Der Traum des Highlanders
das er schon trug.
»Deine Kleider waren an den Sattel deines Pferds gebunden«, meinte Gunter und kehrte in den Hof zurück. »Wir haben dein Pferd dabei.«
Flüsternd wies Catherine ihre Kinder an zu packen, schob ihr Nähzeug in den größeren der beiden Koffer und klappte ihn entschlossen zu. Sofort war Rick zur Stelle, um ihr das Gepäckstück abzunehmen, und innerhalb von wenigen Minuten hatten die vier Jungen alles an den Sätteln festgemacht. Sie konnten es anscheinend kaum erwarten, ihre neue Hauswirtschafterin nach Hause und dort in die Küche zu bekommen, denn sie hatten, wie fast immer, einen Riesenappetit.
Gunter reichte Robbie seine Kleider und ließ ihn dann allein, damit er sich umziehen konnte, während sich die übrige Gesellschaft schon mal auf die Pferderücken schwang.
Weniger als eine halbe Stunde nach Ankunft des jugendlichen Suchtrupps ritten sie zu acht den Berg wieder hinab. Catherine saß hinter Cody, Nathan hinter Rick, und die mutige kleine Nora hatte sich schweigend vor Gunter in den Sattel heben lassen und hielt sich krampfhaft an der Mähne seines Pferdes fest.
Nur mit Hilfe eines alten Baumstumpfs hatte sich Robbie in den Sattel seines Pferdes hieven können. Seine Seite brannte wie die Hölle, und der starke Blutverlust hatte ihn geschwächt. Trotzdem hatte er sich noch die Zeit genommen, sein Schwert, als niemand hingesehen hatte, unter dem Hüttenboden zu verstecken, wo es bis zu seinem nächsten aufregenden Abenteuer warm und sicher lag.
Wahrscheinlich sähe Daar seine erste Rückkehr in das Schottland des dreizehnten Jahrhunderts als komplette Katastrophe an, Robbie aber sah sie lieber von der positiven Seite – er hatte überlebt, könnte später weiterkämpfen, und vor allem hatte ihm die Reise eine neue Haushälterin beschert.
Trotzdem musste er Vorsicht walten lassen und wich Libby, seiner Stiefmutter, in nächster Zeit am besten aus. Sie war nämlich nicht nur Ärztin, sondern auch Heilerin, und wenn sie Robbie in seinem momentanen Zustand auch nur sähe, wüsste sie sofort, was geschehen war. Fünf Sekunden später wüsste es auch sein Papa. Und eine Stunde später stünden alle Highland-Krieger bei ihm vor der Tür und böten ihm ihre Hilfe an.
Doch die nähme er niemals an.
Schließlich war er ihr Beschützer, und es lag an ihm, für ihr Glück und ihre Sicherheit zu sorgen und vor allem zu verhindern, dass das Leben mit ihren Familien in der Gegenwart ein vorzeitiges Ende fand. In den dreißig Jahren seines eigenen Lebens hatte er noch nie versagt, und er hatte nicht die Absicht, das ausgerechnet jetzt zum ersten Mal zu tun.
7
Z um ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wurde Robbie vom Duft gebratenen Schinkens und den Klängen einer Frauenstimme in der Küche geweckt. Er lag in seinem warmen Bett, lauschte und lächelte vergnügt. Catherine Daniels war früh aufgestanden, auch wenn das bestimmt nicht überraschend war. Sie schien ein entschlossenes kleines Ding zu sein – entschlossen, ihre Kinder zu beschützen, und jetzt auch offenbar entschlossen, die Arbeit möglichst gut zu machen, für die sie ein Dach über dem Kopf bekam.
Es roch einfach himmlisch nach Kaffee, Speck und Toast. Er würde seinen Hof darauf verwetten, dass die kleine Wildkatze erneu bei seinen Hühnern eingebrochen war.
Robbie warf die Decke zurück, um schwungvoll aus dem Bett zu springen, doch der stechende Schmerz in seiner Seite ließ ihn zusammenzucken, und so hievte er sich fluchend in die Höhe und beugte sich vorsichtig vornüber, um sich seine Wunde anzusehen.
Catherine hatte ihre Sache wirklich gut gemacht, auch wenn der leuchtend pinkfarbene Faden, den sie für die Naht verwendet hatte, ein bisschen albern war. Im Spiegel über der Kommode betrachtete er seine Brust, bevor er sachte mit einem Finger über den Schnitt in seiner Schulter strich. Wenn er erst einmal verheilt war, wäre sicher kaum noch was davon zu sehen. Vorsichtig streckte er die Arme aus, um Bewegung in die steifen Gliedmaßen zu bringen, und überlegte, dass er gleich heute Morgen Daar besuchen würde, bevor der Priester hier erschien und Catherine und den Kindern einen Schreck einjagte, der sie möglicherweise sofort wieder ihre Sachen packen ließ.
Dann dachte er an Mary. Weshalb in aller Welt war die starrsinnige Eule in der Vergangenheit geblieben? Was hoffte sie dadurch zu erreichen? Er musste noch einmal zurück ins alte Schottland und sie holen, sobald er fit genug war, um die nochmalige
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