Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Augenbrauen zusammen, ließ ein kleines wissendes Grinsen in seinem rechten Mundwinkel vermuten, was er zurückzuhalten versuchte und wandte dann den Blick ab, während er sich mit den Fingern durch seinen Pony fuhr. Wie es aussah, hatten nicht die Herzchen, sondern erst ihre Reaktion auf seinen Spruch, Verwirrung in ihm ausgelöst.
Emilia stand auf, atmete tief durch, zog die Vorhänge zu, um sich irgendwie zu bewegen und vor allem möglichst weit von den Herzchen zu entfernen.
„Äh, ich wollte nur gute Nacht sagen.“
Jetzt forschte Emilia in seinem Gesicht und ließ ihrem Grinsen freien Lauf. Diese Haltung, in der sich Jo in den eigenen Klamotten plötzlich eingesperrt zu fühlen schien, kannte sie schon.
„Okay, Jo, raus mit der Sprache: Was soll ich erlauben?“
Emilia hatte ihr Oberwasser zurück, ein Glück. Jo wollte irgendwas und hatte die Sache mit den Herzen bestimmt schon wieder vergessen.
„Ja, also, die fahren Zelten in der letzten Ferienwoche, von Mittwoch bis Sonntag, an den Werbellinsee. Kann ich mit?“
„Wer, Die ?!“
„Na, Anton, Torben, Leon …und so.“
Da war es wieder, das und so . Zelten, mit Mädchen also und das fünf Tage lang, alleine. Jo war bald sechzehn. Mit sechzehn machte man sowas. Und man war raus aus der Clique, wenn man nicht durfte oder machte es dann eben heimlich. Für Eltern gab es da nicht wirklich eine Wahl. Nur Vertrauen und hoffen, dass die groß werdenden Kleinen einem weiter alles erzählten. Dass sie wussten, was sie taten, dass sie keine Fehler machten, sich ihr Leben nicht ruinierten. Dass…
„Die Vorhänge sind nicht nass, die braucht man nicht auswringen!“, riss Jo sie aus ihren Gedanken. Emilia hatte tatsächlich die ganze Zeit auf dem Stoff herum geknetet. Sie ließ von den Vorhängen ab, schüttelte ihre Hände, drehte sich zu Jo und versuchte, gelassen zu klingen.
„Okay, wie viel Zigaretten, Drogen und Alkohol nehmt ihr mit?“
„Mama! Du weißt doch, dass mir sowas alles nicht schmeckt.“
Jo verdrehte die Augen.
„Ja, weiß ich! … Na dann … Wie viele Mädchen?“
Ein breites und nicht unterdrückbares Grinsen machte sich auf Jos Gesicht breit.
„Mädchen? … Nee, wir fahren nicht mit Mädchen… also … nicht direkt … nur wir vier … aber vielleicht zelten da Mädchen aus Torbens Klasse. Die fahren öfter hin im Sommer, die Eltern von der Einen sind Dauercamper und haben n eigenes Boot … Soll jedenfalls echt cool da sein, ganz sauberes Wasser… Wir wollen auch angeln.“
Das mit den Eltern als Dauercampern kam wieder sehr selbstbewusst, als wäre Jo im richtigen Moment noch das Richtige eingefallen. Und es beruhigte Emilia tatsächlich ein bisschen.
„Die Mädchen zelten da…vielleicht?“
„Naja, also zwei kommen dieses Wochenende bestimmt. Vielleicht aber auch drei … oder vier…. Weiß ich nicht…“
Vier, für jeden eine, dachte Emilia.
„Kennst du die denn schon?“
„Man, Mama, was tut das denn zur Sache? Von Treffen im Park natürlich, so vom Sehen, ist doch klar… Die tun uns schon nichts!“ Jo sah jetzt Emilia herausfordernd an. Emilia klappte den Laptop zu, ließ ihn aber noch stehen, weil sie das Herzchen-Papier darunter geschoben hatte. Ihr lag die Frage, ob die Eltern von dem einen Mädchen da waren, auf der Zunge, aber sie schluckte sie herunter. Die Frage würde Jo, der sie inzwischen locker um einen Kopf überragte, übelnehmen und vielleicht wollte sie es lieber auch gar nicht so genau wissen.
„Okay, ich hab nichts dagegen … aber vergiss das Mückenspray nicht, denk an deine Beulenpest vom vorigen Jahr im Ferienlager.“
„Die Mücken finden mich immer am süßesten. Aber leider immer nur die Mücken…“
„Blödsinn, das kann sich alles ganz schnell ändern!“
Ha, eben war sie noch besorgt wegen den Mädchen und drei Sekunden später redete sie Jo sogar noch gut zu. Das hatte er ja schnell hinbekommen.
„Außerdem, nicht auf die Anzahl, auf die richtige Wahl kommt es am Schluss an“, schob sie noch schnell hinterher. Als ob das was bringen würde. Jo hob an, etwas zu erwidern, aber atmete dann nur hörbar aus und machte sich ans Packen.
Jo war mit seinem Rucksack und seinem Zelt gerade zur Tür hinaus. Hilda hatte sich für eine Woche an die Ostsee verabschiedet. Und Bernhard kam nur zum Essen oder Schlafen aus seinem Arbeitszimmer. Vor Emilia lagen die kommenden Tage wie eine endlose Bleiwüste. Nicht nur, weil der Wetterbericht wolkenlosen Himmel und 28 Grad
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