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Der Tribun

Der Tribun

Titel: Der Tribun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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Linke packte Cinnas Arm; seine Wangen bebten, und er stieß den Atem zischend zwischen den Zähnen hervor.
    »Bleib hier. Es geht schon. Hilf mir lieber aufzustehen.«
    Hart umklammerten seine Finger Cinnas Handgelenk, als er sich mühsam hochzog. Er blies die Wangen auf und kniff die Augen zu unter der Anstrengung. Als er die Arme sinken ließ, erkannte Cinna den Grund: Ein dunkler Fleck breitete sich unterhalb der Achsel aus, feuchter Lehm verklebte die feinen Ringe des Kettenhemdes.
    Mit einem leisen Fluch zerrte Cinna das eiserne Gewebe hoch. Das Lanzenblatt war abgelenkt worden und hatte die Rippen gestreift. Unter dem Hemd war die Haut aufgeschürft und wund.
    »Ich habe dich gewarnt«, murmelte Cinna.
    »Hör auf, das Kindermädchen zu spielen«, keuchte Hraban. »Ich habe mir wehgetan – na und?«
    Cinna zog ihm das Kettenhemd über den Kopf und verkniff sich die Ermahnungen, die Hraban jetzt verdient hatte, seine Sorglosigkeit, sein Vertrauen, das bei diesen Übungsstunden völlig fehl am Platz war. Kopfschüttelnd strich er ihm ein paar verschwitzte Strähnen aus der Stirn, zeichnete ihn unabsichtlich mit dem eigenen Blut. Schnell zog er die Hand zurück.
    Hraban war auf dem Boden sitzen geblieben, ein Knie an den Körper gezogen, die Arme darum geschlungen, und starrte Cinna unverwandt an, während dieser den Lehm aus dem schweren Kettenhemd schüttelte. Als Cinna den Arm unter Hrabans Achsel schob, gab dieser zögernd nach und ließ sich auf die Beine helfen. Sein Blick suchte Cinnas Gesicht.
    »Für einen Augenblick dachte ich, du würdest mich töten.«
    Cinna biss sich auf die Unterlippe. »Für einen Augenblick vergaß ich, wer mein Gegner ist«, murmelte er.
    »Du meinst, du hast die Beherrschung verloren.«
    Ein Schulterzucken war die Antwort. Hraban ächzte leise, als er den ersten Schritt tat, und wankte bei dem Versuch, sich aufrecht zu halten. Cinna nahm seinen unverletzten Arm, um ihn zu stützen, und führte ihn zum Hof.
    Bevor sie die Koppel hinter sich gelassen hatten, sahen sie Thauris und Saldir, die vom Tor heraufkamen. Die Herrin stutzte, dann wurden ihre Schritte schneller; schon im Näherkommen hatte sie die Verletzung bemerkt und blieb dicht vor ihnen stehen. Mit einer Hand schob sie Hrabans verwundeten Arm vorsichtig beiseite, mit der anderen rollte sie sein Hemd auf, dessen Stoff bereits an der Wunde klebte. Er keuchte gepresst und verzog das Gesicht.
    »Das sieht schlimm aus, mein Junge.« Ein vorwurfsvoller Blick streifte Cinna. »Warum nehmt ihr scharfe Klingen?«
    »Mutter! Manchmal muss man mit einer richtigen Waffe üben.«
    Mit festen Schritten ging sie ihnen voraus bis zu der Bank, die vor dem Zaun ihres Gartens stand. Dort wies sie Hraban stumm an, sich hinzusetzen, ehe sie ihm das Hemd über den Kopf zog. Saldir war zu ihnen geeilt, über der Schulter die Tasche, in der Thauris ihre Salben und das Verbandszeug aufbewahrte.
    »Und was ist mit dir?« Thauris’ hellgraue Augen blickten scharf in Cinnas Gesicht.
    »Mir fehlt nichts. Kümmere dich um ihn.«
    »Lass mich sehen.« Sie nahm seine Linke und zog sie zu sich her.
    Schnell entzog er ihr die Hand. »Es ist nichts. Nur eine Schramme. Hraban ist verletzt, nicht ich.«
    »Hrabans Wunde habe ich gesehen – deine nicht.«
    Sie blickte ihn an, ruhig und bestimmt, bis er die verschränkten Arme löste und ihr die Innenfläche seiner linken Hand zeigte, den Riss, der die feinen Linien durchtrennte. Stirnrunzelnd musterte sie die Verletzung, ohne sie zu berühren, und den mit Blut vermischten Schmutz ringsum.
    »Gunthis wird das säubern«, murmelte sie und wandte sich ihrem Sohn zu, der auf der Bank kauerte und an der Unterlippe nagte.
    Gunthis’ sichtbares Missfallen beantwortete Thauris mit einem eisigen Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass die Herrin des Hauses keinen Widerspruch duldete. Die junge Frau hatte ihre Webarbeit im Stich gelassen und sich zu ihnen gesellt, weil jeder kleine Zwischenfall eine willkommene Abwechslung war. Nun trottete sie unwillig davon, um bald darauf mit einer dampfenden Schüssel zurückzukehren, die sie auf der Bank abstellte. Mit spitzen Fingern tauchte sie einen Lappen in das heiße Wasser und wrang ihn aus. Sie schaute kurz auf, und Cinna öffnete ihr die Faust.
    »Mama, das ist nicht ihre Aufgabe! Das sollte ich tun!«, schimpfte Saldir. Sie hatte an sich gehalten, doch jetzt zerrte sie an den Ärmeln ihrer Mutter.
    »Nein, mein Kind, ich brauche deine Hilfe – und Gunthis

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