Der Triumph des 19. Jahrhunderts
anstrengten, in der Nähe der Inseln St. Paul und Amsterdam vorüber, und am 7. October ankerte das Fahrzeug im König Georgs-Hafen an der Küste von Australien.
Trotz des heftigen Seeganges und der fast ausnahmslos schlechten Witterung während der hundertacht Tage, welche die»Astrolabe« auf dem Meere zugebracht, unterließ d’Urville doch niemals seine gewohnte Beobachtung über die Wirkungen des Rollens des Schiffes, über die Höhe der Wellen an der Nadelbank, welche er zu achtzig bis hundert Fuß schätzte, und gleichzeitig über die Temperatur des Meerwassers in verschiedenen Tiefen.
Als Kapitän Jacquinot am rechten Ufer der engen Einfahrt zur Prinzessinnen-Bai einen schönen Wasserplatz, und unsern davon einen geeigneten Punkt zur Errichtung eines Observatoriums ausfindig gemacht hatte, schlugen die Segelmacher daselbst bald Zelte auf, während einige Officiere eine Rundfahrt um die ganze Bai unternahmen und andere mit einzelnen Urbewohnern Verbindungen anzuknüpfen suchten.
Einer der letzteren ließ sich bestimmen, an Bord zu kommen. Man hatte alle mögliche Mühe, ihn zum Weglegen eines brennenden Banksiazweiges zu bewegen, den er zu tragen gewohnt war, um immer Feuer bei der Hand zu haben und sich den Leib und überhaupt die Vorderseite des Körpers damit zu erwärmen. Uebrigens verweilte er sehr ruhig zwei Tage lang an Bord und aß und trank seelenvergnügt vor dem Küchenherde. Seine am Lande zurückgebliebenen Landsleute bemühten sich unaufhörlich, ihre friedliche Gesinnung an den Tag zu legen, und scheuten sich sogar nicht, drei ihrer Kinder nach dem Lagerplatze mitzubringen.
Während des hiesigen Aufenthaltes erschien auch ein von acht Engländern besetztes Boot. Sie erzählten eine wenig glaubhafte Geschichte, wie sie hier zurückgelassen worden wären, welche den Befehlshaber auf den Gedanken brachte, daß die Leute wohl entlaufene Sträflinge sein möchten, eine Vermuthung, die sich durch die verdutzten Gesichter derselben zur Gewißheit erhob, als man ihnen vorschlug, sie nach Port Jackson zurückzubefördern. Am folgenden Tage trat jedoch einer derselben als Matrose ein, zwei andere meldeten sich als Passagiere; die fünf letzten zogen es jedoch vor, am Strande zu bleiben und die elende Existenz, die sie inmitten der Wilden hatten, fortzuführen.
Inzwischen wurden die hydrographischen und astronomischen Beobachtungen fortgesetzt, während die Jäger und die Naturforscher sich bemühten, neue Pflanzen-und Thierspecies einzusammeln. Der bis zum 24. October sich hinziehende Aufenthalt gab der Mannschaft Gelegenheit, sich von der beschwerlichen Reise bis hierher ordentlich zu erholen, die nöthig gewordenen Reparaturen auszuführen, Holz und Wasser zu fassen, einen Plan der Umgegend aufzunehmen und werthvolle vegetabilische und zoologische Sammlungen anzulegen.
Nach den von ihm angestellten vielseitigen Beobachtungen verwunderte es d’Urville, daß die Engländer am König Georgs-Hafen noch keine Niederlassung begründet hatten, da dieser ebenso für die von Europa direct nach Neu-Süd-Galles steuernden Schiffe, wie für diejenigen, welche bei ungünstigem Jahreszeitenwinde um das Cap nach China oder den Sunda-Inseln segeln, gleich günstig gelegen war.
Die Erforschung der Küste wurde bis Port Western fortgesetzt, welchen Ankerplatz d’Urville dem Hafen Dalrymple vorzog, bei dem Ein-und Ausfahrt stets mit Schwierigkeiten, oft mit Gefahren verknüpft sind. Port Western war bisher übrigens nur aus den Berichten Baudin’s und Flinders’ bekannt; es erschien also nutzbringender, diese noch wenig besuchte Stelle in Augenschein zu nehmen. Die schon im König Georgs-Hafen betriebenen Arbeiten wurden ebenso auch in Port Western fortgesetzt und führten den Commandanten zu folgenden Schlüssen:
»Port Western, sagt er, bildet einen zum Ein-wie zum Aussegeln gleichmäßig geeigneten Ankerplatz; der Grund desselben ist ausgezeichnet und Holz daselbst leicht zu beschaffen. Mit einem Worte, sobald es gelungen sein wird, noch einen bequemen Wasserplatz aufzufinden (woran auf die Dauer nicht zu zweifeln ist), wird derselbe einen sehr wichtigen Zufluchtsort in einer Meerenge, wie der Baß-Straße, darstellen, wo steife Winde oft tagelang in der nämlichen Richtung wehen und Strömungen die Schifffahrt unter solchen Umständen als sehr gefährlich erscheinen lassen.«
Vom 19. November bis zum 2. December segelte die »Astrolabe« weiter an der Küste ohne anderen Aufenthalt als in der Jervis-Bai
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