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Der Totenleser

Der Totenleser

Titel: Der Totenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Garrido
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wollte er sogleich die Hausherrin informieren, doch Ci winkte ab, dankte Bo für seine Hilfe und ließ sich in sein Zimmer bringen.
    Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, lief er zum Bett und vergewisserte sich, dass die Scherben noch an ihrem Ort lagen. Er wollte sie gerade wieder verstecken, als Blaue Iris den Raum betrat, ohne vorher anzuklopfen. Cis Herz schlug wild.
    »Man hat mir gesagt, dass du einen Unfall hattest«, sagte sie besorgt.
    Ci schob die Reste der Gussform zurück unter das Bett und richtete sich auf.
    »Ja. Einen recht eigenartigen Unfall. Tatsächlich würde ich es eher einen Mordanschlag nennen.«
    Als sie das hörte, riss Blaue Iris erschrocken ihre blinden Augen auf.
    »Was … was ist passiert?«, stammelte sie.
    »Ich weiß es nicht. Ich hatte gehofft, Ihr könntet es mir erklären.«
    »Ich? Ich verstehe nicht …«
    »Lassen wir die Lügen.« Er griff nach ihrem Handgelenk.»Ich wollte Kan erst keinen Glauben schenken,aber er hatte recht.«
    »Was erzählst du da? Lass mich los! Lass mich sofort los, oder ich gebe Befehl, dass man dich auspeitscht!« Sie löste sich aus seinem Griff. Wankend tastete sie sich mit ihren Füßen rückwärts zur Tür. Doch Ci war schneller. Als sie die Tür zuschlagen hörte, fuhr Blaue Iris zusammen.
    »Darum habt Ihr mich verführt, nicht wahr?« Ci umkreiste sie wie ein Raubtier seine Beute. »Kan hatte mich vor Euch gewarnt, vor Euch und Euren mörderischen Plänen gegen den Kaiser. Ich wollte ihm nicht glauben, was mich beinahe das Leben gekostet hätte.«
    »Du bist verrückt. Lass mich!«
    »Der Eunuch arbeitete im Salzmonopol. Ich weiß nicht, ob er etwas in den Abrechungen entdeckte und Ihr ihn bestochen habt oder ob er Euch erpresste … Jedenfalls wusstet Ihr von seiner Leidenschaft für Antiquitäten, und Ihr habt ihn mit einer bezahlt, die er unmöglich ablehnen konnte. Als er Euch weiter erpresste, habt Ihr Euch seiner entledigt.«
    »Raus mit dir! Verlasse auf der Stelle mein Haus!«, rief sie.
    »Ihr wart die Einzige, die wusste, dass ich in den Lagerraum gehen wollte … Wer war es, den Ihr schicktet, um mich loszuwerden?«
    »Ich warne dich, geh jetzt!«, schrie sie.
    »Ihr habt die Jade-Essenz benutzt, um ihnen Angst einzujagen, damit sie wussten, dass eine Blinde sie beseitigen konnte.Ihr wusstet Euch geschützt durch Eure Vergangenheit, und Ihr wusstet, dass der Kaiser nicht noch einmal wagen würde, ohne Beweise die Enkelin des berühmten Helden anzuklagen, den unser Land verraten hat. Doch Euer Rachedurst kannte keine Grenzen. Ihr habt mich belogen, als Ihr sagtet, dass der Kaiser liebeskrank wurde. Ihr habt ihn vergiftet, ebenso wie mich gestern!«
    Blaue Iris versuchte, das Zimmer zu verlassen, doch Ci versperrte ihr den Weg.
    »Gesteht!«, rief er aufgebracht. »Gesteht, dass Ihr mich belogen habt. Dass Ihr mich habt glauben lassen, Ihr fühltet etwas für mich!«
    »Wie kannst du es wagen, mich zu beschuldigen? Du, der du als Erster gelogen hast über deinen wahren Beruf. Du, der du deinen geliebten Feng mit seiner schönen blinden Frau betrogen hast!«
    »Ihr habt mich verhext!«
    »Du bist erbärmlich. Ich weiß nicht, was ich in dir sehen konnte.« Sie wollte gehen, doch Ci hielt sie fest.
    »Kan hatte also recht, in allem.«
    Wütend riss Blaue Iris sich los.
    »Das Einzige, worin dieser Ratsherr recht haben mag, ist, dass ich eine Idiotin bin.Ich habe mich in dir getäuscht.In der Nacht, als du die Kurtisane verteidigt hast, dachte ich wirklich, du wärst etwas Besonderes«, sie lachte bitter. »Doch du bist keinen Deut besser als die anderen. Du denkst, du hast das Recht, mich anzuklagen und zu verurteilen, mich zu benutzen und zu verabscheuen, weil ich nichts weiter bin als eine alte Nüshi . Eine Expertin der Liebeskunst. Ja, ich habe dich verführt.Und?«,fragte sie herausfordernd.»Was weißt du schon von mir? Nichts. Und Kan? Dieser Talgklumpen würde seine eigenen Kinder verkaufen, um seine Ziele zu erreichen.Washat er dir erzählt?« Sie stieß ihn weg. »Dass ich versucht habe,den Kaiser zu vergiften? Glaubst du vielleicht,dass der Kaiser mich am Leben gelassen hätte,wenn es wahr wäre? Und hat Kan dir gestanden, dass er Tausende Male versucht hat, mich zu besitzen, und ich ihn stets abgewiesen habe? Hat er dir erzählt, dass er mich zur Frau nehmen wollte und ich ablehnte? Hat er dir gesagt,welchen Affront es für den ehrenwerten Strafrat bedeutete, dass eine Nüshi ihn verachtete?«
    Ci wollte ihr glauben,

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