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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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flatterten und spielten auf seinem Bauch.
    »Es geht dir besser«, sagte sie und verfluchte sich innerlich dafür, dass sie so verwirrt war.
    »Besser.« Christoff senkte den Kopf. »Ich kann die Wandlung vollziehen und fliegen. Ich kippe nicht mehr um, wenn ich versuche aufzustehen. Ich fühle mich nicht mehr, als ob
die Sonne in meinem Kopf explodieren würde. Und das verdanke ich dir.« Seine Stimme wurde wärmer. »Du hast mir das Leben gerettet, schlaue Maus.«
    Sie senkte den Blick. »Schreib das dem Diamanten zu, nicht mir.«
    »Es war deine Idee, den Stein zu mir zu bringen.«
    »Ein glücklicher Versuch. Du hättest genauso leicht auch sterben können.«
    Er rührte sich, beugte sich von ihr weg, als wollte er sie ganz ansehen. »Bin ich aber nicht. Der Diamant war mein Führer, doch du warst mein Anker.« Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er den Kopf drehte. »Du hast mich dort gehalten, Rue. Du hast mich dort festgehalten.«
    Sie antwortete nicht, hatte den Blick abgewendet und das Gesicht gesenkt. Kit blieb reglos stehen und versuchte, ihre Stimmung zu deuten: das schüchterne Auftreten, den zusammengepressten Mund, die Hände, die sich unter der Schürze verkrampften. Sie schien nicht allzu erfreut zu sein, ihn zu sehen. Seinen Kuss hatte sie zugelassen, ihn aber nicht erwidert; sie hatte eindeutig einen Ort gewählt, an dem er sie finden konnte, denn ihr Geruch wurde vom Wind wie eine geflüsterte Einladung davongetragen. Und doch blieb sie auf Abstand. Ihr Rock und ihr Haar tanzten fröhlich, als gehörten sie zu einem sorglosen Mädchen und nicht zu dieser ernsten und bezaubernden Frau, die seinem Blick auswich.
    Er wollte zu ihr treten und sie an sich ziehen. Er wollte diesen neuerlichen Widerstand zum Schmelzen bringen und musste sich deshalb mit aller Macht darauf konzentrieren, still stehen zu bleiben und Abstand zu halten.
    Sie war alles, woran er gedacht hatte, vom ersten Augenblick an, da er wieder denken konnte. Vom Moment an, da er in der Zelle im Lagerhaus erwacht war und die argwöhnischen
Stimmen auf der anderen Seite der Tür gehört hatte, die ihm Hilfe anboten. Seitdem er zurück nach Far Perch geeilt war und die Drákon dort zur Rede gestellt hatte. Während des Durcheinanders, der Vorwürfe und Erklärungen und der eiligen Entschuldigungen eines sehr besorgten Rates. Und während dieser ganzen Zeit hatte sein Blut Rue, Rue, Rue in seinen Adern gemurmelt, bis er sich fragte, warum es außer ihm niemand hörte. Es hatte ihn an seine äußersten Grenzen gebracht und dort, auf diesem hohen, geschärften Grat, unternahm er eine gefährliche Wanderung, als er unbekleidet in das Arbeitszimmer seines Vaters stürmte und seine Stammesgenossen so schockierte, dass sich eine Stille ausbreitete, in der man jeden Stuhl rücken hören konnte.
    Er erinnerte sich genau daran, was sie ihr angetan hatten. Er erinnerte sich genau an das Geräusch, als der Riegel vorgeschoben wurde, nachdem man sie aus der Zelle gezerrt hatte. Er hatte Parrish Grady angesehen, der aufgeblasen hinter dem Schreibtisch seines Vaters - hinter seinem Schreibtisch - stand und Christoff von dort aus einen Vortrag über Geheimhaltung hielt, und während der ganzen Zeit hatte er sich in allen Einzelheiten und überdeutlich ausgemalt, wie er diesem Mann die Kehle zerreißen würde. Wie sich die blutrote Flut gurgelnd über seine Krawatte ergießen würde. Den rostigen Geruch. Das nasse, keuchende Geräusch seines Todes, dort auf dem blau- und cremefarbenen Teppich.
    Gradys Vortrag war am Ende immer zittriger geworden, als sei ihm buchstäblich die Luft ausgegangen. Sie hatten einander angestarrt, und der ältere Mann wurde langsam blasser, bis er die Farbe von gekochtem Hafer angenommen hatte. Christoff hatte den Augenblick noch etwas länger ausgekostet und dann mit vollkommener Höflichkeit vorgeschlagen, dass Mr. Grady aus Far Perch abreisen solle. Sofort.

    George war aufgetaucht, dann Rufus. Beide hatten nicht gewusst, wo oder wie man Rue finden könnte. Niemand außer ihm selbst hatte eine Idee.
     
    Der Wind murmelte zwischen den Säulen des Glockenturms, und er war wärmer, als es an einem frischen Frühlingstag nach dem Regen zu erwarten gewesen wäre. Rue umfasste ihr wehendes Haar mit einer Hand und drehte es über ihr Handgelenk zu einem Seil. Unter seinem sinnenden Blick begannen sich ihre Wangen zu röten.
    »Hast du dem Rat Herte überreicht?«, fragte sie, noch immer ohne aufzusehen.
    »Ja.«
    »Parrish Grady muss

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