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Der Tribun

Der Tribun

Titel: Der Tribun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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getilgt werden – für alle Zeit.«
    »Liubagastis! Du hast ihn erschlagen!«
    »Es ist ihre Schuld!«
    Die Spitze seines blutigen Schwertes deutete auf Sunja, die mit dem Rücken zu ihm im Schlamm kauerte. Leise summend berührte sie das Gesicht des Toten, schloss sanft seine Augen, während Tränen von ihrem Kinn auf seine Brust tropften.
    Klirrend schlug Hrabans Schwert auf Liubas Waffe.
    »Hör auf!«, schrillte Hrabans Stimme.
    Die Klingen kreischten. Liuba schleuderte Hraban von sich, warf ihn mit einem Fußtritt zu Boden. Holte aus.
    Langsam ließ Liuba die Waffe sinken. Er blickte sich um und bemerkte Sunja, die ihn entsetzt anstarrte. Rasch packte er ihren Arm und riss sie von dem toten Jungen weg, um sie mit sich zu den Pferden zu zerren.
    »Wo ist dein Freund jetzt?« Er schüttelte sie. »Warum beschützt er dich nicht? Das wäre doch seine Aufgabe, oder? Ist es nicht so?«
    Wie in den Boden gerammt blieb er stehen, als Cinna ihm in den Weg trat. Seine Lippen wurden schmal, als er sie zu einem Grinsen verzog. »Also doch.«
    Mit einem erstickten Schrei warf Sunja sich auf ihn, doch er schüttelte sie ab wie ein lästiges Kind.
    »Du sollst sterben, und du wirst sterben – aber nicht gemeinsam mit diesem … Abschaum! Du wirst mit mir nach Hause zurückkehren und die Strafe erleiden, die denen zukommt, die ihre Familie in Schande bringen. Wenn ich mit dem da fertig bin!«
    Er fasste das Schwert, schwang es hoch über dem Kopf. Er erwartete eine Reaktion seines Gegners, aber Cinna hob nur den lederumwickelten Arm vor den Körper. Innehaltend grinste Liuba boshaft, senkte die Spitze seiner Waffe, um sie auf Cinna zu richten.
    »Ich achte deine Dreistigkeit nicht gering«, tönte seine Stimme beängstigend ruhig.
    »Das kannst du den alten Weibern erzählen, weil sie die Einzigen sein werden, die deine feigen Morde für Heldentaten halten.«
    »Bist du so begierig auf den Tod?«
    Cinna tat einen tiefen Atemzug, um das Zittern der Hände zu unterdrücken. Die Arme tastend vorgestreckt, erwartete er den Feind, als könne er so jede Bewegung des Widersachers erfühlen. Er bekämpfte das rasende Herzklopfen, ohne die Augen von Liuba zu lassen, dessen Finger über die scharfe, blutbesudelte Schneide seines Schwertes glitten. Das Blut seines Bruders.
    »Welch ausgekochter Plan!«, schnaubte Liuba. »Die Tochter des Herrn zu rauben, um die Freiheit und eine willfährige Magd zu gewinnen – das kann nur dem Kopf eines Römers entspringen. Doch ich werde die Schmach mit Blut abwaschen von meiner Familie.« Liuba lächelte böse. »Mit deinem Blut.«
    »Ein Krieger tritt gegen einen Unfreien an! Dass du dir nur nicht zu viel zumutest«, entgegnete Cinna barsch. »Und welch eine Schande, wenn du von meiner Hand fallen solltest. Musst du nicht fürchten, dass die Mächte der Finsternis mir beistehen?«
    Liuba zuckte zurück vor der letzten Drohung, die aus dem Mund eines Mannes, der klein und schmal war gegen ihn und ihm nur mit einem kurzen Schwert bewaffnet entgegentrat, geradezu irrsinnig klingen musste. Sturmböen zausten Liubas unter dem Helm hervorquellende Locken, und um seine Augen erschienen spöttische Falten. Er machte einen herausfordernden Ausfallschritt, schwang die Klinge vor Cinna und höhnte: »Niemand wird dir beistehen! Thunaras fährt über das Land, um deinesgleichen unter die Erde zu scheuchen, wo ihr hingehört. – Ich werde dich töten!«
    Im letzten Augenblick entkam Cinna der gleißenden Waffe mit einem Hechtsprung. Rasch war er wieder auf den Füßen und fand sich zwischen Sunja und seinem Gegner wieder, der herausfordernd die Waffe pendeln ließ. Er kannte diese vollkommene Klarheit des Geistes, der sich ausschließlich auf den Gegner richtete, auf das Aufblitzen der Augen, das jedem Angriff vorausging. Sein Körper war bis zu den äußersten Gliedern angespannt.
    Mit wildem Brüllen stürzte Liuba sich auf ihn. Seine Faust streifte Cinnas Schulter. Die Klinge glitt kreischend über Kettenglieder. Schier wahnsinnig in dem Bewusstsein, dass der geringste Fehler ihn das Leben kosten würde, stach Cinna nach dem Gegner, der zurücksprang. Er machte einen Satz und strauchelte, konnte sich rechtzeitig herumrollen, um der feindlichen Klinge auszuweichen. Schmutz biss in die Schürfwunden an Unterarmen und Knien, die Fingerknöchel der linken Hand bluteten.
    Liuba hieb mit dem Schwert nach ihm; flink tauchte Cinna weg, das Eisen klirrte auf dem Schotter. Wütend holte er nach dem gewaltigen Feind

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