Der Triumph des 19. Jahrhunderts
den erbittertsten Feinden der letzten Jahre Abschied.
Mehrere hervorragende Einwohner unterließen sogar nicht, Freycinet sehr interessante Aufzeichnungen über Das und Jenes einzuhändigen, da es diesem bei dem immerhin kurzen Verweilen auf der Insel nicht möglich gewesen war, sich selbst Auskunft zu verschaffen.
So kam dieser in die Lage, werthvolle Nachrichten über die Verhältnisse des Ackerbaues, Handels, Gewerbfleißes, der Finanzen und über den sittlichen Zustand der Bevölkerung, kurz über sehr verschiedene Punkte und in solcher Verläßlichkeit heimzubringen, wie sie ein Reisender bei vorübergehendem Aufenthalte niemals zu sammeln vermöchte. Seit Einrichtung der englischen Verwaltung waren vielfach Straßen angelegt worden, und ein frischer, thatenlustiger Geist trat an Stelle der angeerbten Routine, welche die Kolonie allmählich eingeschläfert und jeden Fortschritt gehemmt hatte.
Die »Uranie« wandte sich nun nach der Insel Bourbon, wo sie aus den Magazinen der Regierung neuen Proviant erhalten sollte. Am 19. Juli 1817 ging sie in St. Denis vor Anker und blieb auf der Rhede von St. Paul bis zum 2. August, an welchem Tage sie nach der Seehunds-Bai, an der Westküste Neu-Hollands, absegelte.
Bevor wir Freycinet nach Australien folgen, dürfte es sich empfehlen, mit ihm noch einige Augenblicke auf Bourbon zu verweilen.
Im Jahre 1717 besaß diese Insel nach Le Gentil de la Barbinais nur neunhundert freie Bewohner, darunter nicht mehr als sechs weiße Familien, neben eintausendeinhundert Sklaven. Nach der letzten Zählung (1817) wohnten hier dagegen 14.790 Weiße, 4342 freie Neger und 49.759 Sklaven, zusammen 68.891 Seelen. Dieses beträchtliche und schnelle Wachsthum dürfte zum Theile wohl dem sehr gesunden Klima des Landes zuzuschreiben sein, gewiß rührt es aber auch mit von der unbeschränkten Handelsfreiheit her, deren sich die Insel lange Jahre hindurch erfreute.
Am 12. September warf die »Uranie« nach sehr glücklicher Fahrt am Eingange der Seehunds-Bai Anker. Sofort wurde ein Detachement nach Dirck Hatichs abgesendet, um die geographische Lage des Cap Levaillant zu bestimmen und die von den Holländern vor langer Zeit zurückgelassene zinnerne Tafel, welche Freycinet schon 1801 gesehen hatte, an Bord der Corvette mitzubringen.
Inzwischen waren die zwei Kolben zur Destillation des Meerwassers in Gebrauch genommen worden. Während des ganzen Aufenthaltes benutzte man kein anderes Getränk, und Niemand auf dem Schiffe ließ darüber eine Klage laut werden.
Haus von Rawak auf Pfahlwerk. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Die ausgeschiffte Abtheilung der Besatzung traf auch mit einigen Ureinwohnern zusammen. Bewaffnet mit Wurfspießen und Keulen und ohne jedwede Bekleidung, vermieden es diese, mit den Weißen in directe Berührung zu kommen, hielten sich vielmehr von den Matrosen immer etwas entfernt und berührten auch die dargebotenen Gegenstände, die man ihnen schenkte, anfangs nur mit großer Vorsicht.
Obwohl die Seehunds-Bai seit der Expedition Baudin’s im Einzelnen untersucht worden war, blieb im östlichen Theile des Hamelin-Hafens doch noch eine Lücke übrig. Diese auszufüllen unterzog sich nun Duperrey.
Dem Naturforscher Gaimard genügte die Kunde, die man bis jetzt von den, wahrscheinlich durch den Knall der Feuerwaffen vertriebenen Einwohnern erhalten hatte, noch nicht, und er beschloß, beseelt von dem Wunsche, deren ganze Lebensweise näher kennen zu lernen, ein Stück in das Innere des Landes einzudringen. Sein Begleiter und er verirrten sich, ganz wie Riche im Jahre 1792 in Nuytsland, und litten schrecklich vor Durst, da sie während ihrer dreitägigen Wanderung keine Quelle und keinen Bach fanden. Ohne Bedauern sahen die Seefahrer die unwirthlichen Küsten von Endrachtsland ihren Augen entschwinden.
Schönes Wetter und ein kaum bewegtes Meer begünstigten die Fahrt der »Uranie« bis Timor, wo sie am 9. October auf der Rhede von Coupang vor Anker ging.
Die portugiesischen Behörden nahmen sie mit großer Zuvorkommenheit auf.
Tanzmeister von Montezuma, Insel Guani. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Die Kolonie erfreute sich freilich jetzt nicht des glücklichen Gedeihens, welches das Erstaunen und die Bewunderung der Franzosen zur Zeit der Baudinschen Reise erregt hatte. Der Rajah von Amanoubang, ein Bezirk mit überreichlichem Bestande an Santelholz, der früher Tribut entrichtet hatte, kämpfte eben für seine Unabhängigkeit. Dieser, für die
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