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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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das Commando des Schiffes übernahm, dem er den Namen »Physicienne« beilegte. Der Aufenthalt hierselbst wurde zur besseren Ausrüstung, zur ordentlichen Verstauung der Fracht und zur Revision der Takelage benützt, während man gleichzeitig den nöthigen Wasser-und Mundvorrath für die Fahrt nach Rio einnahm, welches die »Physicienne«, nicht ohne mannigfache Beschädigung zu erleiden erreichte.
    Das Fahrzeug hatte ein so wenig kriegerisches Aussehen, trotz des Kriegswimpels, der am Top des Großmastes flatterte, daß es die Zollbeamten hier wie jedes andere Handelsschiff untersuchen wollten.
    Wegen unabweislicher und umfassender Reparaturen mußte Freycinet bis zum 18. September in Rio de Janeiro verweilen. Dann endlich schlug er den Weg nach Frankreich ein und ging am 13. November 1820 in Havre nach einer Reise von drei Jahren und zwei Monaten vor Anker, bei welcher er nicht weniger als 18.862 Seemeilen, gleich 23.577 französischen Lieues, zurückgelegt hatte.
    Wenige Tage später kam Freycinet, ziemlich schwer erkrankt, nach Paris und übergab dem Secretariat der Akademie der Wissenschaften die Tagebücher von der Reise, welche nicht weniger als einunddreißig Quartbände füllten. Gleichzeitig überreichten die Naturforscher der Expedition, Quoy, Gaimard und Gaudichaud, die von ihnen zusammengestellten Sammlungen. Darunter befanden sich vier neue Arten von Säugethieren, fünfundvierzig von Fischen, dreißig von Reptilien, Mollusken, Spinnen, Polypen u. s. w.
    Freycinet wurde, gemäß der strengen Gesetze, vor ein Kriegsgericht gestellt, um sich wegen des Verlustes seines Schiffes zu verantworten. Dasselbe sprach ihn aber nicht allein vollständig frei, sondern er erntete noch für seine Energie, seine Geschicklichkeit und die zweckmäßigen Maßnahmen unter den geschilderten traurigen Umständen die Lobsprüche aller Richter. Kurz darauf empfing ihn selbst Ludwig XVIII. persönlich, und ihn beim Verlassen des königlichen Cabinets begleitend, sagte er: »Sie sind als Fregatten-Kapitän hier eingetreten und gehen als Linienschiffs-Kapitän wieder fort! Danken Sie mir nicht, sondern sagen Sie einfach, wie jener Jean Bart seinerzeit zu Ludwig XIV.: ›Sir, daran haben Sie recht gethan!‹«
    Seitdem widmete sich Freycinet mit allem Fleiße der Publication der Resultate seiner Expedition. Schon das Wenige, was wir von derselben mittheilten, läßt erkennen, wie groß diese waren. Der bis zum Exceß gewissenhafte Forscher wollte auch nichts erscheinen lassen, wogegen irgend ein Einwand erhoben werden könnte, und hielt darauf, daß seine Arbeiten nach allen Seiten auf der Höhe der Wissenschaft standen. Es ist leicht zu begreifen, wie viel Zeit er zum Ordnen des überreichlich mitgebrachten Materials verwenden mußte. Als ihn am 18. August 1842 der Tod ereilte, hatte er gerade an den merkwürdigsten und interessantesten Theil seiner Arbeit, der die Volkssprache in Oceanien und auf den Mariannen behandelt, noch nicht einmal die letzte Hand angelegt.
    Gegen Ende des Jahres 1821 erhielt der Marineminister, Marquis de Clermont-Tonnere, von zwei jungen Officieren, Duperrey und Dumont d’Urville, den Plan zu einer neuen Reise vorgelegt. Der Erstgenannte war seit kaum einem Jahre nach Frankreich zurückgekehrt; als zweiter Officier Freycinet’s auf der»Uranie« hatte er der Expedition durch seine allgemeinen wissenschaftlichen und hydrographischen Kenntnisse sehr wichtige Dienste geleistet. Der Zweite, ein Mitarbeiter des Kapitän Gauttier, zeichnete sich bei einer zu hydrographischen Zwecken unternommenen Fahrt im Mittelländischen und Schwarzen Meere rühmlichst aus. Er beschäftigte sich vorzüglich mit Botanik und alterthümlicher Kunst, und war der Erste, welcher auf den hohen künstlerischen Werth der eben aufgefundenen Venus von Milo aufmerksam machte.
    Die jungen Gelehrten wollten die Naturgeschichte in ihrem ganzen Umfange, den Magnetismus, die Meteorologie und die Bestimmung der Erdgestalt zu Gegenständen ihrer Beobachtungen machen.
    »Was die Geographie betrifft, sagt Duperrey, so beabsichtigen wir, theils durch directe Beobachtung, theils durch Zeitvergleichung, die Position einer großen Anzahl Punkte, vorzüglich in den dichtgesäeten Archipelen des Großen Oceans, festzustellen, welche bisher zu so vielen Schiffbrüchen Veranlassung gaben und durch die Natur und Gestalt der niedrigen Inseln, Korallenbänke und Klippen so merkwürdig sind. Ferner wollen wir neue Fahrstraßen durch den Gefährlichen

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