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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Lande wohnte nur eine geringe und noch dazu halb wilde Bevölkerung, von der nicht das mindeste zu erfahren und zu erlangen war. Glücklicherweise stellte sich ein englischer Deserteur Lütke zur Verfügung und übermittelte einen Brief des Commandanten an den Gouverneur, der bald darauf eine befriedigende Antwort ertheilte.
    Den Posten des Gouverneurs nahm noch derselbe Medinilla ein, dessen Gastfreundschaft schon Kotzebue und Freycinet lobend erwähnt hatten. Es gelang auch ohne Schwierigkeit, die Erlaubniß zur Errichtung eines Observatoriums am Lande zu erhalten und dahin alles Nothwendige zu schaffen. Der Aufenthalt hierselbst wurde nur durch einen den Commandanten Lütke betreffenden Unfall getrübt, indem sich jener bei Gelegenheit einer Jagd die eine Hand durch einen Schuß nicht unbedeutend verletzte.
    Die Ausbesserungsarbeiten am Schiffe und die Herbeischaffung des nöthigen Holz-und Wasservorrathes verzögerten die Abfahrt der »Senjavine« bis zum 19. März. Lütke gewann dadurch Muße genug, sich von der Verläßlichkeit der Nachrichten zu überzeugen, welche Freycinet bei einem zweimonatlichen Aufenthalte im Hause des Gouverneurs zehn Jahre vorher gesammelt hatte. Seit jener Zeit waren besondere Veränderungen nicht eingetreten.
    Da die geeignete Jahreszeit, wieder nach Norden zu gehen, noch nicht herangekommen war, nahm Lütke mit den Inseln du Danois die Erforschung der Carolinen wieder auf. Die Bewohner derselben schienen ihm besser gebaut als ihre westlichen Nachbarn, von denen sie sich sonst in keiner Weise unterscheiden. So wurden nach und nach die Inseln Farröilep, Oullei, Ifelouk und Fonripigze besucht; dann schlug Lütke am 27. April den Weg nach Bonin Sima ein. Er erfuhr hier, daß ihm der englische Kapitän Beechey bezüglich der Untersuchung der Gruppe schon zuvorgekommen war, weshalb er auf alle hydrographischen Aufnahmen verzichtete. Zwei zur Besatzung eines Walfischfahrers gehörige Matrosen, die hier an die Küste geworfen worden waren, wohnten noch auf Bonin Sima.
    Seit dem Aufleben der Großfischerei besuchten eine Menge Walfischfahrer diesen Archipel, wo sie neben einem zu jeder Jahreszeit sicheren Hafen, Wasser und Holz im Ueberfluß, während einer Jahreshälfte viel Schildkröten, Fische, vorzüglich aber auch antiscorbutische Kräuter und köstlichen Palmenkohl fanden.
    »Die majestätische Höhe und kräftige Entwicklung der Bäume, sagt Lütke, die Verschiedenheit und das gleichzeitige Vorkommen tropischer Pflanzen neben solchen der gemäßigten Klimate beweist schon die Fruchtbarkeit des Bodens und die Gesundheit des Klimas. Unsere meisten Gartenpflanzen und Küchengewächse, ja, wahrscheinlich alle, würden hier ausnehmend gut gedeihen, ebenso wie Weizen, Mais und Reis; auch für die Weinrebe dürfte es kaum ein geeigneteres Klima und eine günstigere Lage geben. Hausthiere jeder Art, auch Bienen, müßten sich hier schnell vermehren. Kurz, diese kahle Inselgruppe würde mit einer an Zahl geringen, aber fleißigen Colonistenbevölkerung sich bald zum Ausfuhrplatz der verschiedenartigsten Naturerzeugnisse entwickeln.«
    Am 9. Juni lief die »Senjavine«, durch Windstille um volle acht Tage verzögert, in Petropawlowsk ein, wo sie durch die Nothwendigkeit, Lebensmittel einzunehmen, bis zum 26. aufgehalten wurde. Nun folgte eine ganze Reihe von Entdeckungen längs der Küsten von Kamtschatka, wie des Landes der Koriaks und der Tschuktschen, während inzwischen dreimal, an der Insel Karaghinsk, in der Bai des St. Lorenz und dem Golf von St. Croix, Rast gemacht wurde.
    An dem einen dieser Haltepunkte erlebte der Befehlshaber ein seltsames, drolliges Abenteuer. Er stand mit verschiedenen Tschuktschen schon seit mehreren Tagen auf recht gutem Fuße und bemühte sich, diesen eine genauere Vorstellung von dem Wesen und den Lebensgewohnheiten der Russen beizubringen.
    »Die Eingebornen, sagt er, zeigten sich freundlich und zutraulich und bemühten sich, unsere Scherze oder etwaigen Schmeicheleien möglichst mit gleicher Münze heimzuzahlen. So klopfte ich als Zeichen der Freundschaft einem jungen kräftigen Tschuktschen leise mit der Hand auf die Wange und erhielt als Antwort eine Ohrfeige, von der ich fast umgefallen wäre. Als ich mich von meinem Erstaunen erholt, sah ich meinen Tschuktschen mit strahlendem Gesichte vor mir stehen, aus dem die Befriedigung eines Mannes, der Gelegenheit fand, seine gute Lebensart und Höflichkeit an den Tag zu legen, deutlich hervorleuchtete. Er hatte

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