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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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Taschentuch aus ihrer Umhängetasche. Hektisch wischte und tupfte sie die braune Soße auf. Die Polizistin sah ihr zu und ließ sie gewähren.
    »Nastuechli«, versuchte die Kommissarin einen Witz zu machen. Es gelang ihr auch, denn ein kleines Lächeln stahl sich auf Lenas Gesicht. Sie blickte Belu direkt an. Diese las den tiefen Schmerz in deren Augen. Lena deutete auf ihr Herz und ihre Stimme klang gequält.
    »Da drinnen, da bin ich schuldig, verstehen Sie? Es gibt eine Schuld, die kein anderer löschen kann.«
    Die Kommissarin nickte und wartete ab. In Lena schien ein Damm gebrochen zu sein. Sie schniefte und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.
    »Ich habe eine Therapie gemacht und dachte, ich sei darüber hinweg.« Bitter setzte sie hinzu. »Welch ein Irrtum!«
    »Sie denken, dass Sie Andy hätten helfen müssen?«
    Stumm nickte Lena und hob Trixi vom Boden auf.
    Belu schüttelte energisch den Kopf.
    »Frau Wälchli, Sie sind doch eine kluge Frau. Sie wissen ganz genau, dass es unmöglich ist, einem drogenabhängigen Jungen, der so tief im Sumpf steckt, in so kurzer Zeit zu helfen. Das, was sich über Jahre aufgebaut hat, kann man nicht in wenigen Tagen therapieren. Sie waren doch lange genug Heilpädagogin.«
    »Eine tolle Heilpädagogin«, meinte Lena sarkastisch, »eine, die nicht mal merkt, dass sich ein Junge, der so lange in ihrer Behandlung war, umbringen wird.«
    »Sie haben dafür bitter gebüßt, Frau Wälchli. Sie haben Ihren Beruf aufgegeben!«
    Lena sah die Kommissarin an. »Respekt, Frau Nürnberger, Sie haben gründlich recherchiert.«
    Die Kommissarin nickte leicht. »Ich bin gut in meinem Job«, lächelte sie.
    »Wissen Sie auch, was dann mit der Familie des Jungen geschah?«
    Belu schüttelte den Kopf. Lenas Stimme war nur noch ein Flüstern. »Die Eltern haben sich sehr um ihren Sohn gekümmert. Sie haben alles getan, damit er sein Stottern in den Griff bekommt. Er hat sich sprachlich verweigert. Redete einfach nicht mehr. Die Eltern haben ihm sogar einen Therapiehund gekauft. Über den Hund sollte er wieder in die sprechende Welt zurückfinden. Doch selbst der hielt ihn nicht davon ab, seinem Leben ein Ende zu setzen. Die Mutter konnte mit dem Verlust des einzigen Sohnes nicht fertig werden. Sie ist ihm in den Tod gefolgt.«
    Es war der Kommissarin anzusehen, dass sie erschüttert war. Lena fuhr leise fort. »Der Vater hat, nachdem er Frau und Sohn verloren hat, begonnen zu trinken. Ich habe eine ganze Familie zerstört – weil ich nicht zugehört habe.«
    Die Kommissarin schien ihre nächsten Worte genau abzuwägen. Ihre Stimme klang freundlich.
    »Schlimm. Ohne Zweifel. Wollen Sie nun Ihr ganzes Leben damit verbringen, sich Vorwürfe zu machen? Genügt es nicht, dass Sie Ihren Beruf aufgegeben haben und in die psychologische Forschung gegangen sind? Wo Sie übrigens einen ausgezeichneten Ruf genießen aufgrund Ihrer bahnbrechenden Erkenntnisse über Selbstmorde von Jugendlichen.«
    Lena senkte den Kopf. Eine Weile war es still im Büro. Dann sah Lena die Kommissarin an: »Ich weiß, dass Sie recht haben. Ich glaube, ich kann abschließen, endgültig abschließen, wenn die Mörder von Andy und seinem Hund Lord gefasst sind.
    »Hm«, machte die Kommissarin und stand auf. Die hohen Schuhe klackerten, als sie zu Lena schritt. Sie blickte sehr entschlossen, als sie sagte. »Wir werden den Mörder überführen. Ich verspreche es Ihnen.«
    »Wir?«, fragte Lena hoffnungsvoll. Die Kommissarin schüttelte leicht den Kopf. »Ich werde Sie auf dem Laufenden halten. Das ist alles, was ich tun kann.«
    Lena setzte Trixi auf den Boden. Sie straffte ihre Schultern. »Danke, Frau Kommissarin. Ich werde so lange in Nürnberg bleiben, bis Sie den Fall gelöst haben.«
    Belu runzelte die Stirn. Lena lächelte. »Ich versuche, Ihnen nicht in die Quere zu kommen!«
    Nun funkelten die Augen der Kommissarin. »Es täte mir wirklich leid, Sie einsperren zu müssen, Lena.«
    Der Vorname war Belu wie selbstverständlich über die Lippen gekommen. Beide grinsten.
    »Wenn Sie so gut sind, wie ich glaube, werden Sie den Mörder bald haben!«, meinte Lena.
    ***
    Bertaluise Nürnberger wusste, dass es unangenehm für sie werden würde. Sie hatte den Weg zum Büro ihres Chefs schon öfters gemacht. Dr. Heinrichmeyer wurde von den anderen im Revier Korinthenkacker genannt, weil er nie etwas auf sich beruhen ließ, immer alles ganz genau wissen wollte. Und doch, sie mochte ihn, denn er war immer fair. Sie

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