Der Totenerwecker (German Edition)
Verführung im Laufe der Zeit in sexueller Hinsicht zunehmend unverklemmter geworden. Nur zu gerne hatte Sarah die Herausforderung angenommen. Sie kam ihrem Bedürfnis entgegen, die Zügel in der Hand zu halten.
Es machte ihr schon immer großen Spaß, Männer mit ihrer Schamlosigkeit in Verlegenheit zu bringen. Obwohl sie die Gründe für Joshs konservative Haltung zum Sex kannte, machte sie ihn gerne scharf und verspürte nur selten Gewissensbisse, auch wenn sie die vielleicht haben sollte. Ohnehin war ein großer Teil ihrer Sexualität nur Show. Wenn Josh jedes Mal mit ihr schlafen würde, wenn sie ihn dazu aufforderte, würde sie aufhören, ihn aufzufordern. Für sie war es eine Art Protest gegen die Doppelmoral. Ein Mann, der ständig Sex wollte, war ein Hengst. Eine Frau, die Sex mochte, galt als Schlampe oder krank. Und abgesehen von seiner Missbrauchsvergangenheit wusste sie, dass Josh genauso dachte. Es handelte sich um einen lästigen Begleiteffekt seiner prüden katholischen Erziehung, an den Sarah sich noch nicht gewöhnt hatte.
»Nachdem ich dich die ganze Woche kaum gesehen habe? Ja, mit dir zu vögeln ist alles, woran ich im Moment denken kann. Wenn ich aufhöre, daran zu denken, dann solltest du anfangen, dir Sorgen zu machen.«
Sarah wusste, dass Josh es für nicht besonders damenhaft hielt, wenn eine Frau das Wort »vögeln« benutzte. Das war eine der Sachen, an die er sich gewöhnen musste. Aber Sarah hatte den Verdacht, dass es ihn insgeheim sogar anmachte. Sie war ganz anders als die Frauen seiner Freunde. Eher so wie die Frauen, um die es im Penthouse- Leserforum ging.
Sie schob sich das Rührei und den restlichen Speck in den Mund, dann stand sie auf. Kauend ging sie zum Mülleimer und kratzte die angebrannten Pfannkuchen vom Teller.
»Hey!«
»Ich liebe dich, Schatz. Aber diesen Mist kann ich unmöglich essen. Auch wenn ich deine Mühe echt zu schätzen weiß. Es ist süß von dir, dass du es probiert hast.«
»Danke. Süß ist genau das, was ich im Sinn hatte.«
Es schien ihn wirklich zu treffen. Er starrte die verbrannten Pfannkuchen auf seinem eigenen Teller an, dann ging er zum Mülleimer und kippte sie ebenfalls weg.
»Na ja, ich hab’s versucht.«
»Und dafür liebe ich dich.«
Sarah stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Josh war nicht gerade klein. Er war 1,90 Meter groß und wog über 100 Kilo. Auf dem College hatte er Eishockey gespielt und sogar Aussichten auf den Platz in einem NHL-Team gehabt. Aber dann lief sein Sportstipendium aus, außerdem musste er sich eingestehen, dass ihm der Killerinstinkt eines Profiathleten fehlte. Jetzt spielte er nur noch gelegentlich an den Wochenenden, wenn er nicht arbeiten musste und Sarah ihn nicht bedrängte, zu Hause zu bleiben, was sie oft genug tat. Wenn er die ganze Woche gearbeitet und endlich ein freies Wochenende hatte, sollte er nicht mit einem Haufen anderer Männer eine kleine Hartgummischeibe übers Eis jagen ... Dann wollte sie ihn für sich haben.
Natürlich war das egoistisch von ihr, und eigentlich sollte sie deswegen ein schlechtes Gewissen haben. Aber manchmal unterstützte sie ihn auch und ging zu den Spielen mit. Das Hotel, in dem er arbeitete, sponserte die Liga, und sie traten gegen andere Hotels, Bars und Striplokale an, die ihre eigenen Teams hatten. Sarah wusste, wie viel Josh das Eishockeyspielen bedeutete. Es war nur ein schwacher Ersatz für die NHL, aber immerhin. Und es half ihm, in Form zu bleiben. Seine Statur und seine Muskeln gaben Sarah ein Gefühl von Sicherheit, und wenn er sie in den Arm nahm, fühlte sie sich geborgen wie ein Kind, das sich um nichts auf der Welt Sorgen machen musste.
»Okay, ich zieh mir kurz was an und dann begrüßen wir unseren neuen Nachbarn, mit dem wir wahrscheinlich nie wieder ein Wort wechseln werden, solange wir hier wohnen. Aber wenn wir zurückkommen, werde ich mit dir vögeln, als hätte ich dich dafür bezahlt.« Sie lächelte verschmitzt und sprang die Stufen hinauf.
Oben im Schlafzimmer brach Sarah unvermittelt der Schweiß aus. Ihre Hände zitterten, als sie nach dem T-Shirt griff. Sie zwängte sich in ihre Jeans und wäre fast hintenübergefallen. Ihre Beine fühlten sich wie Pudding an.
Was zum Teufel ist los mit mir?
Sie begann zu hyperventilieren. Der Raum neigte und drehte sich wie ein Karussell.
Ich glaube, ich habe eine Panikattacke. Oder einen Schlaganfall.
Sie hielt sich am Kleiderschrank fest und atmete tief durch. Sie
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