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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Manouaroa, von Freycinet die Papua-Inseln genannt, liegen alle fast genau unter dem Aequator. Waigiou, die größte derselben, mißt im Durchmesser zweiundsiebzig Meilen. Das niedrige Land, welches dessen Ufergebiet bildet, ist sehr sumpfig; die Küste selbst steil, von Madreporen-Riffen umgeben und von vielen durch den Wogenschlag ausgehöhlten Grotten durchlöchert.
    Die Vegetation auf diesen Inseln und Eilanden übertrifft jede Vorstellung. Hier grünen die herrlichsten Bäume, darunter die ungeheure »Barringtonia«, deren gewaltiger Stamm stets nach dem Meere zu geneigt steht, so daß die obersten Zweige sich in demselben baden; die
Scoevola lobelia
, neben Feigenbäumen, Wurzelträgern, Casuarinen mit geradem, schlankem Schafte, welche bis vierzig Fuß hoch aufsteigen, dem »Rima«, dem »Takamahaka,« dessen Stamm über zwanzig Fuß Umfang erreicht, dem Hundsschwamm aus der Familie der Leguminosen, der mit rosenartigen Blüthen und goldigen Früchten besetzt erscheint; außerdem wuchern an niedrigen feuchten Plätzen noch Palmen, Muscat-und Jambobäume, sowie prächtige grüne Bananen.
    Wenn die Flora also wirklich überraschend reich entwickelt ist, so steht ihr die Fauna dagegen bedeutend nach. Man trifft auf Rawak kaum andere Vierfüßler als Kletterbeutelthiere und wild gewordene Schäferhunde. Waigiou besaß indeß auch Hornschweine und eine Art Zwerg-Eber. Auch Federvieh gab es nicht so viel, als man erwartet hätte, da Körner erzeugende Pflanzen, welche jenes als Nahrung bevorzugt, unter dem dichten Schatten der Wälder nicht gut gedeihen mochten. Es fanden sich nur »Calaos« (dies sind Hornvögel), deren an den Enden mit großen einzeln stehenden Federn versehene Flügel beim Fliegen ein lautes Geräusch verursachen, Papageien, welche stark vertreten schienen, Taucherkönige, Turteltauben, Citronenvögel, wilde Sperber, Helmtauben und, obwohl die Reisenden keine zu Gesicht bekamen, vielleicht auch Paradiesvögel.
    Die Menschen selbst, die Papuas, sind geradezu abschreckend häßlich.
    »Die flache Stirn, sagt Odet-Pellion, der gedrückte Schädel, ein Gesichtswinkel von 75°, der große Mund, kleine tiefliegende Augen, hervorspringende Backenknochen, eine dicke, an der Spitze bis an die Oberlippe niedergedrückte Nase, dürftiger Bart – eine Eigenthümlichkeit, welche man bei allen Völkern dieser Gegend wiederfindet – mäßig breite Schultern, ein dicker Leib und verhältnißmäßig dünne Gliedmaßen, das sind die unterscheidenden Merkmale dieses Volkes. Ihr Haupthaar ist der Natur und der Form nach sehr verschieden; gewöhnlich bildet es eine unförmliche Perrücke aus welligem oder schlichtem Haar, das meist von Natur gekräuselt und oft gegen acht Zoll lang ist; es beschreibt, sorgsam gekämmt, künstlich noch mehr gekräuselt und nach allen Seiten aufgesträubt, mit Hilfe eines Fettes, welches dasselbe hält, eine förmliche Kugel rings um den Kopf. Sie stecken in diese Haarwulst, mehr zur Zierde als zur Erhöhung der Haltbarkeit, noch einen großen Kamm mit fünf bis sechs Zähnen.
    Die unglücklichen Eingebornen leiden unter einer schrecklichen Geißel; der Aussatz herrscht unter ihnen so verbreitet, daß wohl der zehnte Theil der Bevölkerung davon befallen ist. Die Krankheit entsteht ohne Zweifel durch die Ungesundheit des Klimas, die deletären Ausdünstungen der Sümpfe, in welche das Meerwasser mit der Fluth eintritt, durch die Feuchtigkeit der dichten Wälder und die Nachbarschaft der schlecht in Stand gehaltenen Gräber, vielleicht auch durch den unmäßigen Genuß von Muscheln, welche die Eingebornen gierig verschlingen. Alle Wohnungen sind, nahe dem Ufer, auf dem Lande oder auf dem Meere selbst, auf Pfählen errichtet. Diese meist an schwer zugänglichen Stellen erbauten Häuser bestehen aus vielen, in den Boden eingetriebenen Stämmen, an denen mittelst Baststricken andere Querhölzer befestigt sind, welche den Fußboden tragen. Zugeschnittene und mit einander verbundene Palmenblätter bilden das Dach der Wohnung, die nur eine Eingangsthür hat. Wenn diese Hütten im Wasser errichtet sind, so stehen sie mit dem Lande durch eine Art Bockbrücke in Verbindung, deren Laufbahn rasch aufgezogen werden kann. Um jedes Haus zieht sich ein mit Geländer versehener Balkon hin.
    Ueber das gesellschaftliche Leben der Eingebornen konnten die Reisenden leider nichts erfahren. Ob sie in großen Gemeinden etwa unter der Autorität eines oder mehrerer Häuptlinge lebten, ob jedes Dorf seinen

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