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Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
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an ihren eigenen Bauch, der sich bei Konstantin so getäuscht hatte und sie noch weitere sieben Monate genarrt hatte. Das aber verschwieg sie.
    »Du hättest ja mal anrufen und mich vorwarnen können«, wandte Joe sich amüsiert an Alf, als sie sich aufs Sofa vor dem niedrigen Tisch setzten, auf dem der Strauß mit Lilien stand.
    »Ich dachte, du verstehst es auch so.« Alf deutete mit dem Blick auf den Blumenstrauß, der von Thomas gerade neu arrangiert wurde. »Glaubst du im Ernst, ich kaufe so teure Blumen?«
    Joe schüttelte den Kopf.
    »Du bist nur zu beschäftigt«, meinte Alf großherzig und ging in sein Zimmer, um eine CD zu holen.
    Thomas' Lächeln folgte ihm, bis er außer Sichtweite war.
    Joe fiel auf, wie auffallend anders Alf sich bewegte, denn die Leidenschaft hatte ihn beschwingt. Grüblerisch betrachtete sie die Lilien. Ja, er hatte Recht. Sie hätte ihn längst fragen müssen, wie er die Übergabe des Bestellbuches hinter sich gebracht hatte, aber seit Wochen kreisten all ihre Gedanken nur um Konstantin. Sonst hätte sie beim Anblick der Lilien bestimmt folgerichtig kombiniert.
    Sie musterte den Mann, mit dem sie Alf ungewollt verkuppelt hatte. Ordentlich war er. Selbst seine Jeans waren gebügelt, das weiße Hemd makellos, nur seine Hände sprachen von der Arbeit mit Blumen. Thomas schien auch nicht zu wissen, was er sagen sollte.
    »Ich hoffe, du hattest keinen Stress deswegen«, begann Joe das Gespräch. Dabei wirkten ihre Augen ganz unschuldig.
    »Weswegen sollte ich Stress bekommen?« Er schaute sie ehrlich fragend an.
    »Na ja, meinetwegen, wegen der Rosen und wegen des Buches.« Joe hoffte, ihn so zu weiteren Auskünften zu animieren.
    »Ist alles nicht wichtig. Vergiss es einfach.« Entspannt lehnte Thomas sich zurück, machte keinerlei Anstalten, das Thema fortzusetzen. Er schien nicht im Entferntesten zu ahnen, wie sehr er Joe mit seiner Diskretion folterte. Wieder einmal war sie enttäuscht, wie anders Männer und Frauen doch in ähnlichen Situationen reagierten. Frauen würden ihre Worte sofort als Aufforderung betrachten, jetzt detailliert zu berichten, was sich nach dem Diebstahl alles ereignet hatte. Joe stand auf und ging in die Küche, um Teller und Besteck zu holen. Ihr war klar, dass es sinnlos wäre, einen Mann, wenn auch schwul, mit Nachfragen zu behelligen. Wenn Männer nicht reden wollen, dann reden sie nicht. So viel hatte Joe mit ihren fast achtundzwanzig Jahren begriffen.
    Während sie nach Servietten suchte, vernahm sie durch die geöffnete Küchentür melodische Klänge. Aus den Boxen im Wohnzimmer tönten jetzt leise das Meeresrauschen und die Laute der Delfine und Wale, die sich mit Alfs vertrauter Stimme und einer Joe noch fremden, etwas tieferen mischten. Kurz darauf tauchte Alf mit den Pizzakartons in der Küche auf und fegte als Erstes ein paar Krümel von der Anrichte.
    »Tut mir leid«, sagte Joe, als sie seinen verzweifelten Blick sah, und beeilte sich, die Reste ihrer Käsebrote im Müll zu entsorgen. Sie räumte auch die benutzten Teller in die Spülmaschine, während Alf mit der ihm eigenen Genauigkeit die Pizza in große Dreiecke zerteilte. Der Geruch machte Joe hungrig. Es gab eine Pizza mit Salami, eine mit Lachs und eine mit Spinat, die er im Wechsel appetitlich auf vorher angewärmten Tellern arrangierte. Die Pizza mit Spinat und Ei musste Thomas' Lieblingspizza sein. Aber offensichtlich mochte er auch die anderen. Sonst hätte Alf, wie üblich, die Pizza mit Lachs und Joe die mit Salami gegessen. Joe fand das neuartige Teilungsprinzip grundsätzlich in Ordnung.
    »Warum hast du nie etwas erzählt?« Joe stibitzte ein Stück Pizza und befand, dass die mit Spinat wirklich köstlich war.
    »Du hast ja nie gefragt.« Alf stellte den Pizzateller außer Reichweite.
    »Hättest du es mir erzählt?«
    »Sicher. Du hast mich ja zu ihm geschickt.«
    »Da ist mir wohl mal was richtig gut gelungen.« Sie grinste und versuchte, noch ein Stück Pizza zu ergattern.
    »Ach, hattest du mich deswegen zu ihm geschickt?«
    »Nicht wirklich«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
    Alf schmunzelte: »Egal. Das hast du gut gemacht.«
    »Na, wenigstens etwas!«, seufzte Joe und schaute auf das Essen, das appetitlich auf Tellern lag, die nur darauf warteten, ins Wohnzimmer getragen zu werden. Das ist meine letzte Chance heute Abend, dachte Joe. »Also, was hat er von Konstantin erzählt?«, platzte sie heraus.
    »Frag ihn selbst.«
    »Erzähl du es mir. Bitte.«
    Sein Blick sprach

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