Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Stadt ist der Hof der Moschee. Bäume giebt es nur wenig, kein Garten erquickt das Auge, dagegen ist die Scene während der Pilgerfahrten durch eine Menge wohlversehener Verkaufsstände belebt, die man überall aufgeschlagen sieht. Außer fünf bis sechs umfänglicheren, dem Sherif gehörigen Gebäuden, zwei Medressen oder Gelehrtenschulen, welche aber, jetzt als Kornmagazine dienen, und der Moschee selbst, nebst einigen dazu gehörigen Bauwerken und Schulen, kann sich Mekka keines öffentlichen Gebäudes rühmen und steht hierin gegen andere orientalische Städte von gleichem Umfange wesentlich zurück.«
Die Straßen sind nicht gepflastert, und da man Schleußen hier nicht kennt, so bilden sich gelegentlich Wasserlachen und Schmutztümpel, welche jeder Beschreibung spotten.
Zum Genuß verwendet man nur Regenwasser, denn dasjenige, welches die Senkbrunnen liefern, ist so salzhaltig, daß es fast zu nichts brauchbar erscheint.
Da, wo sich das Thal in der Mitte der Stadt am meisten verbreitert, erhebt sich die Beithu’llah oder El Haram genannte Moschee, ein Bauwerk, das seine Berühmtheit nur dem Umstande verdankt, daß es die heilige Kaaba enthält, denn in anderen Städten des Morgenlandes giebt es mindestens ebenso große und oft weit schönere Moscheen.
Dieselbe liegt auf einem länglichen, nach Osten zu von vierfacher, nach den anderen Seiten von dreifacher Colonnade eingeschlossenen Platze; die Säulen sind unter einander durch Bogenwölbungen verbunden; je vier und vier tragen eine mit Mörtel beworfene und geweißte Kuppel. Einige Säulen bestehen aus weißem Marmor, andere aus Granit oder Porphyr, die meisten aber aus gewöhnlichem, in den Bergen bei Mekka gebrochenem Stein.
Die Kaaba selbst ist so häufig zerstört und wieder hergestellt worden, daß an ihr eigentlich nichts von hohem Alter ist. Sie war übrigens schon vor der Moschee, die sie heute umschließt, vorhanden.
»Die Kaaba selbst, schreibt der Reisende, ist auf einem zwei Fuß hohen und stark geneigten Unterbau angebracht. Mit ihrem platten Dache bietet sie aus gewisser Entfernung ganz das Bild eines Würfels. Die einzige in dieselbe führende, und nur zwei oder dreimal des Jahres geöffnete Pforte befindet sich an der Nordseite und etwa sieben Fuß über der Erde, so daß man nur über eine hölzerne Treppe hinein gelangen kann… An der nordöstlichen Ecke, nahe der Thür, ist der berühmte »schwarze Stein« eingesetzt, der, etwa vier oder fünf Fuß über dem Boden, einen Theil der Wandecke selbst bildet… Die Natur dieses Steines läßt sich nur schwer feststellen, so sehr ist heutzutage die Oberfläche desselben durch die Küsse und Berührungen von nach Millionen zählenden Pilgern abgeschliffen. Die Kaaba hüllt ein großes, schwarzes Stück Seidenstoffes vollständig ein, so daß nur das Dach frei bleibt. Diese Decke oder Vorhang heißt »Kesua«, wird jährlich zur Zeit der Pilgerfahrten erneuert und von Kairo, wo man denselben auf Kosten des Großherrn herstellt. hierher geschafft.«
Bisher besaß man noch keine genaue Beschreibung von Mekka und seinem Heiligthum. Deshalb theilten wir hier einige Auszüge aus dem Originalwerke mit, welche leicht zu vermehren wären, denn es enthält z. B. eine eingehende Schilderung des heiligen Brunnens, Zemzem benannt, dessen Wasser als unfehlbares Heilmittel gegen allerlei Gebrechen gilt, der Pforte des Heils, des Makan-Ibrahim, ein Denkmal mit dem Stein, auf welchem Abraham ausruhte, als er die Kaaba baute, und der noch den Eindruck seiner Kniee zeigt, sowie endlich aller Gebäude, welche die Umfassungsmauer des Tempels einschließt.
Seit der so eingehenden und vollständigen Beschreibung Burkhardt’s haben diese Orte ihr Aussehen nicht geändert. Noch immer stimmt die große Menge von Pilgern hier dieselben Lobgesänge an. Nur die Menschen haben gewechselt. An die Darstellung der Festlichkeiten bei den Pilgerfahrten und der religiösen Begeisterung der Gläubigen schließt sich ein anderes Bild, das die Folgen dieser großen Menschenansammlungen, die aus allen Theilen der Erde herbeiströmen, mit sehr düsteren Farben zeichnet.
»Das Ende der Pilgerfahrten, sagt er, giebt der Moschee freilich ein wesentlich anderes Aussehen; Krankheiten und eine große Sterblichkeit, die Folgen der oft unerhörten Beschwerden der Reise, und begünstigt durch den geringen Schutz, den der Ihram bietet, ebenso wie die ungesunden Wohnstätten in Mekka, die schlechte Nahrung, manchmal wohl gar der
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