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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einzelne sogar als Menschenfresser geschildert werden, mehr oder weniger zu klagen gehabt.
    So wurde z. B. im Jahre 1802 ein Boot von der »Rose« überfallen und dessen Besatzung gefangen genommen. Zehn Jahre später kehrte der allein an’s Land gegangene Kapitän der »Inacho« mit vielen Pfeilschußwunden von da zurück. Im Jahre 1817 endlich wurden alle Leute von der Schaluppe einer englischen Fregatte, welche ausgefahren waren, um Holz zu fassen, erschlagen und aufgezehrt. Ein zweites bewaffnetes Boot, das am nächsten Tage zur Aufsuchung suchung der Ausgebliebenen abgesendet wurde, fand von diesen nur noch blutige Ueberbleibsel und von der gänzlich zerstörten Schaluppe einige umherliegende Trümmer.
    Unter diesen Umständen konnten die Franzosen von Glück sagen, mit den wilden Cannibalen so erträglich ausgekommen zu sein, was sich gewiß geändert hätte, wenn die »Uranie« hier vor Anker liegen blieb.
    Am 17. November ankerte dieselbe vor Dille. Nach Austausch der gewöhnlichen Höflichkeitsbezeigungen mit dem portugiesischen Gouverneur theilte Freycinet diesem mit, was er für sein Schiff bedürfe, und er erhielt umgehend eine Antwort des Statthalters, der ihm die schleunigste Herbeischaffung von Nahrungsmitteln zusicherte. Auch die gesammte Mannschaft wurde ebenso feierlich als herzlich aufgenommen, und als Freycinet Abschied nahm, sandte ihm der Gouverneur als Erinnerung zwei kleine Knaben und zwei Mädchen aus dem Königreiche Failacor im Innern von Timor.
    »Diese Race ist in Europa unbekannt,« sagte Don Jose Pinto Alcofarado d’Azevedo e Souza, um sein Geschenk nicht etwa abgeschlagen zu sehen. Freycinet mochte dagegen die triftigsten Gründe anrufen, er mußte wohl oder übel einen der beiden kleinen Knaben behalten, welcher auf den Namen Joseph Antonio getauft wurde und in Paris, sechzehn Jahre alt, an einer skrophulösen Krankheit starb.
    Die Bevölkerung von Timor erscheint auf den ersten Anblick vollkommen asiatisch; geht man aber näher darauf ein, so findet man in den centralen, minder besuchten Gebirgen eine Neger-Race mit krausen Haaren und sehr wilden Sitten, welche an die Urbewohner von Neu-Guinea und Neu-Irland erinnert und wahrscheinlich auch zuerst allein hier gehaust hat. Diese Methode eingehender Forschung, welche gegen Ende des 16. Jahrhunderts von dem Engländer Crawfurd inaugurirt wurde, hat in unseren Tagen durch die gelehrten Arbeiten der Doctoren Broca und E. Hamy eine recht fruchtbringende Entwickelung erfahren. Dem zweiten dieser Gelehrten verdankt man über jene Urbevölkerung sehr sorgfältige Studien, welche die»Natur« und das
»Bulletin de la Société de Geographie«
zur Belehrung und Unterhaltung ihrer Leser regelmäßig wiedergeben.
    Von Timor aus begab sich die »Uranie« nach der Meerenge von Bourou, zwischen den Inseln Wetter und Roma, und bekam die pittoreske Insel Gasses in Sicht, die mit dem schönsten, dichtesten Grün, das man sich nur vorstellen kann, bedeckt ist; dann wurde sie durch stärkere Strömungen nach der Insel Pisang geführt, in deren Nachbarschaft man drei von Einwohnern der Insel Guebe besetzten »Corocores« begegnete.
    Diese haben dunklen Oliven-Teint, abgeplattete Nasen und wulstige Lippen; sie sind zum Theile stark und kräftig gebaut und von athletischem Aussehen; zum Theile zärtlich und schwächlich, oder auch untersetzt und von geradezu abstoßender Erscheinung. Die meisten tragen weiter nichts als ein mit einem Taschentuche am Gürtel befestigtes Beinkleid.
    Es wurde auch ein Ausflug nach der kleinen Insel Pisang unternommen, welche vulcanischen Ursprunges ist, und deren trachitische Laven sich zu fruchtbarer Pflanzenerde zersetzen.
    Nachher fuhr man zwischen bisher wenig bekannten Inseln weiter nach Rawak, wo die Corvette am 10. December zu Mittag vor Anker ging.
    Die Insel Rawak ist klein, fast unbewohnt, und obwohl die Reisenden wiederholt Besuche von den Einwohnern von Waigion erhielten, fanden sie doch nur wenig Gelegenheit, über die betreffende Menschenrace nähere Kunde einzuziehen. Auch die Unkenntniß der Sprache der Eingebornen und die Schwierigkeit, sich mit Hilfe des Malayischen, von dem jene nur einzelne Worte begriffen, zu verständigen, machten jeden derartigen Versuch desto unfruchtbarer.
    Sofort nach Auffindung eines geeigneten Platzes wurden die Instrumente aufgestellt und man begann, neben den nicht vernachlässigten geographischen Arbeiten, physikalische und astronomische Beobachtungen.
    Rawak, Boni, Waigiou und

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