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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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hm?«
    » In Budapest ist es lange hell, jedenfalls wenn man die Stellen ausfindig macht, die von der Wolke ausgespart werden. Vielleicht möchtest du die letzten Strahlen der Abendsonne auf der Margareteninsel genießen?«
    Wieder überkam der Schwindel sie, das Gefühl, jeden Moment unterzugehen, und sie krallte ihre Hände in seinen Arm. » Aber dann müsste ich jetzt gleich… ich müsste jemanden beißen.«
    » Ganz recht«, sagte er. » Das ist der Vorteil, wenn man über alles Bescheid weiß. Die neuverwandelten Menschen tun sich oft schwer, diese einfachen Wahrheiten zu akzeptieren. Bei dir ist es anders, dir muss man gar nichts erklären.«
    » Es ist nicht dasselbe, es zu wissen oder es selbst zu erleben.«
    » Nein«, gab er zu, » das ist es nicht. Aus dem Grund wolltest du ja auch so sein wie ich: um mich besser zu verstehen.«
    Hanna wusste nur noch, dass sie es gewollt hatte, dringend. Wenn sie nach innen horchte, konnte sie die Verzweiflung zurückrufen, den Schrecken… Es hatte geschehen müssen.
    » Ich wollte bei dir sein«, sagte sie versuchsweise und lauschte dem Klang ihrer Worte. Lauschte, ob es sich richtig anfühlte. Da war ein Name auf ihrer Zunge, den sie schrie, der ihr in den Ohren gellte, ein Name, der die ganze Welt bedeutete… » Kunun«, flüsterte sie.
    Welcher Name hätte es sonst sein können, wenn nicht Kununs? Er war der Einzige, der immer bei ihr gewesen war. Für ihn war sie auf die Brücke gegangen und hatte die Schatten angeführt. Hatte er nicht das Gleiche für sie getan, damals, als sie im Kerker eingesperrt war? Ihr war, als wäre es gestern gewesen. Die Todesangst, das Stroh, die Kette um ihr Fußgelenk, die verächtlichen Blicke des Königs und der Königin. Dann war Kunun aus der Mauer gesprungen und hatte gekämpft. Niemand sonst konnte so kämpfen, absolut niemand.
    » Komm, meine Liebe.« Er führte sie eine Treppe hinunter und durch einen gewölbten steinernen Bogen in einen Saal.
    Dieser war wesentlich kleiner als die Halle, die sie für die großen Feiern nutzten. Im Kamin brannte ein Feuer, das Wärme spendete und flackerndes Licht. Davor stand eine lange steinerne Bank, auf der zu Hannas Überraschung Réka saß und sich mit ihrer Freundin stritt.
    » Was soll das denn? Lass uns gehen.« In Valentinas Stimme schwang Panik mit. » Ich finde das überhaupt nicht lustig. Das ist kein Museum!«
    » Ist es doch«, beharrte Réka.
    » Du willst mich wohl für dumm verkaufen.« Sie spähte über die Schulter ihrer Freundin und erblickte Hanna und Kunun.
    Aus einer anderen Tür trat Atschorek. » Jetzt sind ja alle da«, meinte sie fröhlich. » Réka, du hast jemanden mitgebracht, wie schön! Wie hast du sie ausgewählt, wenn ich fragen darf?«
    » Ich hab gelost«, sagte Réka grimmig. Sie blinzelte, während sie Hanna ungläubig anstarrte. » Du… du bist… Hanna, wie…?«
    » Ach, Réka, stell dich nicht so an«, rügte Atschorek. » Du weißt ganz genau, wie. Es war Hannas Entscheidung.«
    Réka war aufgesprungen. » Das kann nicht sein!«
    » Setz dich«, befahl Atschorek. » Sofort. Wir haben beschlossen, dir noch eine Chance zu geben. Du darfst die Wahl für Valentina treffen– entweder wir verwandeln sie, oder sie dient Hanna als kleiner Imbiss, um es freundlich auszudrücken.«
    Nein, unfreundlich wäre Atschorek nie gewesen. Hanna erinnerte sich durchaus noch daran, dass die Rothaarige sie und Réka durch Budapest gehetzt hatte. Weil… Was war damals eigentlich passiert? Stimmt, jetzt wusste sie es wieder. Es hatte etwas mit den Wölfen zu tun, die ungehorsam gewesen waren. Réka und Hanna hatten versucht, Wilder vor Atschoreks Zorn zu schützen. Mit ihr hatte das nicht das Geringste zu tun. Auf ewig würde Kununs Schwester ihr das nicht nachtragen– vielleicht war sie sogar froh, dass sie Wilder damals nicht umgebracht hatte in ihrer Wut. Atschorek brauste rasch auf und beruhigte sich genauso schnell wieder.
    Im Moment schien nichts zwischen ihnen zu stehen. Neugierig musterte sie Hanna.
    » Hat es geklappt?«, richtete sie das Wort an Kunun.
    Seine Augen glänzten. » Besser, als du dir vorstellen kannst.«
    Réka verzog den Mund zu einem dünnen Strich.
    » Was bedeutet das alles?«, fragte Valentina. Unsicher drängte sie sich an ihre Freundin. » Imbiss? Das soll wohl ein Scherz sein?«
    Atschorek entblößte ihre Fangzähne.
    Valentina kreischte auf. » Das sind doch keine… das…«
    » Vampire?«, fragte die schöne Schattenfrau. » Wolltest

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