Der Totengarten
stehen.
Johnson war etwas kleiner als Ramone, von bulliger Statur und mit einem kantigen Kopf, den seine Frisur noch betonte: Das Haar war gebleicht, am Hinterkopf und an den Seiten rasiert und oben mit Pomade in Form gebracht, wie es vor längerer Zeit einmal modern gewesen war. Johnsons Zähne waren klein und spitz und erinnerten an ein Raubtiergebiss. Seine Arme hingen von den massigen Schultern wie die Seiten eines Dreiecks.
»Erzählen Sie mir, was Sie wissen«, verlangte Johnson, das Gesicht dicht vor Ramones. Sein Atem stank nach Alkohol, und es dämmerte Ramone, dass Johnsons Zustand auf etwas Härteres als diese Brühe zurückzuführen war.
»Bisher noch nichts«, erwiderte Ramone.
»Haben Sie die Waffe gefunden?«
»Noch nicht.«
»Wann werden Sie mehr wissen?«
»Das Ganze ist ein Prozess. Eine methodische Angelegenheit, Terrance.«
Ramone hoffte, dass seine Wortwahl Johnson beruhigte, der eine Art Analyst bei der Volkszählungsbehörde war. Ramone hatte im Allgemeinen keine genaue Vorstellung davon, was Leute machten, wenn sie für die Bundesregierung arbeiteten, doch er wusste, dass Johnson mit Zahlen und Statistiken zu tun hatte.
»Sie … Suchen Sie nach einem Zeugen?«
»Wir befragen potenzielle Zeugen, ja. Das haben wir schon den ganzen Tag über getan, und wir werden weitermachen. Wir werden auch mit seinen Freunden und Bekannten sprechen, mit seinen Lehrern, überhaupt mit allen, die ihn gekannt haben. Inzwischen warten wir auf den Autopsiebericht.«
Johnson wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Als er nach einer Weile wieder sprach, klang seine Stimme heiser. »Sie werden meinen Jungen aufschneiden? Warum muss das sein, Gus?«
»Es ist schwer, darüber zu sprechen, Terrance. Ich weiß, dass es schlimm für Sie ist. Aber eine Autopsie kann uns eine Menge Anhaltspunkte geben. Außerdem ist sie gesetzlich vorgeschrieben.«
»Ich kann nicht …«
Ramone legte Johnson eine Hand auf die Schulter. »Mit diesen Erkenntnissen, den Zeugenaussagen, den Ergebnissen der Spurensicherung, Hinweisen aus der Bevölkerung und so weiter werden wir einen Fall aufbauen. Wir werden es von allen Seiten angehen, Terrance, das verspreche ich Ihnen.«
»Was kann ich tun?«, fragte Johnson. »Was kann ich jetzt in diesem Moment tun?«
»Das Nächste, was Sie tun müssen, ist, morgen zwischen acht und vier ins Leichenschauhaus von D.C. zu kommen. Wir brauchen eine formelle Identifikation von Ihnen.«
Johnson nickte abwesend. Ramone stellte seine Bierdose auf dem Weg ab, zog seine Brieftasche hervor, nahm zwei Karten heraus und reichte sie Johnson.
»Wir bieten Trauerberatung an, falls Sie möchten«, sagte Ramone. »Das gilt selbstverständlich auch für Ihre Frau und Ihre Tochter. Die Angehörigenbetreuung ist immer erreichbar – die Nummer steht auf dieser Karte hier. Sie arbeitet mit dem VCB zusammen. Manchmal ist es schwierig für die Ermittler, mit Ihnen in Kontakt zu bleiben. In dem Fall können die Kollegen von der Angehörigenbetreuung Sie über den Fortschritt der Ermittlungen auf dem Laufenden halten und Ihre Fragen beantworten, so gut es geht. Die andere Karte ist meine eigene mit meiner Büro- und Handynummer.«
»Was kann ich heute noch tun?«
»All diese Besucher – ich weiß, die meinen es nur gut, aber lassen Sie sie nicht durchs ganze Haus laufen. Sie sollen die Gästetoilette benutzen, nicht das Bad. Und sorgen Sie dafür, dass niemand außer Ihnen selbst und Ihrer Frau Asas Zimmer betritt. Wir müssen es erst gründlich untersuchen.«
»Wonach wollen Sie suchen?«
Ramone deutete ein Schulterzucken an. Es gab keinen Grund, von Beweisen für mögliche kriminelle Aktivitäten zu sprechen.
»Das wissen wir erst, wenn wir es finden. Außerdem werden wir Sie umfassend befragen müssen. Helena und Deanna auch, sobald die beiden in der Verfassung sind.«
»Dieser Detective Wilkins, der hat mir schon ein paar Fragen gestellt.«
»Er wird noch einmal mit Ihnen sprechen müssen.«
»Warum er und nicht Sie?«
»Bill Wilkins leitet die Ermittlungen in diesem Fall.«
»Ist er gut?«
»Einer unserer Besten.«
Terrance erkannte die Lüge in Ramones Augen, und Ramone wandte den Blick ab. Er trank etwas von seinem Bier.
»Gus.«
»Es tut mir leid, Terrance. Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was Sie gerade durchmachen.«
»Sehen Sie mich an, Gus.«
Ramone begegnete Johnsons Blick.
»Finden Sie heraus, wer das getan hat«, sagte Johnson.
»Wir tun unser
Weitere Kostenlose Bücher