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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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ist sich darüber im Klaren, dass wir für dich kämpfen.« Er legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. » Sogar Kunun weiß es. Hat er nicht deshalb Hanna an seine Seite geholt? Sie ist der einzige Grund, warum du zögern würdest.« Er machte eine Pause. » Und«, fragte er dann, » würdest du dich davon bremsen lassen? Kannst du gegen Akink marschieren, gegen Kunun, solange Hanna bei ihm ist? Kannst du sogar gegen Hanna kämpfen, wenn es sein muss?«
    Für Réka hatten sie damals Akink erobert und es den Schatten überlassen. Würde er für Hanna seinen Krieg aufgeben? Würde er ganz Akink und Magyria der Dunkelheit überlassen, die in der Nacht wucherte? Vielleicht hätte er diese Frage noch vor kurzem bejaht. Doch vor wenigen Augenblicken hatte Kunun ihm eröffnet, was wirklich auf dem Spiel stand. Es ging nicht nur darum, wer auf dem Thron saß. Die Zukunft von ganz Magyria war in Gefahr, möglicherweise würden sie sogar Hannas Welt in Mitleidenschaft ziehen.
    » Die Hanna, die ich gekannt habe, ist stark. Sie würde ihr Leben geben für das, was sie liebt«, sagte er leise. » Für ihre Familie, sogar für ihre neue Budapester Familie. Niemals würde sie zulassen, dass jemandem etwas zustößt, nur damit sie in Sicherheit bleibt. Ich würde mich selbst für sie opfern, aber nicht die ganze Welt. Nicht das Leben von Unschuldigen.« Seine Stimme klang fest und sicher, und dahinter versteckte er, wie elend er sich fühlte. » Diese Marionette an Kununs Seite ist nicht Hanna. Diesmal lasse ich mich nicht erpressen. Der Kampf geht weiter.«
    » Gut«, sagte Farank, obwohl sie beide wussten, dass nichts gut war.
    » Die Zeit drängt, und noch sind wir zu wenige, um uns Akink zurückzuholen. Wir brauchen das Licht, dann werden sich uns weitere Schatten anschließen. Allerdings kann ich ohne Hanna nicht leuchten, und sie ist jetzt ein Schatten. Wenn sie mich nicht liebt, kann ich sie nicht zurückverwandeln. Was ist mit dir? Wo ist meine Mutter? Wenn sie noch immer ein Mensch ist, könnte sie dir dann nicht das Licht zurückgeben?«
    Farank verzog schmerzlich das Gesicht. » Genau das hatten wir vor, nachdem wir uns wiedergefunden hatten. Sie war hier bei mir– aber dann ist sie verschwunden, und ich fürchte, Kunun hat sie in seiner Gewalt.«
    Das waren schlimme Neuigkeiten.
    » Ich habe Solta den Auftrag erteilt, sie zu suchen, nur deshalb ist er in der Burg geblieben. Bislang ist ihm jedoch der Erfolg versagt geblieben.«
    » Warum?«, fragte Mattim. » Kann er denn nicht durch Wände gehen? Für einen Schatten sollte es keine Verstecke und keine Geheimnisse geben.«
    » Leider kann nicht jeder Schatten so leicht durch Mauern gehen wie du. Für die meisten von uns sind Wände und Türen immer noch Hindernisse. Außerdem muss Solta sehr vorsichtig sein. Beim kleinsten Verdacht, dass wir darauf aus sind, Elira zurückzuholen, wird Kunun sie verwandeln lassen. Wenn er es nicht schon längst getan hat.«
    Mattim nickte. » Wir werden sehr viele Risiken eingehen müssen, wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen, diesen Krieg zu gewinnen. Ich werde mir etwas ausdenken, um Mutter zu finden. Das ist unser nächstes Ziel.«
    Und Hanna, fügte er stumm hinzu. Er hatte nicht gelogen, als er versprochen hatte, die Rebellen gegen Akink zu führen, selbst wenn das bedeutete, dass er gegen Hanna kämpfen musste. Doch bevor es so weit war, würde er um sie kämpfen. Damals hatte sie ihm ihre Liebe geschenkt, ohne Gegenleistung, ohne dass er etwas dazu tun musste. Diesmal würde er wahrscheinlich ein wenig nachhelfen müssen. Sie hatte sich schon einmal in ihn verliebt– warum sollte das nicht ein zweites Mal möglich sein?
    Farank wartete, bis sein jüngster Sohn gegangen war, dann winkte er seine Getreuen zu sich heran. Sie alle trugen das dunkle Grün der Flusshüter und verschmolzen fast mit dem Wald. Wenn sie wollten, waren sie nahezu unsichtbar.
    » Ihr habt alles mit angehört?«, fragte er. » Goran, deine Meinung?«
    Die junge Frau nickte. » Er wird kämpfen, ich glaube ihm. Sogar gegen Hanna. Kleiner Bruder bringt den Sieg. Diesmal für uns.«
    » Was meinst du?«, wollte er von Wikor wissen, einem mächtigen Hünen, der Mattim schon zu seiner Zeit als Flusshüter gern auf die Füße getreten war.
    » Das Risiko ist zu groß. Wir können nicht zulassen, dass Kunun Geiseln hat. Wir müssen das Problem beseitigen, solange noch Zeit ist. Wir sollten es so aussehen lassen, als wäre es Kunun selbst gewesen. Das

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