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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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entwirren... mit Meister Lampes Hilfe. Und deshalb bleibt mir nichts anderes übrig. Es ist meine Aufgabe, den Schleimscheißer zum Reden zu bringen. Aber ich werde der Sache nur noch einen Tag opfern, versprochen.«
    Mikael Bau blies den feinen Sand weg und küsste sie auf den Bauch.
    »Du glaubst an das, was du tust?«
    Sie hob den Kopf und musterte ihn überrascht.
    »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich es sage, natürlich. Ich möchte wissen, ob du glaubst, dass es wirklich eine Rolle spielt. Dass du als Inspektorin etwas ausrichten kannst? Und dass ich durch meine Sozialarbeit irgendjemanden rette? Glaubst du, es spielt auf diesem verdammten Marktplatz der Heuchelei und des Zynismus eine
Rolle? Bei dieser Zweidrittelgesellschaft und diesem ganzen verdammten Superegoismus? Glaubst du das?«
    »Aber sicher«, sagte Ewa Moreno. »Natürlich glaube ich das. Warum, zum Teufel, willst du das wissen?«
    »Gut«, sagte Mikael Bau. »Hat mich nur interessiert. Ich glaube es auch. Ich glaube daran, und wenn das das Letzte ist, was ich jemals tun werde.«
    Sie fragte sich, warum er plötzlich dieses ernste Thema zur Sprache gebracht hatte, gerade hier, unter der brennenden Nachmittagssonne auf dem ewigen Strand.
    Und warum sie bisher nie darüber gesprochen hatten.
    »Es ist nicht nur gut, dass du daran glaubst«, sagte er jetzt. »Es ist notwendig. Leila glaubte das nicht, deshalb ging die Sache nicht gut. Sie hielt sich an Ironie und Zynismus, als wäre das unsere einzige Wahl... als sei Solidarität nur ein historischer Begriff, der ungefähr gleichzeitig mit der Berliner Mauer eingestürzt ist, und als bleibe uns jetzt nur noch, unser eigenes Haus zu bestellen.«
    »Ich dachte, sie hätte mit dir Schluss gemacht?«
    Er dachte eine Weile nach.
    »Ich habe ihr dieses Vergnügen gelassen. Und im Grunde war es ja auch so. Sie hat mich im Stich gelassen, ganz einfach. Aber jetzt habe ich ihren Nachnamen und ihr Gesicht vergessen. Scheißegal, es kommt mir vor, als sei es über zweihundert Jahre her... weißt du, dass du die erste Frau bist, von der ich mir je ein Kind gewünscht habe?«
    »Du spinnst doch«, sagte Ewa Moreno. »Du solltest dich künstlich befruchten lassen.«
    »Ich bin dafür bekannt, dass ich nie spinne.«
    »Ich habe Durst.«
    »Du weichst vom Thema ab.«
    »Welchem Thema?«
    »Kinder. Wir. Liebe und alles, was dazu gehört. O langhaarige Bullin, ich liebe dich.«
    Sie schwieg eine Weile.

    »Bist du verletzt?«, fragte sie dann. »Weil ich keine Antwort gebe?«
    »Tödlich.«
    Sie stützte sich auf die Ellbogen auf und überzeugte sich davon, dass er nicht übertrieben selbstmordgefährdet aussah. Ein Mundwinkel zuckte ein wenig, aber er schaffte es gerade noch, sein Lächeln zu unterdrücken. Oder sein Weinen. Er spielt Theater, dachte sie. Warum, zum Teufel, kann ich kein Vertrauen zu ihm haben? Sie stand auf und fing an, sich den Sand abzuwischen. »Wenn wir auf dein Schloss zurückkehren und ein wenig Wasser getrunken haben«, sagte sie, »dann werde ich dir alles erklären. Okay? Mein Flüssigkeitshaushalt ist leider in ein gewaltiges Ungleichgewicht geraten.«
    »Mhm?«, fragte Mikael Bau und erhob sich ebenfalls. »Ich vergehe vor Neugier.«
    »Und vor Begehren«, fügte er hinzu, als der Strand hinter ihnen lag und Tschandalas spitzes Dach über den Zwergtannen aufragte.
     
    »Also?«, fragte er.
    Moreno stellte ihr Glas ab.
    »Du zeigst mir nur deine guten Seiten«, sagte sie. »Wie auf einer verdammten Ausstellung. Darauf kann ich nichts aufbauen. Solange du die Kellertür nicht aufmachst und mir deine Leichen präsentierst, werde ich dir nicht den kleinsten Finger meiner eigenen Zukunft reichen.«
    Er ließ sich zurücksinken und dachte nach. »Ich finde Fußball toll«, sagte er. »Mindestens zwei richtige Spiele pro Jahr und pro Woche eins im Fernsehen.«
    »Kann ich mit leben«, sagte Ewa Moreno. »Wenn ich nicht mitkommen muss.«
    »Du darfst nicht mitkommen. Und auch sonst brauche ich manchmal meine Ruhe. Will Bob Dylan und Tom Waits und Robert Wyatt hören, ohne dass mich dabei jemand anspricht oder die Lautstärke runterdreht.«

    Sie nickte gelassen.
    »Ich bringe die Arbeit oft mit nach Hause«, sagte er dann. »Kann gewisse Fälle nicht loslassen. Das ist eigentlich übel, ich hab schon mit dem Gedanken gespielt, es mit Yoga oder Meditation zu probieren, um mich davon zu befreien. Man schläft so schlecht, wenn einem die Arbeit keine Ruhe lässt.«
    »Wir könnten zusammen gehen«,

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