Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Mangel an Specialgelehrten zu pflegen im Stande war – zahlreiche und verläßliche Ergebnisse lieferte. Man kann mit dem Commandanten der »Thetis« nur übereinstimmen, wenn er in seiner Vorrede bedauert, daß die Regierung und die Akademie der Wissenschaften es nicht für angezeigt hielten, diese Fahrt zu benützen, um neue Erfahrungen aller Art zu sammeln, welche die reichen Schätze der von Bougainvilles Vorgängern gesammelten Aufschlüsse gewiß noch vermehrt hätten.
Die Expedition, mit der der Kapitän Dumont d’Urville betraut wurde, sah der Marineminister nur für ein Mittel an, die beträchtliche Menge wissenschaftlicher Ausbeute, welche Kapitän Duperrey von 1822 bis 1824 gesammelt hatte, zu vervollständigen.
Kein Officier eignete sich hierzu mehr als Dumont d’Urville, der als zweiter Officier Duperreys gedient und auch den Plan zu dieser Fahrt bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet hatte. Die Theile Oceaniens, welche er erforschen wollte, weil sie seiner Meinung nach die Aufmerksamkeit des Geographen und Reisenden vor Allem verdienten, waren Neu-Seeland, die Fidschi-Inseln, der Loyalty-Archipel, Neu-Britannien und Neu-Guinea.
Wir werden, wenn wir dem Reisenden Schritt für Schritt folgen, sehen, wie weit er diese Aufgabe vollendete.
An diese Expedition knüpfte sich auch noch ein Interesse anderer Art; doch lassen wir lieber die dem Seefahrer eingehändigte Instruction selbst sprechen.
»Ein amerikanischer Kapitän, heißt es darin, will in den Händen von Eingebornen einer Insel zwischen Neu-Caledonien und den Luisiaden ein Ludwigs-Kreuz und Medaillen gesehen haben, welche von dem Schiffbruche des berühmten Seefahrers La Pérouse herrühren könnten, dessen Verlust so schmerzlich bedauert wurde. Es ist freilich nur sehr geringe Hoffnung vorhanden, daß die Opfer jenes Unfalles daselbst noch lebten; doch würden Sie Seiner Majestät ein großes Vergnügen bereiten, wenn es Ihnen gelingen sollte, nach so vielen Jahren des Elends und der Verbannung einen der unglücklichen Schiffbrüchigen seinem Vaterlande wieder zuzuführen.«
Das der Expedition gesteckte Ziel war also ein vielfaches; der Zufall begünstigte sie aber in dem Maße, daß es gelang, fast alle erwarteten Resultate zu erreichen.
Im Monat December 1825 erhielt Dumont d’Urville seinen Commandobrief und wurde ermächtigt, alle Personen, die ihn begleiten sollten, selbst auszuwählen. Zu seinem zweiten Officier ernannte er Jacquinot und wählte als wissenschaftliche Mitarbeiter Quoy und Gaimard, welche die Fahrt der »Uranie« mitgemacht hatten, und als Arzt Primevère Lesson.
Als Fahrzeug sachte er sich die »Coquille« aus, deren vortreffliche Eigenschaften er ja bereits kannte; er gab ihr nur zur Erinnerung an La Pérouse den Namen »Astrolabe« und schiffte auf derselben achtzig Mann Besatzung ein. Am 25. April 1826 wurden die Anker gelichtet und bald hatte man die Berge von Toulon und die Küsten Frankreichs aus den Augen verloren.
Nach kurzem Aufenthalte in Gibraltar hielt die »Astrolabe« bei Teneriffa an, um vor der Ueberfahrt über den Atlantischen Ocean einige frische Lebensmittel einzunehmen. Der Commandant benützte diese Station, um den Pic von Teyde zu besteigen. D’Urville, nebst Quoy, Gaimard und einigen Officieren, folgte einem ziemlich schlechten Wege durch die mit Schlacken bedeckte Landschaft.
Je mehr man sich aber Laguna nähert, desto anziehender wird die Scene. Diese ziemlich große Stadt hat nur eine geringe, indolente arme Einwohnerschaft.
Von Matanza bis Orotava findet sich eine herrliche Vegetation, und der Weinstock mit seinen grünen Reben verleiht dem reichen Bilde noch einen besonderen Reiz.
Orotava ist eine kleine Seestadt, deren Hafen nur sehr mangelhaften Schutz bietet; gut gebaut und angelegt, würde sie vielleicht angenehm zu nennen sein, wenn die steilen Abhänge in deren Straßen nicht den Verkehr zu sehr erschwerten.
Nach dreiviertelstündigem Steigen durch wohl angebaute Felder gelangt man in die Region der Kastanien. Jenseits der letzteren beginnen die Wolken und der Reisende schreitet, völlig durchnäßt von dem dichten Nebel, unter nicht besonders angenehmen Empfindungen dahin. Noch weiter oben fängt die Region des Heidekrautes an; über dieser klärt sich dann die Atmosphäre, die Pflanzen verschwinden gänzlich und der Boden wird mager und unfruchtbar. Hier findet man dann nur zersetzte Laven, Schlacken und Bimssteine in Menge, während ein ungeheures Wolkenmeer unter den
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