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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Burkhardt, schützt den Eingang von der Seeseite und beherrscht den ganzen Hafen. Da sieht man auf seiner Laffette ein außergewöhnlich großes Geschütz, welches Kugeln von fünfhundert Pfund Gewicht schleudert und im ganzen arabischen Golf so berühmt ist, daß schon das Ansehen, in dem es steht, Djeddah einen gewissen Schutz verleiht.«
    Eine der größten Unannehmlichkeiten der Stadt beruht in ihrem Mangel an Trinkwasser, das aus etwa zwei Meilen entfernten Brunnen herbeigeschafft werden muß. Ohne Gärten, ohne Grün, ohne Dattelpalmen und trotz einer Bevölkerung von zwölf-bis fünfzehntausend Seelen – eine Zahl, die sich zur Zeit der Pilgerfahrten mehr als verdoppelt – bietet Djeddah einen ganz absonderlichen Anblick. Seine Bevölkerung ist keineswegs eine ortseingeborne; sie besteht vielmehr aus Eingebornen von Hadramazt, Yemen, oder aus Indiern von Surate und Bombay, endlich aus Malayen, die, auf Pilgerfahrten hierher gekommen, den Stamm der Stadtbewohner bildeten.
    Mitten unter sehr eingehenden Schilderungen der Sitten, Lebensweise, Waarenpreise und der Anzahl der Kaufleute, begegnet man in Burkhardt’s Bericht mehr als einer interessanten Anekdote.
    Bei Erwähnung der eigenthümlichen Gewohnheiten der Bewohner Djeddahs, sagt der Reisende:
    »Fast Jedermann pflegt des Morgens eine Kaffeetasse voll »Ghi«, das ist zerlassene Butter, zu sich zu nehmen. Nachher trinkt man Kaffee, der als hervorragendes Stärkungsmittel angesehen wird, und daran haben sich die Leute von frühester Jugend an so sehr gewöhnt, daß sie sich sehr unwohl fühlen würden, wenn sie diesen Gebrauch aussetzten. Leute aus besseren Ständen begnügen sich, die Tasse flüssiger Butter zu trinken. Die unteren Classen fügen jener aber noch eine halbe Tasse hinzu, die sie durch die Nasenlöcher einsaugen, in der Meinung, dadurch der schlechten Luft den Eintritt in den Körper durch diese Oeffnung zu verschließen.«
    Am 24. August verließ der Reisende Djeddah, um sich nach Taïf zu begeben. Der Weg zieht sich durch eine Kette von Bergen, durch Thäler mit romantischen Landschaften und überraschend üppigem Grün dahin. Burkhardt wurde hier für einen englischen Spion gehalten und scharf überwacht. Trotz des scheinbar wohlwollenden Empfangs seitens des Paschas, konnte er sich doch nicht frei bewegen und mußte fast auf alle Beobachtungen verzichten.
    Taïf ist, wie es scheint, berühmt durch die Schönheit seiner Gärten; Rosen und Weintrauben werden von hier nach allen Theilen von Hedjaz ausgeführt. Die Stadt betrieb überhaupt beträchtlichen Handel und erfreute sich des besten Gedeihens, bis sie von den Wahabitern geplündert wurde.
    Die Ueberwachung, der sich Burkhardt ausgesetzt sah, beschleunigte seine Abreise, und schon am 7. September schlug er den Weg nach Mekka ein. Sehr bewandert im Koran und vertraut mit den Vorschriften des Islam, war Burkhardt vollkommen befähigt, die Rolle eines Pilgers zu spielen. Die erste darauf bezügliche Maßregel seinerseits bestand darin, sich, wie es das Gesetz dem nach Mekka ziehenden Pilger vorschreibt, mit dem »Ihram« zu bekleiden, das sind mehrere Stücke Kattun ohne Naht, deren eines um die Hüften geschlungen, das andere um Hals und Schultern geworfen wird. Des Pilgers erste Pflicht in Mekka ist es, nach dem Tempel zu gehen, selbst bevor er sich um Obdach bekümmert. Burkhardt versah das ebenso wenig wie die Einhaltung aller für diesen Fall bestehenden Riten und Ceremonien, lauter Sachen von speciellem, aber eben deshalb zu beschränktem Interesse, um hier länger dabei zu verweilen.
    »Mekka, sagt Burkhardt, darf eine hübsche Stadt genannt werden. Ihre Straßen sind breiter als sonst die Straßen im Morgenlande. Die Häuser sind hoch und aus Steinen gebaut; die zahlreich nach der Straße zu liegenden Fenster verleihen ihnen ein freundlicheres und mehr europäisches Ansehen, als das der Häuser in Egypten und Syrien, welche nach außen zu nur sehr wenig Fenster zeigen… Jedes Haus hat seine Terrasse, deren cementbelegter und etwas geneigter Boden das Wasser durch Rinnen nach der Straße zu abführt. Diese Plattformen sind durch eine Mauer abgeschlossen; im ganzen Orient ist es nämlich für jeden Mann verpönt, sich daselbst zu zeigen; man würde ihn beschuldigen, die Weiber zu belauschen, welche auf der Terrasse den größten Theil ihrer Zeit mit dem Trocknen des Getreides oder der Wäsche und anderen häuslichen Verrichtungen zubringen. Der einzige, öffentliche Platz der

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