Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
dunkelbraun und glänzten wie gigantische, in Schokolade getauchte Kidneybohnen.
»Und was willst du anpflanzen?«
»Die sind nicht für mich, die sind für meine Mutter.«
»Ach? Du hast eine Mutter?« Der Bulle warf noch einen Blick auf die Bohnen und ließ sie zurück in die Hülle rollen.
»Sehr witzig«, entgegnete Carmine. »Hören Sie. Wir können doch ein Geschäft machen, wir beide. Sie geben mir die Samen und meine Sachen zurück und lassen mich in Ruhe, und das Geld können Sie behalten.«
Der Bulle sah ihn an, und Carmine zuckte zusammen, weil er ganz sicher war, dass der bitterböse Blick die Einleitung zu einem zweiten Faustschlag war.
»Ich könnte dich gleich hier und jetzt festnehmen, wegen versuchter Bestechung eines Polizeibeamten«, sagte er. »Wie heißt du? Sag mir die Wahrheit, oder ich nehm dich mit.«
»Ich muss Ihnen gar nichts sagen, weil ich nämlich nichts gemacht habe, außer in Ihrer Fantasie. Ihr dreht doch alle am Rad, wenn ihr einen Schwarzen in einem schicken Wagen und feinen Klamotten seht, der sich grad eine nette Schnitte aufreißt«, sagte Carmine wütend.
»Völlig falsches Bild von mir. Ich habe überhaupt nichts gegen Schwarze. Ganz im Gegenteil«, sagte der Bulle. »Aber ich hasse so ein Stück Scheiße wie dich. Weißt du, es gibt mich ja nur, weil es dich gibt. Meine Rolle in diesem Leben ist es, dir das Leben konstant zur Hölle zu machen, und deine Rolle im Leben ist es, zu leiden oder zu sterben – vorzugsweise Letzteres nach sehr viel von Ersterem.« Der Bulle nahm Carmines Autoschlüssel vom Boden auf. »Hoch mit dir.«
Carmine stand auf und brach fast wieder zusammen. Die Schmerzen in der Magengrube waren so heftig, dass er nachsehen musste, ob er nicht blutete. Er war sich sicher, dass der Arsch ihm irgendwelche Organe zerrissen hatte.
Der Bulle ließ ihn in den Wagen steigen und fesselte ihn mit den Handschellen ans Lenkrad.
Dann machte er den Kofferraum auf und wühlte darin herum. Er fand nur Putzmittel, Lappen, einen Wagenheber und einen Ersatzreifen. Er durchsuchte das Handschuhfach und fand Carmines Führerschein und die Wagenpapiere.
»Carmine Des-amours«, las er laut vor. »Was ist das denn für’n Name?«
»Ein Name. Wie heißen Sie?«
»Musst du nicht wissen.«
»Dachte ich mir.«
Der Bulle studierte lang und ausgiebig den Führerschein, wahrscheinlich versuchte er herauszufinden, ob er gefälscht war oder nicht. Er war echt, aber der Bulle sah nicht sehr überzeugt aus. Dann warf er ihn in den Wagen und schloss die Handschellen auf.
»Vergiss mich nicht, und vergiss eines nicht: Die nächste Zeit werde ich dir auf der Pelle hängen. Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du Mädchen zu rekrutieren versuchst, nehm ich dich wirklich mit, und ich werde dafür sorgen, dass du die Zelle mit einem Redneck- Bandido teilst, der dich so rannimmt, dass du danach mit einem Grinsen im Gesicht Wassermelonen scheißt«, sagte er und warf Carmine seine Brieftasche, das Feuerzeug und das Aftershave in den Schoß. »Jetzt verschwinde.« Er zeigte mit dem Finger in Richtung Ausfahrt.
»Was ist mit meinen Samen, Mann? Die brauchen Sie doch nicht«, bettelte Carmine.
»Welchen Teil von ›verschwinde‹ hast du nicht verstanden, Idiot?«
»Arschloch!«, zischte Carmine, als er den Wagen anließ.
7
Von einer Telefonzelle auf der 5th Street aus rief Max Striker Swan an.
Striker war der Onkel von Billy Ray Swan. Er hatte zehn Jahre wegen bewaffneten Raubüberfalls gesessen. Schon davor hatte er zu den wirklich harten Jungs gehört. Hinter Gittern hatte er seinesgleichen gefunden, und die Erfahrung hatte ihn verändert. Er war ruhiger geworden, nicht mehr so extrem, aber sauber war er noch immer nicht, verdiente sein Geld hauptsächlich damit, heiße Wagen über die Staatsgrenze zu bringen, doch die Brutalität, für die er in seiner Jugend bekannt gewesen war, hatte sich nicht mehr gezeigt.
Er hatte seinen kleinen Neffen mehr geliebt als je zuvor einen Menschen – außer vielleicht seine Schwägerin Rachel in jener einen heißen Nacht, in der Billy Ray gezeugt worden war, so hieß es jedenfalls. Die beiden sahen sich mehr als nur ein bisschen ähnlich, aber das konnte durchaus auch an den Genen der Familie Swan liegen. Wie dem auch sei, Striker hatte am meisten unter dem Tod des Kindes gelitten.
Nach dem fünften Klingeln ging er ans Telefon. Max hatte ein Taschentuch über den Hörer gelegt und sprach mit dem einzigen Akzent, den er
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