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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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überhaupt keinen Wert auf psychologische Spekulationen, was mein Motiv angeht. Morgen oder übermorgen kriege ich meine Tage, wir können also alles darauf schieben. Aber ich kann mir dieses arme Mädchen nicht aus dem Kopf schlagen ... und wenn ich schon daran denke, dann kann ich auch ein bisschen aktiv werden. Wenn du das nicht ertragen kannst, dann sag Bescheid. Aber komm mir nicht mit solchen Andeutungen, bitte.«
    Jetzt ist Schluss, dachte sie. Lieber pack ich gleich und such mir ein Hotel.
    »Verdammt noch mal«, sagte er. »Was redest du hier eigentlich? Schlägt die Menstruation zuerst auf das Gehirn? Ich sage doch, dass ich finde, du hast Recht. Wenn du Zweifel hast, dann projizier deinen Widerstand nicht auf mich ... genau das machst du nämlich. Jetzt aber weiter im Text. Was hat Mikaela Lijphart unternommen, nachdem sie ihren Vater im Sidonis besucht hatte?«
    »Ist in die Jugendherberge gegangen«, sagte Moreno.
    Gut, dass ich doch nicht packen muss, dachte sie.
    »Und dann?«
    »Ist sie mit dem Bus nach Lejnice und zurück gefahren. Am Samstagabend.«
    »Und warum?«
    »Keine Ahnung. Irgendwann am Sonntag ist sie dann wieder gefahren. In die Stadt, meine ich ... und seither ist sie verschwunden.«
    Mikael Bau nickte.
    »Und was ist mit der Vermisstenmeldung?«
    »Die ist heute rausgegangen«, sagte Moreno. »Wenn jemand sie gesehen hat, weiß die Polizei jetzt vielleicht schon Bescheid ... aber dann wollte Vegesack mich anrufen.«
    Mikael Bau schaute auf die Uhr.

    »Warum erkundigen wir uns nicht selber?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Moreno. »Ich habe zu viel gegessen.«
     
    Sie brauchten eine Weile, bis sie Polizeichef Vrommel an der Strippe hatten, denn der stand nach einer acht Kilometer langen Joggingrunde gerade unter der Dusche.
    Diese Informationen befanden sich jedenfalls auf seinem Anrufbeantworter, und gute zwanzig Minuten später rief er dann selber an. Frisch gewaschen und wohlriechend, konnte man wohl annehmen. Und durchtrainiert. Moreno kam sofort zur Sache und fragte, ob die Fahndung nach Mikaela Lijphart schon etwas erbracht habe.
    »Negativ«, sagte Vrommel.
    »Gar nichts?«, fragte Moreno.
    »Wie gesagt«, sagte Vrommel. »Negativ.«
    »Hat sie am Sonntag wirklich niemand gesehen?«
    »Jedenfalls hat sich niemand gemeldet«, erklärte der Polizeichef. »Bei mir zu Hause ist Samstagabend. Hat die Frau Inspektor im Urlaub nichts Wichtigeres zu tun?«
    »Jede Menge«, sagte Moreno und legte auf.
     
    Eine Dreiviertelstunde und anderthalb Glas Portwein später wählte sie Polizeianwärter Vegesacks Nummer.
    »Entschuldige den späten Anruf«, sagte sie als Erstes.
    »Kein Problem«, versicherte Vegesack. »Meine Freundin landet um halb drei heute Nacht in Emsbaden. Ich will sie vom Flughafen abholen und muss mich so lange wach halten.«
    »Große Klasse«, sagte Moreno. »Wir sind gerade nach Hause gekommen, ich und mein ... Freund. Ich bin ein bisschen neugierig wegen der Vermisstenmeldung. Die von Mikaela Lijphart, meine ich.«
    »Ist klar«, sagte Vegesack. »Aber die hat nichts gebracht ... noch nicht, jedenfalls.«
    »Gar nichts?«
    »Na ja«, sagte Vegesack. »Heute Nachmittag war eine Frau
auf der Wache. Sie sei wegen der Vermisstenmeldung gekommen, sagte sie, aber sie hatte dann doch nichts Neues für uns.«
    Moreno dachte nach.
    »Und das war alles?«
    »Ja«, sagte Vegesack. »Leider. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.«
    »Hoffentlich«, sagte Moreno. »Ich wollte dich übrigens auch noch um einen Gefallen bitten.«
    »Wirklich?«, fragte Vegesack. »Und wie sieht der aus?«
    »Hrrm«, sagte Moreno. »Ich würde mir gern die Vernehmungsprotokolle vom Fall Maager ansehen. Die sind doch wohl noch vorhanden?«
    »Das nehme ich an«, sagte Vegesack zögernd. »Wir haben etliche Regalmeter mit Ordnern, sicher liegen die in einem ... schau doch einfach vorbei.«
    Moreno wartete drei Sekunden.
    »Noch etwas.«
    »Ja?«
    »Könnten wir das erledigen, ohne den Polizeichef hineinzuziehen? Er scheint es nicht so toll zu finden, dass ich mich für diesen Fall interessiere.«
    »Natürlich«, versprach Vegesack, und aus seinem Tonfall ging hervor, dass nichts auf der Welt ihn so wenig störte, wie seinen Chef zu hintergehen. Und da konnte Moreno ihn wirklich verstehen.
    Da außerdem am nächsten Morgen Sonntag war (worauf der Polizeianwärter hinwies), war die Wahrscheinlichkeit, dass der Polizeichef auf der Wache auftauchen könnte, gleich null.
    Es sei also überhaupt kein

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