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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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seiner Überraschung der Erzbischof von Mainz.
    Alle drei Männer saßen um einen Tisch, auf dem eine Schale mit Obst, Becher, eine schlichte, aber schön geformte Kanne, ein Leuchter und ein Räuchergefäß standen.
    Thomas kniete nieder und senkte den Kopf, während er spürte, wie er gemustert wurde.
    Nach einer Zeit, die ihm wie eine Unendlichkeit vorkam, wurde er aufgefordert, sich zu erheben.
    »Das ist Heinrich Walpot, der Vorsteher der Spitalbruderschaft«, erklärte Dietrich und wies auf den streng dreinblickenden Mann neben sich.
    »Graf Dietrich sagte mir, dass dies bereits Eure zweite Wallfahrt in Waffen ist«, sagte Heinrich Walpot. »Dass Ihr ein außergewöhnlicher Kämpfer seid und Euch auch recht gut in der Heilkunde auskennt. Und dass Ihr vor Akkon Euer Pferd geopfert habt, aber darauf bestandet, trotz des eigenen Hungers das Fleisch ausschließlich an die Kranken zu verteilen.«
    Thomas sagte nichts darauf, weil ihm keine passende Antwort angesichts von so viel Lob einfiel. Worauf würde dieses Gespräch wohl hinauslaufen? Weshalb hatte man ihn überhaupt in diese erlesene Runde gerufen? Er hatte keine Ahnung, dass auch der mächtige Erzbischof von Mainz hier war. Dessen Ankunft musste er wohl verpasst haben. Und wo mochte wohl sein Gefolge stecken?
    »Der Kaiser beabsichtigt, die Hospitalbruderschaft in den Rang eines Ritterordens zu erheben«, sagte nun Konrad von Mainz zu Thomas’ Erstaunen. »Zum Deutschen Orden, Ordo Theutonicorum. Ein Gegenstück zu den Tempelherren und den Johannitern, das zugleich das Beste von beiden vereint: gefürchtete Kämpfer und erfahrene Heiler. Die Ordensgründung wird eine unserer Aufgaben hier im Heiligen Land sein.«
    »Es soll ein Orden der Deutschen sein, die bisher in Outremer keinen festen Stützpunkt haben«, ergänzte Heinrich Walpot. »Bisher kümmerten wir uns um Kranke und Verletzte und um die Armen aus unseren Landen. Doch Heinrich von Champagne übergab den hiesigen Teil der Befestigungsanlagen Akkons in unsere Verantwortung, und auch andere Gründe raten dazu, aus der Spitalbruderschaft eine Gemeinschaft von Rittern und Geistlichen zu machen. Die Johanniter pochen zu sehr darauf, dass wir ihnen unterstellt werden, und das will der Kaiser nicht.«
    Klug gedacht, überlegte Thomas, der sich immer noch fragte, warum diese Männer das alles ausgerechnet ihm erzählten. Damit hat der Kaiser einen Vorposten im Heiligen Land, nachdem ihm Sizilien gehört und die Herrscher von Zypern und Armenien ihn als Lehnsmann wählten. Dass die Templer und die Johanniter sich wenig um die Deutschen kümmerten und noch dazu häufig untereinander im Streit lagen, hatte er bei seiner ersten Wallfahrt selbst erlebt.
    Immerhin, das wusste er von Graf Dietrich, war der derzeitige Großmeister der Templer, Gilbert Hérail, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Gerhard von Ridefort ein ebenso kampferprobter wie weiser Mann, der den Frieden zwischen Christen und Muslimen wahren wollte.
    »Nach allem, was ich von Euch gehört habe, Thomas von Christiansdorf, können wir jemanden wie Euch gut in unserem künftigen Orden brauchen«, fuhr Heinrich Walpot fort, und ein schmales Lächeln zog über sein kantiges Gesicht. »Sagt jetzt nichts dazu! Solche Entscheidungen sollen wohl überlegt sein. Aber behaltet dieses Angebot im Kopf bis zum Tag der Ordensgründung.«
    Thomas war wie vom Donner gerührt und hatte Mühe, sich nichts davon anmerken zu lassen. Ein Ritterorden – so wie die Tempelherren und Johanniter! Deren Ritter galten als die gefürchtetsten und entschlossensten unter allen, die Besten der Besten, mit keinem anderen zu vergleichen!
    Es war eine unglaubliche Ehre, dessen als würdig erachtet zu werden.
    Doch dann würde er nur noch für den Kampf leben und weder Schwester noch Mutter wiedersehen dürfen.
    Von den drei Gelübden der Ordensritter – Armut, Keuschheit und Gehorsam – würde er wohl noch am ehesten mit der Armut zurechtkommen. Sofern er gute Waffen und ein gutes Pferd hatte, brauchte er nicht viel mehr. Aber bedingungsloser Gehorsam? Wenn er sich kritisch befragte: Unter Dietrichs Kommando fiel ihm das nicht schwer, weil er ihn achtete. Aber würde er in der Lage sein, jeglichen Befehl von einem Vorgesetzten ohne Zögern zu befolgen, auch wenn der ihm als falsch erschien?
    Und für immer in Keuschheit zu leben? Das konnte er sich überhaupt nicht vorstellen, auch wenn er bisher noch niemanden gefunden hatte, den er so liebte wie Clara Dietrich oder wie

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