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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Kolonie höchst nachtheilige Kriegszustand erschwerte gleichzeitig die Beschaffung von Nahrungsmitteln, welche Freycinet doch so nothwendig brauchte.
    Einige Officiere statteten dem Rajah Peters von Banacassi, dessen Wohnung kaum dreiviertel Meilen von Coupang lag, einen Besuch ab. Peters, jetzt ein Greis von achtzig Jahren, mußte ein sehr schöner Mann gewesen sein. Er erschien mit zahlreichem Gefolge, das ihn mit größter Ehrfurcht behandelte, und unter dem sich mehrere Krieger von imponirender Erscheinung auszeichneten.
    In der weitläufigen Wohnung bemerkten die Franzosen mit Verwunderung einen großen Luxus an Tafelgeräthen und sahen daselbst auch sehr schön gearbeitete und kostbare europäische Gewehre hängen.
    Trotz der hohen Temperatur, unter der sie zu leiden hatten – das Thermometer stieg in der Sonne und in freier Luft bis zu 45 Grad, im Schatten bis 33, ja sogar bis 35 Grad – betrieben der Commandant und die Officiere mit ungeschwächtem Eifer die wissenschaftlichen Beobachtungen und geographischen Nachforschungen, welche ihnen instructionsgemäß oblagen.
    Trotz Freycinet’s ernsthafter Warnungen hatten doch mehrere jüngere Officiere und Matrosen die Unklugheit begangen, gegen Mittag auszugehen; in der Hoffnung, die traurigen Folgen solch’ frevelhaften Leichtsinnes abzuwenden, verzehrten sie dann begierig kalte Getränke und säuerliche Früchte. Bald wurden sie dafür aber durch den Ausbruch der Dysenterie bestraft, welche fünf Mann an’s Lager fesselte, so daß man an die Abreise denken mußte, worauf die »Uranie« am 23. October die Anker lichtete.
    Man fuhr nun, zum Zwecke hydrographischer Aufnahmen, ziemlich schnell längs der nördlichen Küste Timors hin; als die Corvette aber bis zur engsten Stelle des Kanals von Ombay gelangte, fand sie daselbst so heftige Strömungen und nur so schwache oder widrige Winde, daß sie kaum noch von der Stelle kam. Diese mißlichen Verhältnisse dauerten volle neunzehn Tage an.
    Einige Officiere benutzten den unfreiwilligen Aufenthalt nahe dem Gestade Ombays zu einem Ausfluge nach den nächstliegenden Theilen der Insel, die einen recht lieblichen Anblick boten. Sie landeten bei dem Dorfe Bitouka und näherten sich einer Gruppe Eingebornen, welche mit Bogen, Pfeilen und »Kris« (dies sind 45 bis 60 Centimeter lange, meist geschlängelte Dolche der Malayen und anderer asiatischer Volksstämme) bewaffnet waren und Panzer und Schilder aus Büffelhäuten trugen. Diese Wilden hatten ein sehr kriegerisches Aussehen und schienen sich vor Feuerwaffen nicht besonders zu fürchten; ihrer Aussage nach vermochten sie während der zum Laden eines Gewehres nöthigen Zeit eine große Menge Pfeile zu verschießen.
    »Ihre Pfeilspitzen, sagt Gaimard, bestanden aus sehr hartem Holze, aus Knochen oder sogar aus Eisen. Die vorräthigen, fächerartig geordneten Pfeile führte der Krieger an seiner linken Seite im Gürtel des Säbels oder Kris mit sich. Die meisten Einwohner trugen, am rechten Schenkel oder am Gürtel befestigt, eine Menge geschlitzte Latanenblätter, durch welche wieder roth oder schwarz gefärbte Blätter derselben Art gesteckt waren. Das fortwährende Geräusch von Denjenigen, welche mit diesem sonderbaren Schmucke ausstaffirt waren, dazu noch das Scharren und Schlagen, wenn Panzer und Schild in Berührung kamen, und endlich das Ertönen der kleinen Schellen, einer ferneren Zugabe ihrer Kriegertoilette – alles das verursachte einen solchen Heidenlärmen, daß wir uns des Lachens nicht erwehren konnten. Weit entfernt, sich dadurch verletzt zu fühlen, folgten die Ombayer vielmehr unserem Beispiele. Arago 1 führte vor ihnen einige Taschenspieler-Kunststückchen aus, welche sie gewaltig in Erstaunen setzten. Wir begaben uns nun geraden Weges nach dem auf einer benachbarten Anhöhe gelegenen Dorfe Boutika. In einer Hütte, an welcher wir vorüberkamen, sah ich an der Decke etwa zwanzig menschliche Kinnladen hängen und drückte den Wunsch aus, gegen meine kostbarsten Tauschgegenstände einige derselben einzuhandeln. Man antwortete mir darauf aber nur: »Palami!« (Das ist geheiligt!) Wahrscheinlich hingen diese Knochen hier als Trophäen zur Erinnerung an einen über irgendwelche Feinde erfochtenen Sieg.«
    Dieser kurze Ausflug hatte um so mehr Interesse, als die Insel Ombay von Europäern bisher nur sehr selten besucht worden war. Die wenigen Schiffe, welche daselbst gelandet waren, hatten alle über die wilden, kriegslustigen Stämme, von denen

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