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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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zwischen ...«, Kohler setzte seine Brille auf und schaute in seinem Notizbuch nach, »1975 und 1988 allein gelebt?«
    Wieder verzog Frau Van Rippe unwillig das Gesicht.
    »Ja.«
    »Und in dieser Zeit hatten Sie keine Beziehung?«
    »Nein.«
    »Eine gut aussehende Frau wie Sie?«
    Keine Antwort. Vegesack wusste nicht so recht, ob sie errötete, er glaubte es aber. Kohler legte eine kleine Pause ein.
    »Warum das?«, fragte er dann.
    »Was meinen Sie?«
    »Warum haben Sie allein gelebt?«
    »Weil ich keinen Mann haben wollte.«
    »Aber eine kleine Affaire müssen Sie doch gehabt haben? Es ist doch hart, so lange allein zu sein. Ihre Kinder waren doch nicht mehr klein und ...«
    »Ich wollte es so«, fiel Frau Van Rippe ihm ins Wort. »Man darf ja wohl so leben, wie man will.«
    Kohler nahm die Brille ab und steckte sie in die Brusttasche. Dann nickte er Redakteur Wicker unmerklich zu.
    »Ach?«, fragte er dann und rückte ein wenig dichter an sie heran. »Ich glaube, Sie lügen, Frau Van Rippe.«
    Sie umklammerte die Armlehne ihres Sessels. Sie schien aufspringen zu wollen, ließ sich nach einigen Sekunden aber zurücksinken.

    »Ich lüge? Warum sollte ich lügen?«
    Sie starrte Kohler an, doch der hatte den Blick gesenkt und war in seine Kaffeetasse vertieft. Gut gemacht, dachte Vegesack. Sie schwiegen fünf Sekunden. Dann ergriff Redakteur Wicker das Wort.
    »Frau Van Rippe«, sagte er und schlug dabei langsam die Arme übereinander. »Ist es nicht eher so, dass Sie ein Verhältnis mit einer gewissen Person hier in der Stadt hatten ... zu Anfang der achtziger Jahre, wenn ich das richtig in Erinnerung habe ... zweiundachtzig, dreiundachtzig, so ungefähr?«
    »Nein ... nein, wer sollte das denn gewesen sein?«
    Ihre Stimme trug nicht mehr richtig. Sie ließ die Armlehne los.
    »Wer das gewesen sein soll?«, fragte Wicker mit gespielter Überraschung. »Das wissen Sie ja wohl selbst am besten, Frau Van Rippe. Und es ist doch kein Grund, sich zu schämen ... ich begreife nicht, warum Sie nicht darüber sprechen wollen. Wir sind doch alle nur Menschen?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Frau Van Rippe, und ihre Stimme war plötzlich nur noch ein Flüstern.
    Wieder verstrichen einige Sekunden.
    »Ich rede von Vrommel«, sagte Redakteur Wicker dann und ließ sich in seinem Sessel zurücksinken. »Von Polizeichef Viktor Vrommel.«
    Edita Van Rippe sagte nichts mehr.
    Sie ließ sich langsam auf den Tisch sinken und schlang die Arme um den Kopf.
    Kohler rückte seinen Schlipsknoten gerade und ging zur Toilette.
     
    Moreno dachte über Baasteuwels Bemerkung nach, als sie auf den Zug wartete.
    Ein Hauptgewinn, allein zu sein? Meinte Vrommel? Besonders ermutigend kam ihr das nicht vor. Wenn man dann als Polizeichef in Lejnice endete, wenn man sich nicht
vorsah, ja, dann wäre es für sie selbst doch besser, sich so schnell wie möglich einen Mann zu krallen.
    Vielleicht sollte sie auf Mikael Baus diskreten Vorschlag einer Wiedervereinigung im August eingehen? Das Treffen am Vorabend war ziemlich problemlos verlaufen, das musste sie zugeben. Was immer er für Nachteile haben mochte, sonderlich nachtragend schien er jedenfalls nicht zu sein. Das musste sie ihm lassen.
    Also vielleicht doch, dachte sie. Ein neuer Anfang im August?
    Sie beschloss, ihre Entscheidung bis dahin aufzuschieben. Eine kräftigende Radtour würde ihr Urteilsvermögen schon schärfen, und im Moment hatte sie einfach schon zu viel im Kopf.
    Zum Ausgleich fasste sie einen anderen Entschluss.
    Münster anzurufen.
    Leider erreichte sie ihn auch. Sie hatte auf das Gegenteil gehofft.
    »Na?«, fragte sie. Und merkte, wie sie den Atem anhielt.
    »Ich fürchte, Meister Lampe hatte Recht«, sagte Münster.
    Danach schwiegen sie beide für mindestens zwei Sekunden.
    »Bist du noch da?«
    »Ja«, sagte Moreno. »Ich bin da. Du weißt also, wer es ist?«
    »Wir haben einen Namen«, sagte Münster. »Aber solange wir nicht hundertprozentig sicher sind, verrate ich nichts. Auch dir nicht.«
    »Gut«, sagte Moreno. »Mir wird schlecht, sag es nicht, verdammt noch mal.«
    »Das ist wirklich nicht witzig«, sagte Münster.
    »Wie hast du es gemacht?«, fragte Moreno.
    »Hrrm«, Münster räusperte sich. »Ich wusste nicht so recht, wie ich vorgehen sollte. Am Ende habe ich den Kommissar eingeschaltet. Van Veeteren, meine ich.«
    Moreno überlegte.
    »Hätte ich auch getan«, sagte sie. »Wenn ich auf die Idee gekommen
wäre, zumindest. Und dann habt ihr

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