auf das Läuten des Telefons oder das Schellen an der Tür gewartet hatte, waren vorbei. Aber sie hatte nicht einmal seine Telefonnummer. Und in Neapel gab es Salvatores wie Kiesel am Strand.
    Sie setzte die Füße energisch auf den Boden. Es raschelte im Gebüsch. Marlen schrak zusammen. Eine Promenadenmischung sprang zwischen den Zweigen hervor, rannte kläffend neben der joggenden Frau her, ein schriller Pfiff, der Hund hielt inne und sauste wie der Blitz davon. Sie stieß die Luft aus. Ein letzter Spurt, noch dreißig Meter, zwanzig zehn fünf Ziel, Auslaufen. Sie stützte sich mit den Händen an einem Baum ab, tat einen Schritt zurück, drückte die Fußsohlen gegen den Boden, um die Beinmuskulatur zu dehnen, ein Mittel gegen Krämpfe und Muskelkater. Mit geschlossenen Augen spürte sie unter den Handflächen der Bewegung des Baums nach, der sich hoch oben, in der Krone, leicht im Wind wiegte.
    »Da können Sie aber lange schieben«, rief ein vorbeijoggender Mann. Sie hoffte, er würde davon Seitenstiche bekommen und wußte nun, was sie zu tun hatte.

10
    »Darüber kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben.«
    Die Frauenstimme am anderen Ende der Leitung klang so gelangweilt wie unerbittlich. Ein Klicken, die Frau hatte aufgelegt, Es war das fünfte und letzte Taxiunternehmen, bei dem Marlen angerufen hatte. Am Anfang war sie sich ein wenig lächerlich vorgekommen, nach einem gewissen Salvatore zu fragen, ohne den Nachnamen zu kennen, aber schon beim dritten Telefonat ging es ihr wie selbstverständlich über die Lippen. Alles eine Frage von Übung, Wiederholung, innerer Überzeugungsarbeit. Sie beschloß, es als nächstes am Bahnhof zu versuchen und bestellte – nun bei der freundlichsten der Telefonstimmen – ein Taxi. Vielleicht hatte Salvatore gerade Dienst, hörte den Funkspruch, erinnerte sich an die Adresse und kam höchstpersönlich wie der Blitz vorbeigefahren, womit sich die Fahrt zum Bahnhof erledigen würde…
    Flausen im Kopf! Am Steuer des gelben Taxis mit der Nummer Padova 48 saß ein dickleibiger, wortkarger Mann um die Fünfzig, der, wie aus seinem Gebrumm zu entnehmen war, keinen taxifahrenden Salvatore kannte und keinen Gedanken zuviel daran verschwenden würde. Dafür brachte er Marlen, was sie durchaus zu schätzen wußte, ordnungsgemäß und auf direktestem Wege zum Bahnhof. Die Taxifahrer, die unter dem Vordach der Bahnhofshalle standen, rauchten, plauderten und die Fahrgastsituation völlig im Auge hatten, waren dagegen gesprächiger. Kollege gesucht? Von Touristin? Angenehme Abwechslung, die Vorstellung schmeichelte. Einer wollte wissen, warum sie diesen Salvatore unbedingt finden wolle, ein anderer schnitt ihm das Wort ab und brummte, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, ein dritter schürte Hoffnung, die erlosch, als ein Neuankömmling sich einmischte und versicherte, der Salvatore, den er meinte, würde nachts nie fahren. Ob sie von der Polizei wäre, fragte ein fünfter. Du siehst zuviel fern, sagte der zweite, der sieht doch eh bloß Pornos, grinste der vierte, halt den Mund, vor dir steht eine Signora, der dritte. So ging es hin und her, zwei

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