Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Petropawlowsk verließ die »Senjavine« Kamtschatka am 10. November, um nach Europa zurückzukehren. Bevor er Manilla anlief, kreuzte Lütke in dem nördlichen Theile der Carolinen, dessen Untersuchung er im vorigen Winter nicht vollenden konnte. Er besuchte nach und nach die Einzelgruppen von Mourilen, Fananon, Faieou, Nomonouïto, Maghyr, Farröïlep, Ear, Mogmog und fand in Manilla die ihn erwartende Corvette »Möller«.
Der Archipel der Carolinen hat eine sehr weite Ausdehnung; selbst die Mariannen-und die Radak-Inseln könnten demselben wohl beigezählt werden, denn man trifft auf diesen ganz dieselbe Bevölkerung an. Den alten Geographen standen als Quellen nur die Karten der Missionäre zu Gebote, diese aber hatten jenen, aus Mangel an Verständniß und nothwendigen Instrumenten, um die Größe die Lage und die gegenseitige Entfernung dieser Archipele zu bestimmen, einen weit größeren Umfang zugetheilt und den Abstand einer Insel von der anderen oft auf mehrere Grade angegeben, wo er nur einige Meilen betrug.
Die Seefahrer hielten sich in Folge dessen klüglich von jenen fern. Freycinet war der Erste, der einige Ordnung in dieses Chaos brachte und, Dank seinem Zusammentreffen mit Kadon und Don Louis Torres, die neuen Entdeckungen den alten anreihen konnte.
Die seßhaften Tschuktschen. (S. 270.)
Auch Lütke trug seinen, und zwar nicht unbedeutenden Theil bei zur Schaffung einer richtigen, wissenschaftlichen Karte dieses Archipels, der lange Zeit hindurch der Schrecken der Seefahrer gewesen war.
Der russische Forscher stimmt nicht überein mit einem seiner Vorgänger, Lesson, der alle Bewohner der Carolinen unter dem Namen des mongolo-pelagischen Zweiges zur mongolischen Race rechnet; er sieht diese vielmehr, mit Chamisso und Balbi als einen Nebenzweig der malayischen Familie an, welche ganz Ost-Polynesien bevölkert hat. Wenn Lesson die Caroliner den Chinesen und Japanesen nahe stellt, so findet Lütke dagegen in ihrer Größe, den hervorspringenden Augen, den dicken Lippen und der aufgestülpten Nase eine Familienähnlichkeit mit den Bewohnern der Sandwichs-und Tonga-Inseln. Die Sprache zeigt nicht die geringste Verwandtschaft mit dem Japanischen, wohl aber viel Uebereinstimmung mit dem Idiom der Tonga-Inseln.
Während seines Aufenthaltes in Manilla war Lütke mit der Verproviantirung und Ausbesserung seiner Corvette beschäftigt, und er verließ diese spanische Besitzung am 30. Januar, um nach Rußland zurückzukehren, wo er am 6. September 1829 (eine Angabe, die mit deutschen Quellen ganz und gar nicht übereinstimmt) auf der Rhede von Kronstadt wieder vor Anker ging.
Krieger der Inseln Ombay und Gueba. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Es erübrigt noch einige Worte über die Corvette »Möller«, seit deren Trennung in Valparaiso, hinzuzufügen. Von Tahiti war dieselbe nach Kamtschatka gesteuert, hatte in Petropawlowsk einen Theil ihrer Ladung gelöscht und im August 1827 ihren Kurs nach Unalachka eingeschlagen, wo sie einen Monat lang liegen blieb. Nach einer durch ungünstige Witterung unterbrochenen Erforschung der Westküste Amerikas und einem kürzeren Aufenthalte in Honolulu, im Februar 1828, hatte sie die Insel Möller entdeckt, die Inseln Necker, Gardner und Lissiansky angelaufen und sechs Meilen südlich von dieser ein sehr gefährliches Riff aufgefunden.
Die Corvette war dann längs der Inseln Kur und Basse, der Risse Maras, de la Perle und Hermes hingesegelt und nach Aufsuchung verschiedener anderer auf der Karte Arrowsmith’s verzeichneter Inseln nach Kamtschatka zurückgekehrt. Anfangs April war sie nach Unalachka gegangen und hatte die Nordküste der Halbinsel Alaska untersucht. Im September traf die »Möller« dann wieder mit der»Senjavine« zusammen und trennte sich von ihr bis zum Eintreffen in Rußland nur zuweilen auf ganz kurze Zeit.
Aus dem vorstehenden eingehenden Bericht erhellt schon, daß diese Expedition sehr wichtige Ergebnisse zur Förderung der Geographie lieferte. Aber auch die anderen Zweige der Naturwissenschaften, die Physik und die Astronomie, verdankten ihr zahlreiche und bemerkenswerthe Bereicherungen.
Zweites Capitel.
Die französischen Erdumsegler.
I.
Die Reise Freycinet’s. – Rio de Janeiro und seine Zigeuner. – Das Cap und dessen Weine. – Die Seehunds-Bai. – Aufenthalt in Timor. – Die Insel Ombay und deren menschenfressende Bevölkerung. – Die Inseln der Papuas. – Auf Pfählen errichtete Wohnungen der Alfurus
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